Dies ist der vierte Teil unserer Outback-Rundfahrt mit den Mini Globetrottern. Wenn ihr von vorne anfangen wollt zu lesen, klickt bitte hier.
Viele Leute kennen Uluru noch unter dem alten Namen Ayers Rock. Aber dies ist der Name, den ein Weißer dieser Felsformation gegeben hatte, und das ging mit der Inbesitznahme des Landes einher. Erst 1985 sollte das Land wieder an die angestammten Hüter zurückgehen, an das Volk der Anangu.
Glücklicherweise passierten viele wichtige Dinge in den 70ern, die großen Einfluss darauf hatten, wie man diesen Ort als Tourist heutzutage besuchen konnte.
Zum einen waren alle Tourismusetablissements in Sichtweite des Felsens entfernt worden. Das war auch gut so. Man stelle sich mal vor, man besuche diesen heiligen Berg, und drumherum stünde ein Las Vegas an Motels, Tankstellen und Nachtclubs.
Zum anderen hatten die Aborigines ein tolles Kulturzentrum aufgebaut, das man als erste Station anfahren sollte, bevor man Uluru überhaupt zu Gesicht bekam. So wurde man gleich zu Beginn schon richtig auf das Erlebnis eingestimmt.
Die Ansage war klar: Uluru war keine Touristenattraktion und auch kein Disneyland. Die Gegend war den ansässigen Aborigines heilig und überaus wichtig. Ein Besuch hier war spirituell sehr greifbar, aber man lernte natürlich auch eine Menge über die Geschichte der Region.
Praktische Erwägungen
Wir taten das, was fast alle Besucher am Uluru taten: Wir kamen im benachbarten Yulara-Resort unter. Das war einige Autominuten entfernt und ein zweckmäßig gebauter Touristenort, der einzig dazu diente, Betten und Verpflegung für die Besucher bereitzustellen.
Hier fanden sich eine Tankstelle, Restaurants, eine Kamelfarm, Golfplatz, Kunstgalerien, ein Arzt, sogar ein Flughafen. Für jeden Geldbeutel war gesorgt – Filmstars wurden angemessen im 5-Sterne-Hotel untergebracht, und Camper wie wir konnten auf dem Campingplatz schlafen.
Jedoch sollte man diese Übernachtung auf jeden Fall vorbuchen. Selbst im Winter war der Platz komplett belegt. Viele Reisende mussten auf einem Stellplatz ohne Stromanschluss zurückgreifen, was bei Minustemperaturen nachts sicherlich nicht sehr angenehm war.
Nachdem wir den Sonnenuntergang am Uluru schon am Vorabend beobachten konnten, kehrten wir am nächsten Morgen zurück, um den Stein mal genauer unter die Lupe nehmen zu können.
Uluru und Kata Tjuta lagen beide in einem Nationalpark, und der Besuch musste natürlich erstmal bezahlt werden. Dazu fuhr man durch ein Anlage ähnlich wie an einer Zollstation. Der Eintritt kostete $25 pro Person für einen 3-Tages-Pass. Das gab uns also ausreichend Zeit, uns alles ganz genau anzusehen.
Das Besucherzentrum am Uluru
Unser erster Anlaufpunkt war das Besucherzentrum. Hier wollten wir uns genau erkundigen, welche Wanderungen wir auch mit den Zwergen unternehmen konnten. Natürlich war es mit den Kleinen nicht möglich, stundenlang durch die Wüste zu laufen. Zum Glück konnte man uns im Besucherzentrum da gut beraten.
Doch zuerst schauten wir uns im Besucherzentrum einen Film an, der uns die Tränen in die Augen trieb: die offizielle Übereignung des Landes zurück an die angestammten Besitzer im Jahre 1985. Was für ein Gewinn für eine Bevölkerungsgruppe, die zu Australiens Schande erst 1965 das Wahlrecht erhalten hatte!
Andere Dinge, die man im Besucherzentrum sehen konnte, waren übrigens die Traumzeitgeschichten und Informationen zur traditionellen Lebensweise im australischen “Busch”.
Nach einer kurzen Beratung mit den Angestellten im Besucherzentrum einigten wir uns auf zwei kurze Wanderungen, die uns selbst mit den kurzen Stummelbeinen der Mini Globetrotter machbar erschienen. Wir entschieden uns außerdem dazu, auf jeden Fall den Berg einmal mit dem Wohnmobil zu umrunden.
Eine Besteigung des Uluru war zwar nicht verboten (es existierte sogar ein Halteseil), war allerdings auch nicht erwünscht. Die Anung empfanden das als höchst respektlos. Mal abgesehen davon, dass es zudem ziemlich gefährlich war, bei diesen Klimabedingungen auf den Berg zu kraxeln.
Ein Kampf mythischer Schlangen, und Frösche, die den Durst löschten
Unser erster Rundgang hieß Kuniya. Der Weg war wirklich sehr kurz, vielleicht 15 Minuten hin und 15 Minuten zurück.
Er führte von der Straße, die den Uluru umrundete, bis ganz nah an den Felsen heran zu einem Wasserloch. Unterwegs sahen wir interessante Höhlenzeichnungen, die markanten Markierungen am Uluru selbst (Löcher, Höhlen, Wasserrinnen, Verfärbungen), und natürlich am Ende das Wasserloch. Diese Stelle hatte Tausende Jahre menschlicher Besiedelung gesehen. Es war kaum zu fassen. Die Felsenmalereien waren so deutlich zu erkennen, als ob sie erst gestern entstanden waren.
Durch Zufall schlossen wir auf eine Gruppe auf, die einen einheimischen Führer dabei hatte. Gespannt lauschten wir seinen Geschichten über den Berg – Dreamtime, oder Traumzeit, und wie sie sich in den Löchern und Lücken des Uluru abzeichnete.
Die Geschichten handelten von Kuniya, einer jungen männlichen Pythonschlange und den Liru, gefährlichen Giftschlagen, die den Jungen überfielen und mit dem Speer töteten. Seine Tante war darüber so erbost, das sie die Liru verfolgte und aus Rache tötete.
Jede Station dieser Geschichte ließ sich mit ein bisschen Fantasie an den Felswänden ablesen: kleine Löcher zeigten, wo die Speere eingeschlagen hatten. Eine tiefe Kuhle war der Weg, durch den die Verfolgsjagd gegangen war, und die Verfärbungen auf dem Gestein waren Überreste von dem Blut, das bei dem Kampf vergossen worden war. Unser Kinder mit ihrer blühenden Fantasie fanden dies überaus spannend.
Am Ende des Weges erreichten wir eine Wasserstelle. Wie man sich vorstellen konnte, waren Wasserstellen sehr wichtig in der Wüste, und so konnte auch der Aborigine-Führer einiges dazu erzählen.
Er erzählte uns, dass es im Outback eine Froschart gab, die sich nach der Regenzeit voller Wasser saugte, um sich dann in der Erde zu verbuddeln. Wer wusste, wo diese Frösche in der Dürrezeit vergraben lagen, war natürlich von Vorteil.
Vorausgesetzt, man hatte kein Problem damit, einen Frosch zu küssen. Das Wasser musste nämlich aus den Fröschen herausgesaugt werden.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Kinder von der Idee wenig angetan waren!
Höhlenmalereien und die Mala
Weiter ging es zu unserer zweiten Wanderung für den Tag, vorbei an der überraschenden Rückseite des Uluru. Er sah tatsächlich von hinten aus wie ein Schweizer Käse!
Das war so ein bisschen wie die Ruückseite vom Mond zu sehen. Es war absolut faszinierend, dieses so bekannte Wahrzeichen mal völlig anders als in der Broschüre zu sehen.
Wir parkten direkt am Aufstiegspunkt, wo sich ein großer Parkplatz befand, und folgten dem Verlauf der Felswand im gegengesetzten Uhrzeigersinn.
Unserer zweiter Rundgang hieß der Mala-Pfad, der ebenfalls nach Figuren aus der Traumzeit benannt war. Die Mala waren mythologische Figuren, von denen behauptet wurde, dass sie die Vorfahren der Anung wären. Gleich zu Beginn sahen wir in der Felswand kleine Öffnungen, von denen die Aborigines glaubten, dass sie die Mala beherbergten, die von dort aus das Land überwachten.
Gleich zu Beginn schon merkten wir, wie viel heimischer sich dieser zweite Wanderweg anfühlte, denn diese Seite von Uluru war in dem warmen Licht der aufgehenden Sonne gebadet.
Nicht alle Bereiche dieses Weges durften fotografiert werden.
Die Höhle für Frauen war hoch oben in der Wand. Sie sah aus wie ein umgedrehtes Dreieck. Das erinnerte uns schon ein wenig an die Frontseite einer Frau.
Eine weitere Höhle war den Männern vorbehalten. Traditionell waren dies die Jäger der Gruppe. Geformt wie eine Welle, die kurz vor dem Brechen versteinert worden war, wirkte sie auf uns stark und kraftvoll und voller Energie.
Die dritte Höhle war die am prächtigsten ausstaffierte und gleichzeitig die am geschütztesten: Hier wachten die Alten über die Kinder. Sie vertrieben wahrscheinlich sich selbst und den Kleinen die Zeit, indem sie Geschichten erzählten und die Wände bunt bemalten. Spiralen und Figuren und Handabdrücke – so viel greifbare menschliche Geschichte war absolut faszinierend.
Auch dieser Wanderweg endete an einem Wasserloch. Ein schwarzer Streifen entlang der roten Felswand war der einzige Hinweis darauf, dass es hier in der Wüste ab und zu auch mal regnete. Das Wasser färbte den Felsen dort schwarz, wo sich seinen Weg suchte.
Im Schutz des Steines
Umgeben von den hohen Felswänden des Uluru, windgeschützt und mit dem Echo der australischen Buschvögel in der Luft, fühlten wir uns beinahe wie zu Hause. Wir ruhten uns auf einer Bank aus und genossen die herrliche Stille und Abgeschiedenheit dieser abgelegenen Ecke. Kein Wunder, dass die Menschen hier rund um den Uluru für viele Dutzende Generationen Schutz gesucht hatten. Warum sie jedoch nicht dauerhaft hierblieben, sondern immer wieder weiterzogen, erschien uns schleierhaft.
Für ein warmes Mittagessen kehrten wir den Weg zurück, den wir gekommen waren. Am Nachmittag sollten wir die zweite bekannte Felsformation in diesem Nationalpark besichtigen: Kata Tjuta, auch die Olgas genannt.
Wie das war, erzählen wir hier.