Ein Besuch das Großmeisterpalasts in Valletta fördert interessante Geschichten und jede Menge Geschichte zu Tage. Im Kern des Ganzen natürlich: Die Entstehung und die Rolle Maltas.
Malta wäre heute nicht das Malta, so wie wir es kennen, hätten die Muslime 1291 nicht Jerusalem erobert. Diese dramatische Wendung im Nahen Osten führte dazu, dass der Johanniterorden, auch bekannt als die Tempelritter, das Heilige Land Hals über Kopf verlassen mussten.
Dies war ihr Kernland gewesen. Ihre Bestimmung: die Pflege und Unterstützung der Kreuzritter auf ihrer christlichen Mission. Doch jetzt stand dieser Kriegerorden ohne alles da. Mit dem Fall Jerusalems gab es keine Kreuzritter mehr, die die Templer versorgen konnten. Ihre Krankenhäuser lagen in Schutt und Asche und im Feindesland.

Obwohl die Fassade des Großmeisterpalasts in Valletta ziemlich schlicht ist, sieht es in den Innenhöfen schon ganz anders aus.
Ohne die Tempelritter wäre Europa heute ganz anders
Nach Jahren der Unsicherheit und der endlosen Suche nach einem neuer Heimat bekamen die Tempelritter schließlich Malta zugesprochen. Es dauerte nicht lange, da hatte sich der Johanniterorder von seiner neuen Basis mitten im Mittelmeer aus nicht nur etabliert. Die Ritter waren auch sehr willkommene Herrscher und christliche Wächter über die Region.
Nicht nur beschützten sie ihren Abschnitt des europäischen Mittelmeers vor Piraten und sicherten somit den gefährlichen Überseehandel für andere Nationen. 1565 widerstanden sie auch einer folgenschweren Belagerung durch die Osmanen, der in die Geschichte Maltas als Große Belagerung eingehen sollte.
Wäre dies nicht geschehen, wäre Malta heute wahrscheinlich ein arabisch geprägtes Land. Und wer weiß: vielleicht wäre Malta der Brückenkopf geworden, von dem aus die Türken weitere Teile Europas hätten erobern können: Sizilien, Südfrankreich oder auch die Ländereien des Papstes.
Wie man sehen kann: Malta war also gerade aus strategischer Sicht wichtig, nicht nur für den Johanniterorden, sondern auch für ganz Europa.

Die Tempelritter in Malta hatten nicht nur die volle Kontrolle über ihr Inselreich, sie waren auch mächtige Verteidiger Südeuropas gegen die muslimischen Eroberer.
Der Großmeisterpalast von Valletta: Nicht nur für geschichtsinteressierte Besucher
Ich kann verstehen, wenn das jetzt alles sehr geschichtslastig war und vielleicht nicht superspannend. Aber ich stelle mir dabei immer die Leute vor, die hinter den Geschichtszahlen lebten. Ihre wahren Geschichten und alltäglichen Sorgen. Ihre Ängste und Hoffnungen, wenn eine solche Belagerung oder eine Schlacht anstand oder sich vor ihren Augen leibhaftig abspielte.
Wenn man also mehr über Malta und die Rolle der Johanniter erfahren möchte, dann besucht man am besten das ein oder andere Museum. Dabei bietet sich der Großmeisterpalast in Valletta ganz besonders an. Von hier aus herrschten die Tempelritter über ihr kleines Inselreich und lenkten die Geschickte in ganz Europa.
Auch wenn sich das schon so ziemlich spektakulär anhört, dann braucht man doch ein paar Minuten, bis man die Schönheit und die Bedeutung des Großmeisterpalasts wirklich schätzen lernt. Dies ist kein Königspalast. Mit Versailles, Windsor oder dem Vatikan kann dieses Bauwerk ganz sicher nicht mithalten.
Malta ist und war schon immer eine eher kleine, trockene Insel, isoliert und schwer zu erreichen. Da ist es klar, dass das Machtzentrum in Valletta nicht mit denen der europäischen Fürstenhöfe in Bezug auf Pracht und Ausmaße mithalten konnte.
Ein Palast auf dem 16. Jahrhundert
Trotzdem konnte seinerzeit auch der Großmeisterpalast Besucher und Abgesandte aus dem Ausland überraschen und beeindrucken. Besonders über den Komfort und die Prachtentfaltung innerhalb des Palasts scheinen so einige Botschafter und Delegierte erstaunt gewesen zu sein, vielleicht auch ein wenig neidisch.
Wenn man das alles weiß, dann ist man auch heute noch angenehm überrascht über die Schätze, die sich im Inneren des Großmeisterpalasts von Valletta verbergen. Als Besucher bekommt man zwar nicht wahnsinnig viel zu sehen (warum, das erkläre ich später), aber die Sammlung an Gobelins, Gemälden und Rüstungen ist schon erstaunlich. Besonders die Staatsräume sind einen Besuch wert.
Der Großmeisterpalast wurde vor über 500 Jahren unter der Leitung von Großmeister Jean de La Cassiere erbaut. Im Anschluss war er lange Jahre die Residenz des britischen Gouverneurs in Malta, als Malta noch Kronkolonie war. Auch heute noch lebt hier ein Staatsmann: Der Großmeisterpalast ist die offizielle Residenz des maltesischen Präsidenten.

Prunkvolle Staatsräume und Festsäle erzählen von der Zeit der Tempelritter und ihre Geschichte. Früher regierten sie von hier aus ihr Inselreich und unterhielten wichtige Beziehungen mit den Fürstenhäusern Europas.
Ein Blick in Maltas Großmeisterpalast, heutige Residenz des Malteser Staatsoberhaupts
Daher sind leider nicht alle Bereiche und Räume des Großmeisterpalasts für die Öffentlichkeit zugänglich. Bedenkt man die Größe des gesamten Komplexes ist man schon ein wenig enttäuscht, dass man nur so wenige Räume besichtigen kann.
Und trotzdem: Diese paar Räume (und Flure) haben es in sich. Dabei sollte man vor allem auf die Details achten. Besonders hübsch bereits am Eingang: der Pinto-Uhrturm von 1754. Vielen Besuchern entgeht dieser schöne Anblick, denn man guckt nur selten nach oben, wenn man durch einen Innenhof schreitet. Aber gerade diese Lust auf Details ist es, die den Besuch des Großmeisterpalasts so wertvoll macht.
Ganz besonders schön sind da die Staatsräume für offizielle Empfänge. Hier bekommt man die wohl bekannteste Innenansicht auf das Gebäude, nämlich in den Fluren, an deren Wänden die Ritterrüstungen aufgestellt sind. Darüber die handbemalten wunderschönen Zimmerdecken. Und wann man ganz genau hinschaut, entdeckt man vielleicht sogar in den Wandnischen eine seltsame Öffnung mit einem Schacht dahinter. Funktion unbekannt.

Immer wieder wird man beim Besuch des Großmeisterpalasts daran erinnert, wie kriegerisch der Orden der Tempelritter von Malta war.
Supreme Council Hall
Ein weiteres Highlight im Großmeisterpalast ist die Große Ratskammer (Supreme Council Hall). Hier findet man oben an den Wänden eine Reihe von Wandbildern, die die Geschichte Maltas inklusive der oben genannten Großen Belagerung im 16. Jahrhundert erzählen. Hier lohnt es sich wirklich, einen Führer dabei zu haben, der diese Bilder mit Worten zum Leben erwecken kann.
Die gerahmten Gemälde, die ich bei meinem Besuch sehen konnte, bedurften allerdings alle einer Restaurierung; sie waren schrecklich nachgedunkelt und schwer zu erkennen.
Mein persönliches Highlight beim Besuch des Großmeisterpalasts war der Gobelin-Saal, auch genannt Grand Council Chamber. Früher einmal war dies der Raum gewesen, wo der Großmeister sich mit einigen ausgewählten Brüdern traf, um geheime oder wichtige Entscheidungen zu fällen. Auch wenn ich den Raum einen Saal nenne, so ist es doch im Verhältnis zum Thronsaal ziemlich klein und intim.

