Unsere erste Attraktion, die wir uns für unseren Trip nach Berlin ausgesucht hatten, war ein Besuch der Reichstagskuppel mit den Kindern. Dafür gab es gleich mehrere Gründe.
Zum einen ist die Reichstagskuppel ein tolles architektonisches, leicht verspieltes Wunderwerk, dessen Erkundung einfach Spaß macht.
Zum anderen kann man vom Dach des Reichstags aus schön über die Dächer von Berlin gucken und so schon mal über die weiteren Sehenswürdigkeiten sprechen, die man noch zusammen erkunden will.
Aber wichtig war uns auch die Bedeutung des Reichstags und des deutschen Bundestags als solches: Die Kinder sollten auch mal ein wenig darüber erfahren, wie Deutschland eigentlich so funktioniert und wie es zu dem geworden ist, was es heute so ist.
Vorbereitung für den Besuch des Reichstags
Früher, als wir noch in Berlin gelebt haben, konnte man völlig frei und spontan die Reichstagskuppel besuchen. Man stellte sich einfach an, schritt die Treppen zur Lobby hoch, ging durch die Sicherheitskontrollen und ließ sich mit dem Lift nach oben befördern.
Das ist heute so nicht mehr möglich. Zwar ist der Besuch der Reichstagskuppel nach wie vor kostenlos, aber man muss sich vorher online anmelden. Das klappt eigentlich auch ganz problemlos, wenn man sich denn nicht von den langen Texten in augenkrebskleiner Schrift auf der offiziellen Webseite abschrecken lässt.
Bereits drei Monate vor Besuch kann und sollte man sich auf der Webseite des Reichstags anmelden – und das heißt alle, inklusive der Kinder. Die Bestätigung lässt dann auch nicht lange auf sich warten, und mit dem Ausdruck und den entsprechenden Ausweispapieren in der Hand kann man sich dann zum gewählten Zeitfenster im Container vor dem Reichstag einfinden.
Ja, heutzutage steht vor dem Reichstag ein Abfertigungscontainer. Man geht also nicht mehr selbstständig bis zu den Pforten des Gebäudes, sondern wird in einem separaten Gebäude kontrolliert und zu einer Gruppe gesammelt, bis einer der Angestellten die Besucher geschlossen zum Eingang des Reichstagsgebäudes begleitet. Eine permanente Lösung ist allerdings derzeit in Planung.
Insgesamt war dieser Prozess völlig unproblematisch, und wir möchten einmal ganz löblich das superfreundliche Sicherheitspersonal erwähnen, das es sich erlaubte, trotz Schicht rund um Weihnachten mit den Kindern Quatsch zu machen.
Mit den Kindern die Kuppel hoch
Direkt am Lift oben auf dem Dach konnten sich die Besucher mit Audioguides eindecken, um so noch mehr Hintergrundinformationen zum Gebäude zu erfahren. Wir sind leider keine Audioguides-Menschen, deshalb gingen wir am Tresen vorbei. Auch für die Kinder gibt es übrigens spezielle Reichstags-Audioguides, gesprochen von Bernd das Brot.
Statt uns ein Gerät an die Ohrmuschel zu halten, erlebten wir lieber direkt. Und das bedeutete, direkt ins Geschehen einzutauchen und die gläserne Kuppel live zu erleben. Die Reichstagskuppel wurde nach der Wiedervereinigung von Norman Forster verwirklicht und war mit seinem Spiralaufgang einfach zu verführerisch für die Kinder, als dass sie lange nur auf dem Dach herumlaufen wollten.
Also machten wir uns auf den spiralförmigen Aufstieg, immer mit Blick auf die Hauptstadt. Wir machten die Spree aus und das Bundeskanzleramt, das Brandenburger Tor, die Charité und den Potsdamer Platz. Wir sahen den Tiergarten und das Haus der Kulturen der Welt.
Immer und immer weiter ging es hinauf, mal schnell, mal langsam, aber immer wieder neu und überraschend.
Ein Blick in den Plenarsaal
Ein Blick ins Innere zeigte uns einen Tunnel aus Spiegeln, die natürliches Sonnenlicht nach unten in den Plenarsaal warfen. Mit ein bisschen Geduld, und wenn das Licht richtig war, konnten wir sogar die gepolsterten Sitze des Bundestags ausmachen.
Hier wird also Geschichte geschrieben, dachten wird. Und wir erklärten den Kindern kurz, dass hier die Gesetze verabschiedet werden, die das Zusammenleben in Deutschland regeln. Sie waren mächtig unbeeindruckt.
Toll waren auch die Paneelen, die sich elektronisch verstellen konnten, um das direkte Sonnenlicht von den Mitgliedern des Bundestags abzuhalten. Ihre Größe allein wirkte schon spektakulär.
Nach dem Weg nach oben ging es folgerichtig wieder nach unten. Hier sahen wir uns zusammen mit den Kindern die Schautafeln zur Geschichte des Reichstags an. Und die hatten es natürlich schon in sich. Der Reichstagsbrand, die Nazi-Herrschaft, die Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg, die Verhüllung durch Christo und Jean-Claude, die Neueröffnung nach der Wiedervereinigung.
Es waren genug erstaunliche Fakten und Fotos dabei, dass die Kinder dem groben Aufriss der Geschichte folgen konnten.
Auf dem Dach
Auch wenn es eisig kalt war, liefen wir auch noch das Dach ab. Betrachteten die reichen Verzierungen der Türme aus der Nähe, die Köpfe und Wappen. Lukten in die Büros, jetzt zur Weihnachtszeit natürlich verwaist.
Stellten mit einer seltsamen Befriedigung fest, dass die Graffitis der russischen Soldaten, die diese nach der Erstürmung des Reichstags hinterlassen hatten, immer noch da waren, wo wir sie zuletzt gesehen hatten. Ebenfalls noch gut zu sehen: Die zahlreichen Einschusslöcher im alten Gemäuer.
Entdeckten ein Kunstwerk in einem der Innenhöfe, schön versteckt, so dass man wirklich davor stehen musste, um es zu sehen.
Dem Deutschen Volke(r)
Als wir den Reichstag wieder verließen, warfen wir noch einen kurzen Blick zurück auf die Wörter auf dem Architrav. “Dem Deutschen Volke”, stand da geschrieben. “Das ist falsch, da fehlt ein r”, stellte mein Mann, Volker, nur trocken fest.
Mit diesen Worten verließen wir das Gelände und begaben uns zu unserem nächsten Stop bei unserem Berlin-Rundgang, dem Denkmal der Ermordeten Juden Europas. Wenn ihr erfahren wollt, was wir sonst noch so alles mit den Kindern in Berlin erlebt haben, dann schaut mal hier. Für weitere Berlin-Tipps für Familien, hier klicken. Für einen super-detaillierten Reiseführer für Berlin, schaut hier.
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