(Anzeige) Tower Hill Reserve liegt um die vier Autostunden von Melbourne entfernt. Fünfeinhalb, wenn man die szenische Great Ocean Road fährt. In australischen Maßstäben ist das im Prinzip quasi um die Ecke. Warum ich euch das erzähle? Weil Tower Hill Reserve der Ort ist, wo ich in dreizehn Jahren Australien das schönste Wildlife-Erlebnis hatte.
Hier sieht man nicht nur Koalas in freier Wildbahn, sondern auch viele, viele weitere australische Tiere. Daher ist es mein persönliches Highlight in der Gegend und eine Attraktion, die ich jedem ans Herz legen möchte, der die Great Ocean Road per Roadtrip besuchen möchte.
Lies hier, was die Tower Hill Reserve ist, und welche wilden Tiere dich dort erwarten.
Der schlafende Vulkan
Wenn man die Great Ocean Road ein wenig verlässt und zwischen den Ortschaften Warrnambool und Port Fairy hin- und herpendelt, kann man gar nicht anders, als sich über die seltsame Landschaft direkt am Highway zu wundern.
Die geologischen Unterschiede sind auffällig, selbst für Nicht-Geologen. Rundherum ist die Landschaft flach wie ein Pfannkuchen, aber Tower Hill steigt daraus hoch wie ein kleines Mini-Gebirge.
Doch es ist kein gewöhnliches Gebirge. Das ist sofort ersichtlich. An den Hängen erkennt man ganz deutlich, wie das Gestein aufgeschichtet ist. Was man da sieht, sieht Lagen von Vulkanasche.
Moment einmal – Vulkanasche? Ja, auch in Australien gibt es Vulkane, auch wenn diese schon seit langer, langer Zeit schlafen. Glücklicherweise scheint auch dieser hier noch einige Zeit länger schlafen zu wollen; jedenfalls kann man keine vulkanischen Aktivitäten bei Tower Hill feststellen.

Viel Wasser, eine reiche Tierwelt, Schutz vor der Witterung und ein angenehmes Mikroklima: Tower Hill war schon immer ein Garten Eden für Tiere und den Menschen.
Ein Garten Eden für den Menschen
Die Schichtstruktur neben dem Highway ist jedenfalls so deutlich sichtbar vom Autofenster aus, dass man einfach hier einbiegen und einmal genauer nachschauen muss. In der Tat ist die Gegend landschaftlich so auffällig, dass auch die Aborigines schon seit Tausenden von Jahren diesen Ort immer und immer wieder aufsuchten.
Ganz besonders das Volk der Gunditjmara-Nation hielt sich über Generationen in Tower Hill auf, angelockt von der fruchtbaren Vulkanerde und dem kreisrund aufgetürmten Gelände, das das Areal wie einen natürlichen Schutzwall umschließt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Leute sogar den ein oder anderen Ausbruch vor Tausenden von Jahren live miterlebt haben.

Natürlich leben auch jede Menge Koalas in den Bäumen rund um Tower Hill. Träge hängen sie in den Bäumen und sind leicht zu fotografieren.
Mit den weißen Siedlern vor ca. 200 Jahren begannen dann aber handgreifliche Veränderungen. Viel natürlicher Wald wurde abgeholzt, um Platz zu schaffen für intensive Landwirtschaft.
Mehrere Hundert Jahre alte Bäume wanderten in die Kaminfeuer der ersten Europäer, die diesen Teil des Kontinents unter sich aufzuteilen suchten. Mit ihnen verschwanden auch die Tiere, des Schutzes beraubt. Glücklicherweise konnte man in den Sechzigerjahren dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Beinah wäre es zu spät gewesen.
Die Landschaft von Tower Hill erholt sich
Heute ist es kaum zu glauben, dass die Natur rund um Tower Hill immer noch im Entstehen ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Naturreservaten in Australien hat man in Tower Hill viele tiefgreifende Veränderungen in das Ökosystem vorgenommen und die Landschaft für immer verändert.
Der Erholungsprozess ist noch im Gange; ganz so wie beim Eintreffen der ersten Siedler wird es wohl nie wieder aussehen. Orientieren tut man sich dabei übrigens an alter Landschaftsmalerei.

