Ich muss da mal was beichten. Obwohl ich nicht mal ein kleines bisschen an irgend einen Gott glaube, bin ich absolut fasziniert von Kirchen.
Das liegt sicherlich mit daran, dass viele prachtvolle Kirchenbauten im Mittelalter entstanden sind und ich diese Epoche sowieso liebe. Aber auch ältere oder jüngere Kirchenbauten, egal ob klein oder groß, bekannt oder unbekannt, sind für mich interessant. Daher habe ich schon viele auf Reisen besucht. Doch keine ist bei mir so im Gedächtnis hängen geblieben wie die St. John’s Co-Cathedral in Valletta.
Im Folgenden möchte ich euch diese faszinierende maltesische Kirche einmal genauer vorstellen und euch zeigen, warum sich meiner Meinung nach trotz der langen Besucherschlange am Eingang ein Besuch der St. John’s Co-Cathedral in Malta lohnt. Ganz unten erkläre ich zudem, wie man den Besuch am besten plant.

Ein Blick in den Innenraum der Co-Cathedral zeigt, in welch krassem Kontrast das Innere zum schlichten Äußeren steht. Wenn man auf diesen Anblick nicht vorbereitet ist, wird man beinah von der Pracht erschlagen.
Inhalt
Lohnt sich der Besuch der Co-Cathedral?
Wer noch nie in Malta war, wird wohl noch nie von der St. John’s Co-Cathedral in Valletta gehört haben. Sie ist zwar eine bedeutende Kirche, aber nicht so bekannt wie zum Beispiel Notre-Dame de Paris oder der Kölner Dom. Das mag an ihrem schlichten Äußeren liegen, doch das ist trügerisch. Wer einmal die St. John’s Co-Cathedral von innen gesehen hat, weiß, wovon ich rede.
Die vom Malteser Architekten Gerolamo Cassar entworfene Kathedrale wirkt von außen eher wie eine Festung und nicht so sehr wie eine Kirche. Mit ihrer schlichten Sandsteinfassade passt sie sich so geschickt an das barocke Stadtbild Vallettas an, dass man den Bau fast übersehen könnte. Dieses festungsartige Aussehen hat natürlich einen guten Grund: Die Co-Cathedral wurde von den maltesischen Tempelrittern als Konventskirche erbaut, und die waren ja bekanntlich Mitgleider eines kriegerischen Ordens.
Auch die herausragende Pracht im Inneren kann man so leicht erklären. Die Tempelritter, oder Johanniter, waren immens mächtig und reich. Und dies war ihre Kirche, auf ihrer Insel, in dem von ihnen selbst gegründeten Staat. Die Tempelritter erbauten sich diese Kirche im 16. Jahrhundert als Symbol und Spiegel ihres Glaubens und ihrer Macht, und das sieht man ganz besonders im goldglänzenden Inneren.
Das alles macht die Co-Cathedral zu einer der besten Sehenswürdigkeiten in Malta (welche es noch gibt, erzähle ich hier).

Gold, Gold, Gold überall. Die Co-Cathedral in Malta war die Konventskirche des Malteserordens. Dieser wurde vor allem von adligen Männern gebildet, die schon viel Vermögen mit in den Orden brachten. Aber auch die militärische Stärke des Ordens dürfte der Kasse zuträglich gewesen sein.
Was macht die Co-Cathedral in Malta so besonders?
Doch was macht die Innengestaltung dieser Kathedrale denn nun so besonders? Das sieht man, sobald man über die Schwelle tritt. Es ist das Gold. Gold, Gold, überall. An den Wänden und der Decke, entlang der Galerien, am Altarbild, an der Kanzel, den Pfeifen der Orgel. Warm strahlt es dem Besucher entgegen, glänzend und kostbar.
Keine Frage, die Tempelritter hatten viel Macht und Einfluss. Wer die Geschichte des Ordens nicht kennt: Die Erbauer dieser Kirche waren im Mittelalter eine militärische Organisation der Katholischen Kirche gewesen, deren anfängliche Aufgabe es war, die Kreuzzüge ins Heilige Land operativ und logistisch zu unterstützen. Dabei setzten die Ritter, viele davon noble Herren der mächtigsten europäischen Häuser, nicht nur ihr Schwert ein, sie bauten auch Krankenhäuser und andere wichtige Infrastrukturprojekte in den eroberten Gebieten im Nahen Osten.
Wie man vielleicht noch vom Geschichtsunterricht weiß, die Kreuzzüge waren insgesamt eine totale Katastrophe und die neu gegründeten christlichen Königreiche im Nahen Osten waren schnell wieder verloren. Die Tempelritter mussten sich zurückziehen und sowohl eine neue Aufgabe als auch einen neuen Standort suchen.