Die Rüstungen in den Fluren sind ein ikonisches Bild. Wer auf Rüstungen steht, sollte im Anschluss auch die Armoury nebenan besuchen
Der Gobelin-Saal
Die Wandteppiche, oder Gobelins, die hier an den Wänden hängen, stammen alle aus Paris. Sie zeigen die Welt so, wie sie die Tempelritter damals im 18. Jahrhundert wahrgenommen haben oder kannten.
Hier gibt es viele exotische Pflanzen und Tiere zu bestaunen, wie man es vielleicht gar nicht so vermuten würde. Eine wunderliche Sammlung mit Darstellungen der entferntesten Orte der Welt, darunter Afrika, Indien und Brasilien, daher der Name “Les Teintures des Indes” („Die Indischen Wandbehänge“). Dies ist das einzige komplette Set dieser Art auf der ganzen Welt.
Leider müssen die empfindlichen Stoffe vor Sonnenlicht geschützt werden. Wenn man den Raum als Teil einer Führung betritt, dann wird man sofort von völliger Dunkelheit umnachtet, bis die Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt haben. Natürlich ist Fotografie nicht erlaubt (aber ein gutes Foto findest du auf Wikipedia). Die kräftigen Farben bekommen in dieser Dunkelheit keine Chance, sich voll zu entfalten.
Doch wenigstens sind sie den Besuchern unter diesen Auflagen immer noch freigegeben. Bis man Mittel und Wege gefunden hat, die Farben vor dem bleichenden Licht der Sonne zu schützen, ist dies der einzige Weg, wie man die kostbaren Gobelins im Großmeisterpalast sehen kann.
Die Armoury (Rüstkammer)
Der absolute Höhepunkt für die meisten Besucher ist im Großmeisterpalast jedoch die Rüstkammer. Hier findet man eine Riesensammlung an mittelalterlichen Waffen und Rüstungen, alle fein säuberlich sortiert und katalogisiert. Wer also auf mittelalterliche Waffen und Rüstzeug steht, der sollte hier unbedingt einmal vorbeischauen.
Und damit ist der Rundgang eigentlich auch schon wieder beendet.
Trotz des relativ kleinen Umfangs und dem schlichten Äußeren gibt es meiner Meinung nach viele tolle Dinge im Großmeisterpalast in Valletta zu entdecken, so dass sich ein Besuch lohnt. Hinterher hat man auf jeden Fall einen besseren Einblick in die Geschichte und die Kultur Maltas.
Das Geheimnis der Geisterkatze
Doch Moment! – Wie war das noch mal mit der Geisterkatze?
Wie das auch bei vielen anderen Bauwerken so ist, wo die Briten ihre Hände dran hatten, gibt es auch im Großmeisterpalast einen Geist. Dieser Spuk kommt aber hier daher in der Gestalt einer großen Katze.
Wenn dich also der geschichtliche Aspekt nicht interessiert, dich die herrlichen Gobelins oder die vielen Schwerter und Ritterrüstungen kalt lassen, dann magst du vielleicht auf Geisterjagd gehen.
Wer weiß, vielleicht verbirgt sich hinter der nächsten Ecke, dort drüben im Schatten, der Geist einer echten britischen Hauskatze.
Großmeisterpalast Malta Öffnungszeiten
Der Großmeisterpalast ist werktags von 10 bis 16 Uhr und am Wochenende von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt zur Armoury, also der Waffenausstellung, kostet extra; beides jeweils so um die 4,60 Euro pro Person inklusive Audioguide.
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