Die Natur in der Tower Hill Reserve befindet sich noch im Aufbau und ist noch nicht wieder in den Urzustand vor dem Eintreffen der weißen Siedler zurückgebracht.
In einigen Ecken werden bestimmte Arten überrepräsentiert. In anderen fehlen sie fast völlig. Die Balance ist ein wenig aus dem Gleichgewicht. Fremde Pflanzenarten, eingeschleppt von weißen Siedlern, haben sich ebenfalls in Tower Hill breitgemacht, drohen, einheimische Arten zu verdrängen. Die Gegend ist keinesfalls ursprünglich oder „rein“, aber das macht sie nicht weniger attraktiv.
Zusammen mit einem Aborigine-Tourguide machen wir uns auf, das Naturreservat Tower Hill zu erkunden. Wir wandern dabei durch Wälder und überqueren über einen Holzweg ein Marschland aus Kröten, Schilf und Schlangen.

Australien ist auch Heimat vieler weniger appetitlicher Tiere. Diese Spitfire-Raupen sehen schon ziemlich unangenehm aus.
Koalas und Co: Eine Einführung in die australische Tierwelt
Tower Hill ist ein fantastischer Ort, um australische Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Ja, man kann auch direkt an der Great Ocean Road wilde Koalas in den Bäumen sehen, aber hier gibt es noch so viel mehr Tiere als nur Koalas. Man muss noch nicht einmal den Parkplatz verlassen, um schon gleich über die ersten Tiere zu stolpern.
Nicht nur Koalas sitzen hier träge in den Bäumen, Emus stolzieren zwischen den Picknicktischen umher, und Wallabys (Sumpfkängurus) grasen am Waldesrand. Den ersten Ameisenigel (Echidna) sehen wir, noch bevor wir richtig auf das Gelände gefahren sind.

Dank unseres Tourguides werden wir auch auf eher unsichtbare Bewohner aufmerksam gemacht, so wie diese Giftschlange hier. Glücklicherweise sind Schlangen recht sesshaft, weshalb die Tourguides immer ungefähr wissen, wo sich die Tiere befinden.
Shannon, unser Tourguide, hilft uns, die Gegend noch besser zu verstehen. Er hat sich auf einheimische Pflanzen spezialisiert und zeigt uns, was man alles Leckeres damit zubereiten kann. Unsere Tour beginnt daher mit einer Portion Wattleseed-Eis aus dem Gefrierschrank, doch später würden wir auch noch Busch-Spinat frisch vom Baum probieren. Das wuchernde und ausdauernde Kraut ist eine mögliche Lösung, den Welthunger zu bekämpfen, erklärt Shannon.
Er zeigt den Kindern, wie man einen Bumerang wirft. Ihre Technik ist verbesserungswürdig, aber den Bumerang aus Shannons Händen geschleudert zu sehen ist schon recht beeindruckend.
Wir gehen weiter und werden auf Spitfire-Raupen hingewiesen, die an den Baumstämmen in Klumpen hängen. Dicke, fette Dinger, die eine Flüssigkeit spritzen, wenn man sie mit einem langen Stock reizt. Wir lernen auch, dass man sich mit der Rinde des Paperbark-Baums gut den Hintern abwischen kann.

Bumerangwerfen will gelernt sein. Doch wenn so ein Ding erstmal in der Luft ist, kann man sehen, welch erstklassige Waffe es ist.
Ein herrlicher Panoramablick über den Krater
Man muss nicht an einer Tour teilnehmen, um Tower Hill zu erleben. Der Eintritt ist frei und es gibt keine Schranke. Man muss noch nicht einmal weit gehen, da so viele Tiere sich gern am Parkplatz aufhalten. Aber dann entgeht einem vielleicht die ein oder andere Entdeckung. Die Ranger wissen, wo derzeit die Schlangen herumliegen und können viele Dinge um uns herum erklären.
Bevor wir das Gelände wieder verlassen, immer noch den würzigen Duft des australischen Busch in der Nase, nehmen wir eine andere Route hinaus, die Lake View Road. Hier ist ein Aussichtspunkt, wo wir noch einmal aussteigen und einen letzten Blick auf den wassergefüllten Krater von Tower Hill werfen. Es gibt wohl keinen stereotypischeren Anblick eines Kraters als diesen hier, ein tolles Anschauungsobjekt für die Kinder.
Tower Hill Reserve ist zweifellos eines der Highlights entlang der Great Ocean Road. Ein fantastischer Ort, um australische Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Um mehr über den australischen Busch und die geologischen Hintergründe zu erfahren. Absolut empfehlenswert.

Den ersten Ameisenigel, aus Australisch Echidna genannt, sahen wir bereits beim Einbiegen auf das Gelände des Naturreservats.
Tower Hill Reserve. Princess Highway, 14km westlich von Warrnambool. Zur Webseite.
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