Es gibt Orte, die wirken auf einen von der ersten Minute an. So wie Rheinsberg. Die kleine Stadt in Brandenburg ist nur ca. anderthalb Stunden mit dem Auto von Berlin entfernt, aber fast scheint es so, als seit hier die Zeit stehengeblieben. Ich meine das auf eine postive Art. Denn Rheinsberg ist, wie soll ich sagen, schnuckelig.
Egal, ob man durch den Ort nur hindurchfährt oder er das Ziel für eine Wochenendreise ist, man kommt quasi automatisch über Kopfsteinpflaster durch den historischen Stadtkern, vorbei an den Toren des Schlosses und der Postmeilensäule, an niedrigen alten Wohnhäusern in leuchtenden Farben, an der Statue des Kronzprinzen Friedrich, an Plätzen mit schattigen alten Bäumen und wartenden Pferdekutschen.

Der Marktplatz von Rheinsberg ist für gewöhnlich das erste, was man von der historischen Ortschaft sieht. Die hübsche Anlage des Platzes ließ mich sofort neugierig auf mehr werden.
Wenn man dann den Fehler macht und einfach weiterfährt, ist der Spuk auch schnell wieder vorbei und man befindet sich einfach nur in Brandenburg.
Wenn man sich aber dazu entschließt, hier einmal einen Halt einzulegen, um die Sehenswürdigkeiten von Rheinsberg, das Schloss und auch alles drumherum, zu erkunden, wird nicht enttäuscht.
Der folgende Artikel soll dir einige dieser Rheinsberger Sehenswürdigkeiten vorstellen und dir Tipps geben, wenn es darum geht, einen Tag oder gar ein ganzes Wochenende in dieser historischen Stadt in Ostprignitz-Ruppin zu verbringen.

Das wunderschön direkt am Wasser gelegene Schloss Rheinsberg gilt als Vorlage für die friederizianischen Rokokokreationen in Sanssouci. Ein Besuch lohnt daher auf jeden Fall, vor allem, weil es hier weitaus weniger Touristen als in Potsdam gibt.
Top-Sehenswürdigkeit: Das Schloss Rheinsberg
Man kann Rheinsberg eigentlich kaum besuchen ohne auch einen Blick in das Schloss zu werfen. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlössern in Berlin und Brandenburg ist dieses hier beinah schon ein Understatement, wenn man direkt davor steht. Von der Straße ist es kaum einsichtig, es steht in einem Winkel, der günstig ist für die Anlage am Wasser, aber nicht so sehr für die Präsentation an der Straße.
Und auch mit Betreten des Schlossgeländes wird man erst einmal darüber getäuscht, wie schön die Räume im Inneren noch heute sind.

Prachtvoll ausgestattet Räume, sorgfältig wieder aufgearbeitet nach Jahrzehnten der Fremdnutzung, lassen die Pracht der alten Tage wieder aufleben. Absolut sehenswert.
Es gibt ja solche und solche Schlösser. Viele haben im Laufe der Zeit eine Reihe von Wandlungen mitgemacht, wurden teilweise stark in den Weltkriegen zerstört, wurden zweckentfremdet oder rücksichtlos modernisiert. Doch das Schloss in Rheinsberg ist da glücklicherweise anders.
Ein Schloss für die preussischen Prinzen, die es nach und nach zu dem ausbauten, was wir heute vor uns sehen. Im Stil des Rokoko wurde es kunstfertig ausgestaltet, wobei vieles auch heute noch sehr gut zu sehen ist (nach dem Fall der DDR musste allerdings so einiges wiederhergestellt werden, denn im Schloss war viele Jahrzehnte lang eine Klinik untergebracht gewesen).
Ich will gar nicht zu viel verraten, möchte aber an dieser Stelle betonen, dass Schloss Rheinsberg eine ausgezeichnete Alternative zu den Schlössern rund um Sanssouci ist, dabei mit weitaus weniger Touristen.