Die Tempelritter waren zwar nicht die beliebtesten Herrscher auf Malta, aber dafür leisteten sie großartige Arbeit bei der Verteidigung der Inseln. Sie waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Ottomanen ihren Einfluss nicht noch weiter nach Europa ausweiten konnten.
Die Rolle des Malteserordens in Malta
Nach dem Fall der christlichen Besitzungen rund um Jerusalem überließ der König von Sizilien, Karl I von Spanien, den Johannitern Malta. Er wollte keine besondere Pacht für die Inseln, verlangte jedoch pro Jahr einen Malteserfalken als Tribut. Der strategisch wichtigen Lage Maltas bewusst, begannen die Tempelritter sobald, die Inseln militärisch aufzurüsten und mit allen Mitteln zu befestigen. Große Infrastrukturprojekte, die Anlage von Städten wie Valletta, zahlreiche Wachtürme usw. änderten die Geschichte und das Gesicht Maltas für immer.
Man muss dabei sagen, dass die Johanniter nicht besonders beliebt gewesen sind bei der indigenen Bevölkerung. Ich glaube, hier trafen kulturelle Unterschiede aufeinander, wie sie kaum größer hätten sein können. Aber man kann nicht verneinen, dass die Johanniter ihren Job als Beschützer vorbildlich erfüllten.
Besonders eindrucksvoll war ihre Entschlossenheit bei der Verteidigung der Inseln während der Belagerung durch die Ottomanen im Jahr 1565. Damals schafften es die Malteser, mit einer Stärke von 18.000 Rittern und Zivilisten (Kinder mit eingeschlossen) einer Seemacht von 40.000 Ottomanen knapp vier Monate lang standzuhalten. Auch kleinere Pirateneinfälle wurden vom Malteserorden immer wieder zurückgeschlagen. Zahllose christliche Sklaven wurden von den Schiffen ottomanischer Freibeuter befreit.

Als Konventionskirche war die St. John’s Co-Cathedral in Malta ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse der Tempelritter zugeschnitten. Als eine der ersten europäischen Vereinigungen überhaupt durfte jede Gruppierung ihre eigene Seitenkapelle unterhalten.
Eine Kirche für die Tempelritter
Diesen militärischen Hintergrund des Malteserordens sieht man überall angedeutet, wenn man durch die Co-Cathedrale von Valletta schreitet. Auf der Westseite sieht man zum Beispiel einen komplett eingerüsteten Kämpfer mit Schwert in der Hand, der gegen die Ungläubigen und Häretiker kämpft und dabei die Fesseln der Geknechteten durchschlägt.
Wenn man nach unten blickt, sieht man, dass der Boden nicht aus normalen Fliesen besteht, sondern aus Grabsteinen. Unter den Füßen der Besucher liegen 375 Tempelritter begraben. Ihre Grabsteine reflektieren das, wofür sie gekämpft und gelebt haben. Eine morbide Ansammlung von Skeletten in militärischer Ausrüstung, oft mit dem entsprechenden Familienwappen des Toten. Jedes Skelett individuell gestaltet, was den Gräbern einen erstaunlich persönlichen Anstrich verleiht.
Entlang der Seiten des Mittelschiffs sind die Seitenkapellen. Jede einzelne von ihnen ist einer der Langues des Ordens gewidmet, denn die Malteser waren eine der ersten pan-europäischen Institutionen mit Mitgliedern aus allen Nationen. Getrennt durch Sprachen und Kulturen, organisierte man sich in regionalen Gruppen. Da gibt es eine Kapelle für die Italiener, und eine für die Provence. Natürlich gibt es auch eine deutsche Kapelle. Fast könnte man meinen, jede dieser Langues wollte bei der Ausstattung „seiner“ Kapelle die anderen Gruppen übertreffen.