Der Schlossgarten von Schloss Rheinsberg ist kostenlos zu betreten und hält so einige Highlights bereit. Gerade an einem schönen Sommertag wie diesem ist ein Spaziergang eigentlich ein Muss.
Der Schlossgarten von Rheinsberg
Auch ohne Eintritt zu zahlen, kann man unter den alten Bäumen im Schlossgarten von Rheinsberg wandeln. Hier kommt das Schloss erst so richtig zu Geltung, denn es harmoniert ganz wunderbar mit der stillen Oberfläche des Grienericksees, auf dem an diesem schönen Sommertag die Seerosen blühen.
Leuchtende Blumenfelder an Land suchen wir allerdings vergebens, aber die alte Gartenanlage hat trotzdem ein paar Highlights aufzuwarten wie Sichtachsen, einen Pavillion, eine Grabpyramide, künstliche Ruinen und Denkmäler. Doch uns zieht es immer wieder zurück zum Wasser, wo die Enten quaken und die Hausboote faul vor sich hin dümpeln.
Es ist dieses Zusammenspiel aus Wasser und Architektur, Natur und Kultur, was Brandenburgs Ortschaften wie Rheinsberg so attraktiv macht. Gern wären wir noch länger verweilt, doch Rheinsberg hatte ja noch so viel mehr zu bieten, deshalb ging es im Anschluss weiter in die historische Innenstadt.

Mein ganz persönliches Eis. In Rheinsberg kann man sich die Geschmacksnoten und die Basis selbst zusammenstellen. Wer abenteuerlustig ist, kann so auch Kreationen wie Knoblaucheis mit Meerrettich ausprobieren. Ich stehe allerdings eher auf die klassischere Varianten.
Eine kreative Eismanufaktur
Am Marktplatz vorbei geht es für uns, heute eine grüne Wiese mit schattigen Sitzplätzen, daneben ein kleiner Biergarten (Ecke Markt und Seestraße), aus dem es verführerisch duftet. Der Grill ist heiß, die Schlange lang, es gibt Bratwürste und Kartoffelsalat und Sauerkraut, alles ganz rustikal mit Selbstbedienung auf langen Holzbänken zu verspeisen. Zu einem anderen Zeitpunkt waren wir hier schon einmal eingekehrt und hatten es für gut befunden; heute stand uns aber der Sinn eher nach etwas Süßem.
Die Eis-Zauberei in Rheinsberg (Kurt-Tucholsky-Straße 36) ist schon eine coole Eisdiele, und das sage ich, die ich in Berlin lebe, umgeben von vielen coolen und innovativen Eisdielen.

Auf den ersten Blick sieht man nicht viel Auswahl, aber die versteckt sich in den Regalen hinter den Angestellten und in den verschiedenen Kühlboxen, wo gefrorene Zutaten auf die punktgenaue Zubereitung warten.
Aber hier ist das Konzept mal wieder ganz anders und erinnert mich ein wenig an meinen Thermomix zuhause: zu einer selbst gewählten Bio-Eis-Basis kann man Zutaten nach Wahl hinzufügen. Die Maschine zaubert daraus dann deine ganz eigene, individuelle Eiskreation.
Dass die Eiskarte ganze 365 verschiedene Eiskombinationen bereithält, erscheint da kaum mehr verwunderlich, hat man das Konzept erst einmal begriffen. Wir lassen uns von der großen Auswahl inspieren und bestellen Eis mit Banane und Kokos, ein anderes ein wenig kreativer mit grünem Pfeffer und Erdbeeren.
Einige der Zutaten klingen wirklich abenteuerlich: Knoblauch, Lakritz, Meerrettich, Brause, Kaugummidragee, Möhre, Spirulina, Spekulatius… auch in veganer Version mit Reisbasis.