Mehr als 370 Ritter liegen unter der Kathedrale begraben. Ihre Grabdeckel sind teils äußerst morbide gestaltet, sodass man als Besucher bei der Erkundung der Kirche auf vielen Skeletten wandelt.
Caravaggio und die St. John’s Co-Cathedral
Für Kunstfreunde gibt es in der St. John’s Co-Cathedral auch noch ein Schmankerl. Im Oratorium, einem abgeschlossenen Nebenraum der Kathedrale, befindet sich das einzige signierte Werk des großen italienischen Barock-Meisters Caravaggio. Das Gemälde heißt „Die Enthauptung Johannes des Täufers“, war ursprünglich von den Templern als Altarbild in Auftrag gegeben worden und stammt aus dem Jahr 1608.
Caraveggio selbst war kurzzeitig ein Tempelritter gewesen, wurde aber unehrenhaft in Abwesenheit aus dem Orden entlassen. Eine weitere interessante Geschichte, über die man hier mehr lesen kann.

Die Menge an Gold, die für die Innengestaltung der Kathedrale verwendet wurde, ist wirklich atemberaubend. Nicht ohne Grund zählt die St. John’s Co-Cathedral daher zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Malta.
Tipps für den Besuch der Co-Cathedral von Valletta
Meiner Meinung nach ist der Besuch der Co-Cathedral ein absolutes Muss, wenn man den Tag in Valletta verbringt, sei es mit dem Kreuzfahrtschiff oder auch als Teil eines Urlaubs in Malta. Sie ist für viele eine der Top-Sehenswürdigkeiten in Valletta.
St. John’s Co-Cathedral Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag von 9:30 Uhr bis 16:30 Uhr (Ticketverkauf endet um 16:00 Uhr)
Samstag von 9:30 Uhr bis 12:30 Uhr (Ticketverkauf endet um 12:00 Uhr)
WICHTIG: Samstags nachmittags, Sonntags und an Feiertagen ist die Co-Cathedral geschlossen.
Es ist anzuraten, die Co-Cathedral früh am Tag zu besuchen, denn die Warteschlange kann schon mal bis zum Ende des nächsten Häuserblocks gehen. Das gilt besonders an Tagen, wenn ein Kreuzfahrtschiff in Valletta vor Anker liegt.
Die Messe wird mehrmals am Tag an den Sonntagen und Samstags ab nachmittags gefeiert. Außerdem finden täglich um 8.30 Uhr morgens Gottesdienste statt.
St. John’s Co-Cathedral Eintrittspreise:
Das Ticket für Erwachsene beträgt 10,00 Euro und beinhaltet einen individuellen Audio-Guide in deutscher Sprache. Senioren und Kinder zahlen einen ermäßigten Preis von 7,50 Euro. Kinder unter 12 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen frei.
Nicht vergessen, dass dies ein sakrales Gebäude ist und daher gewisse Kleidungsstandards gelten. Schmale Absätze, die dem Boden schaden können, sind ebenfalls nicht erwünscht.
Link zur offiziellen Webseite mit allen aktuellen Infos: St. John’s Co-Cathedral Malta.
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