Die historische Altstadt von Rheinsberg ist geprägt durch eine niedrige Wohnbebauung durchsetzt mit Handwerk und Handel. Im Zentrum steht die St. Laurentius Kirche, daneben die alte Bürgerschule.
Rundgang durch die historische Altstadt
Frisch gestärkt und mit dem Faltblatt „Stummer Rundgang“ des Tourismusbüros bewaffnet, geht es für uns in die historische Altstadt von Rheinsberg. Diese ist zwar nicht besonders groß, aber dafür hat sie es in sich. Die Karte selbst hält wenig Informationen bereit, aber an den angegebenen Orten finden wir ausführliche Hinweisschilder, die die Geschichte und den Werdegang des Ortes anhand der Bauwerke und Plätze beleuchten.
Schnell stellen wir fest, dass Rheinsberg zwar übersichtlich angelegt ist, aber dafür über eigentlich alles verfügt, was man damals wie heute fürs tägliche Leben benötigt. Wir kommen vorbei an alten Kaufhäusern und Geschäften und Wohnhäusern.

Stilvoll mit Farbe wieder in Form gebracht: die Altstadt von Rheinsberg ist ein Augenschmaus. Viele kleine Cafes entlang der Schlossstraße und am Rathaus laden zum Verweilen ein.
Wir werfen einen Blick auf die alte Bürgerschule, die direkt hinter der St. Laurentius Kirche steht. Schlendern vorbei an den Cafes und Restaurants auf der Schlossstraße, sehen das ehemalige Postamt und eine alte Apotheke.
Am Ende gelangen wir wieder zum Triangelplatz, wo sich auch das Rathaus befindet. Die Reihe von Häusern dahinter hat es mir besonders angetan, denn sie ist in dezenten Farben bunt angestrichen und wirkt durch die planmäßige Anlage so herrlich geordnet.
Auf dem Weg mit dem Fahrrad zurück zum Campingplatz kommen wir noch an der letzten Attraktion des Tages vorbei, die direkt am See gelegenen Seebadeandstalt: damals wie heute ein beliebtes Schwimmbad für Besucher und Einheimische. Kinder zahlen einen Euro Eintritt, Erwachsene zwei.

Das ehemalige Postamt lässt erahnen, wie geschäftig es in Rheinsberg einmal zuging. Gern hätte ich einmal einen Blick hineingeworfen.
Ein Tag in Rheinsberg, oder auch mehr
Wir erkundeten Rheinsberg als Teil eines schönen Campingwochenendes am wenige Kilometer entfernt gelegenen Bikowsee. Die Stadt war mit dem Fahrrad von hier aus prima zu erreichen und stellte einen gelungenen Tagesausflug dar. Natürlich nahmen wir uns auf dem Rückweg noch einen lokal geräucherten Fisch mit für unser Abendessen in der Natur.
Rheinsberg ist auch sehr einfach mit dem Auto für einen Tag von Berlin oder Potsdam aus zu besuchen. Oder man nimmt ganz umweltbewusst die Regionalbahn über Löwenberg oder Neuruppin (Fahrtzeit unter zwei Stunden).

Zum Abschluss noch einen lokal gefangenen und verarbeiteten Räucherfisch. Der perfekte Abschluss für einen unterhaltsamen und entspannenden Tagesausflug ins brandenburgische Rheinsberg.
Wer mag, kann hier prima übernachten. In Rheinsberg gibt es neben zahlreichen Ferienwohnungen und Pensionen auch das luxuriöse Maritim Hafenhotel sowohl eine Handvoll weiterer süßer kleiner Hotels wie das Seehotel unweit der Marina.
Zu sehen gibt es jedenfalls genug, doch was noch viel besser ist: die Atmosphäre dieses historischen Ortes wirkte freundlich, herzlich und aufrichtig. Das perfekte Ziel also, um einfach mal wieder rauszukommen und ein wenig abzuschalten. Unter dem Artikel gibt es noch mehr Bilder!
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Alle Bilder mit Außen- und Innenansichten vom Schloss Rheinsberg mit freundlicher Genehmigung durch die Stiftung Preussischer Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg.