Das Städtchen Quedlinburg kam mir das erste Mal auf den Schirm, als ich eine französische Bloggerin davon schwärmen sah. Ich bin ja ein Riesenfan von mittelalterlichen Städten und Geschichte, und so war ich sofort hin und weg angesichts der vielen schönen Sehenswürdigkeiten und des insgesamt stimmigen Stadtbilds.
Da Quedlinburg ja nicht allzu weit von Berlin entfernt ist, und wir den Aufenthalt noch dazu günstigerweise mit einem Schneeausflug in den Harz kombinieren konnten, war dies nun also unser erstes Reiseziel in diesem Jahr. Nachdem wir am ersten Abend schon die romantische Seite Quedlinburgs bei einem Spaziergang durch die dunklen Gassen entdecken durften, machten wir uns also am nächsten Tag auf, die Sehenswürdigkeiten und das Flair Quedlinburgs zu erkunden.
In diesem Artikel möchte ich euch also ein paar dieser Sehenswürdigkeiten vorstellen. Außerdem gibt es dazu jede Menge Fotos, die zeigen, welch unbekanntes Juwel die Stadt immer noch ist. Zu guter Letzt noch ein paar Tipps zu Restaurants und Geschäften sowie eine Vorstellung unserer Unterkunft, mit der wir sehr, sehr zufrieden waren. Ich beginne mit einem kurzen Aufriss der Geschichte, den ihr aber auch gern überspringen könnt.
Inhalt
Eine kurze Geschichte Quedlinburgs
Quedlinburg befindet sich mitten in Deutschland am Rande des Harz. Die Stadt erlangte im Mittelalter an Bedeutung, als der Sachsenherzog Heinrich 919 hier die Königswürde annahm. Später war Quedlinburg Kaiserstadt, zwar eine von vielen, denn die deutschen Kaiser reisten immer durch das ganze Reich und machten mal hier Halt, mal dort. Aber Quedlinburg war wohl einer der Lieblingspfalzen von Kaiser Heinrich I, denn hier feierte er mehr als ein Dutzend Mal das Osterfest. Seine Frau Mathilda gründete ein mächtiges Damenstift in Quedlinburg.
Dass Quedlinburg auch heute noch im Gesamtbild herrlich erhalten ist, liegt wohl vor allem an der Tatsache, dass die Stadt auf ehemaligem DDR-Gebiet liegt (das nicht weit entfernte Goslar musste hingegen durch Kommerz viel von seinem ursprünglichen Charme einbüßen). Natürlich sollte auch das Engagement der Bewohner nicht unerwähnt lassen, denn mittelalterliche Fachwerkhäuser brauchen ohne Zweifel weitaus mehr Aufmerksamkeit als ein moderner Bau.
Heute ist Quedlinburg glücklicherweise Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Nicht nur das gut erhaltene Stadtbild aus Fachwerk in der Altstadt und die prachtvollen Jugendstilbauten aus der Neustadt haben zu dieser Auszeichnung beigetragen. Auch der Domschatz in der Stiftskirche, im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern entwedet und heute wieder teilweise zurückgekehrt, ist bemerkenswert.
Weitere Infos zur Geschichte Quedlinburgs findet ihr im toll geschrieben Blogpost bei Reportagereisen.de.

Der Mühlgraben zieht sich einmal durch die Altstadt und bieten einen verträumten Blick hinter die historischen Fassaden.
Sehenswürdigkeiten in Quedlinburg
Die von Fachwerk gesäumten engen Gassen von Quedlinburg sind an sich schon eine tolle Attraktion – man muss also gar nicht explizit die Sehenswürdigkeiten Quedlinburgs ansteuern, um einen tollen Tag in der Stadt zu verbringen. Trotzdem gibt es natürlich einiges zu sehen, allem voran der herrliche Domschatz in der Stiftskirche.
Wer sich also nicht nur einfach so treiben lassen will, dem möchte ich einmal die folgenden Attraktionen vorstellen, die einen Besuch lohnen.
Der Marktplatz
Ein guter Startpunkt für eine Städtebesichtigung in Quedlinburg ist der hübsche Marktplatz mitten in der Altstadt. Hier findet man das prächtige Rathaus und bekommt auch schon mal einen guten Vorgeschmack auf die mittelalterliche Atmosphäre der Stadt. Rundherum gibt es jede Menge Restaurants und Geschäfte, es ist also immer etwas los. Auffällig ist der Brunnen mit den vier böhmischen Musikern. Hier findet sich auch die Touristeninformation.
Das Rathaus
Das Rathaus von Quedlinburg befindet sich in zentraler Lage direkt am Marktplatz. Es wurde Anfang des 14. Jahrhunderts im Stil der Gotik erbaut und steht unter Denkmalschutz. Wir haben und getraut, einmal über die Freitreppe und unter dem Stadtwappen hindurch das Bauwerk zu betreten, um einen Blick ins Innere zu werfen. Sehr hübsch war da auf jeden Fall das Treppenhaus mit dem großen Buntglasfenster.
Fachwerkmuseum Ständerbau
Ein großer Stolz der Stadt Quedlinburg ist ein altes, in Ständerbauweise erbautes Fachwerkhaus in der Altstadt. Es wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut und zeigt eine Frühform der Fachwerkarchitektur. Heute befindet sich hier das Fachwerkmuseum Ständerbau. Drinnen lernt man also allerhand über den Fachwerkbau, nur leider war das Museum an allen Tagen unseres Besuchs geschlossen. Vielleicht von außen nicht grad das schönste Haus in Quedlinburg, aber trotzdem absolut bemerkenswert.
Adelshof
Der Adelshof ganz im Süden der Altstadt ist ein weiteres sehr gut erhaltenes Bauwerk in Quedlinburg. Die meisten Gebäude im Adelshof, die man heute noch sehen kann, sind Fachwerkbauten aus dem 16. Jahrhundert. In der Mitte des Hofes ist ein hübscher Taubenturm. Früher war der Hof im Besitz des Stifts und wurde von einem Vogt bewohnt. Heute ist er im Besitz der Stadt selbst. Ein französisches Restaurant lockt am Eingang zum Adelshof auf einem Werbebanner mit Flammkuchen.

Die Gegend auf dem Weg zum Burgberg ist mit seinen verspielten Fachwerkhäusern wohl die attraktivste in ganz Quedlinburg.
Burgberg und Finkenherd
Auf dem Weg von der Altstadt zum Burgberg kommt man unweigerlich am Finkenherd vorbei. Meiner Meinung nach ist dies wohl der bezauberndste Teil von Quedlinburg, dort wo die Häuser am schönsten wieder hergerichtet wurden, am verspieltesten sind, und es auch hübsche Geschäfte und Cafés gibt. In einem sehr schmalen Haus mittendrin befindet sich eine Touristeninfo. Weitere Sehenswürdigkeiten in der Gegend sind das Klopstockmuseum, die Küstereien (siehe Beitragsbild oben) und das Schlosstor.
Kleiner Tipp: Wenn du statt zur Stiftskirche von der Altstadt kommend nach links abbiegst, gelangst du zur Galerie am Schlossberg (Brandgasse 1). Hier findest du einen kleinen „Wunder“-Automaten, wo man für wenig Geld ein kleines Kunstobjekt ziehen kann. Sehenswert auch die Privatgärten der Anwohner unterhalb des Schlossbergs.

Die Stiftskirche von Quedlinburg beinhaltet ein sehenswertes Museum und ist Hüterin eines bedeutenden Domschatzes.
Die Stiftskirche und Domschatz
Oben auf dem Berg dann findet man die, meiner Meinung nach, Hauptattraktion von Quedlinburg: den Domschatz. Um diesen zu sehen, muss man Eintritt in die Stiftskirche St. Servatius zahlen. Diese ist zwar ziemlich kahl, aber der Domschatz selbst ist einzigartig in Alter, Pracht und Bedeutung. Zu sehen in der Domschatzkammer sind zum Beispiel ein Elfenbeinkamm aus dem 7. oder 8. Jahrhundert, ein eintausend Jahre altes Evangeliar und ein großer Alabasterkrug aus dem Besitz Kaiser Otto I. Hinzu kommen Reliquien, Schachteln, Pergamente. Eine atemberaubende und einzigartige Sammlung.
Unter der Kirche gab es zur Zeit unseres Besuchs eine Ausstellung zur Stiftsgründerin Mathilda. Im benachbarten Schlossmuseum konnten wir dann noch die Prunkgemächer der Stiftsfrauen aus dem 18. Jahrhundert anschauen. Im Keller gab eine Ausstellung dazu, wie die Nazis die Ottonengeschichte für ihre Propaganda missbraucht haben.
Kleiner Tipp: Wenn man am Rand des Burgbergs steht und hinunterschaut, sieht man auf die Dächer der benachbarten Wohnhäuser. Mit etwas Glück findet ihr auf einem Dach ein lustiges aufblasbares Schwimmbecken, das als Wunschbrunnen verwendet werden darf.

Das Brauhaus Lüdde (Blasiistraße 14) ist ein beliebtes Restaurant in Quedlinburg. Leider sagte uns die große Hallenatmosphäre nicht zu, so dass wir andere Restaurants in der Stadt ansteuerten.
Restaurants in Quedlinburg
In Quedlinburg gibt es eine erstaunlich hohe Anzahl an guten Restaurants. Das liegt natürlich vor allem daran, dass all die Besucher ja irgendwie verköstigt werden müssen. Deutsche Küche, ob gut bürgerlich oder elegant modern, steht dabei im Mittelpunkt, aber man kann auch auf andere gastronomische Spezialitäten zurückgreifen.
Auffällig war für uns auf jeden Fall, dass trotz der hohen Ratio von Restaurants diese jeden Abend sehr schnell komplett gefüllt waren. Es ist daher auf jeden Fall ratsam, rechtzeitig einen Tisch zu bestellen. Im Sommer mögen die zusätzlichen Sitzplätze im Freien dies vielleicht entzerren, aber da ich denke, dass auch mehr Besucher im Sommer hungrig durch die Straßen von Quedlinburg streifen werden, wird es wohl auch dann kaum besser werden.
In den folgenden Restaurants haben wir selbst gegessen und waren immer durchweg zufrieden. Hier also im Detail.
Ristorante Perli’s Pasta Mia
Das italienische Restaurant Perli’s Pasta Mia befindet sich direkt am Marktplatz von Quedlinburg (Steinbrücke 23) und war unsere erste Wahl, weil wir mit den Kindern etwas finden mussten, was bei allen gut ankam. Irritierend waren die vielen Sprachen auf den Fensterscheiben, die einen Touristennepp erahnen ließen. Doch Preise, Service und Qualität von Pizzen und Pasta waren angesichts der Lage am Markt durchaus angemessen. Da der Betreiber ein Tiroler ist, würde ich empfehlen, eine der Tiroler Spezialitäten zu probieren, die mit Stolz selbstgemacht werden. Ich hatte Knödel auf drei Arten, was mir verdienterweise bei Tisch den Neid meiner Familie einbrachte. Webseite
Himmel und Hölle
Das Restaurant Himmel und Hölle (Hölle 5) war ein Glücksgriff, nachdem wir vergeblich an einem Abend an mehreren Restaurants angeklopft und abgewiesen worden waren. Ja, die Restaurantszene kann sich in Quedlinburg nicht über Zulauf beklagen. Wir hatten bei „Himmel und Hölle“ Glück: Es war grade ein Pärchen aufgestanden, und so bekamen wir einen freien Tisch. Andere Pärchen, die nach uns kamen, hatten da weniger Glück. Hauptspezialität dieses charmanten Restaurants sind leckere Flammkuchen, aber ich habe mich für Käsespätzle entschieden, die einfach umwerfend waren. Webseite
Restaurant Helena
An einem Abend stand uns mal der Sinn nach etwas Griechischem. Auch hiervon gibt es in Quedlinburg gleich eine ganze Auswahl an Restaurants. Wir entschieden uns für das Restaurant Helena (Word 12) und hatten wieder einmal Glück, einen gerade frei gewordenen Tisch auf der Empore zu ergattern. Die Portionen hier sind riesig, mir reichte ein Teller „für den kleinen Hunger“. Gegenüber befindet sich ein Irish Pub, wo man mit Whiskey das Ganze herunterspülen kann. Webseite

Ob lokale Spezialitäten oder Kunsthandwerk, in Quedlinburg gab es viele Möglichkeiten, sein Geld unter die Leute zu bringen.
Shopping in Quedlinburg
In Quedlinburg gibt es nicht nur viele gute Restaurants, sondern auch jede Menge tolle Geschäfte, die allerlei Handwerk und Leckereien anbieten. Ich möchte an dieser Stelle ein paar Geschäfte nennen, die mir ins Auge gefallen sind. Die kleinen Geschäfte fügen sich ganz wunderbar in die Fachwerkarchitektur der Stadt ein und bezaubern mit ihren hübsch gestalteten Schaufenstern.
- Baumkuchenmanufaktur bei Café Harz (Markt 12)
- Quedlinburger Senf (Finkenherd 6)
- Keksmanufaktur Keks-Art (Lange G. 3)
- Antiquitätengeschäft Friedrich Häusser (Breite Str. 51)
- Lebensmittelgeschäft Regionalladen Harz (Steinbrücke 20)
- Teekontor Quedlinburg (Breite Str. 46)

Unsere Gastgeber im Ferienapartment in der „Villa Le Palais“ hatten bei uns genau den richtigen Nerv getroffen.
Unsere Unterkunft in Quedlinburg
Da unser Ferienapartment in Quedlinburg ein absoluter Traum war, möchte ich euch dieses hier einmal kurz vorstellen. Gesucht hatten wir ein modernes, sauberes Apartment mit idealerweise zwei Schlafzimmern, einer Badewanne (weil wir keine zu Hause haben) und einem Stellplatz fürs Auto.
Gefunden haben wir dann nach einiger Suche das 115qm große zweigeschossige Ferienapartment in der „Villa Le Palais“ direkt gegenüber einer alten Schule. Die Wohnung war zusammen mit anderen Apartments in einer alten Jugendstilvilla untergebracht und hatte mehr, als wir jemals erwartet hätten. Neben einer geschmackvollen Einrichtung, zwei Fernsehern für uns und die Kinder, einer Terrasse, einer komplett ausgestatteten Küche usw. gab es jede Menge Toilettenartikel, Handtücher, Begrüßungs-Fruchtwein, Schokoladen und vieles, vieles mehr. Wenige Meter vom Marktplatz entfernt, konnten wir uns hier ganz wie zu Hause fühlen.
Für weitere Infos und die Möglichkeit zu buchen, klickt bitte hier (Achtung: Affiliate-Link, das heißt bei Buchung erhalte ich eine Kommission).

Die engen Straßen von Quedlinburg lassen kaum Verkehr zu, sodass man gemütlich durch die Altstadt schlendern und sich die vielen Details anschauen kann.
Fotoimpressionen von Quedlinburg
Quedlinburg ist ein Schatz für Fotografen und Romantiker. Diese Fotos zeigen nur einen Teil meiner Sammlung. Ich hoffe, die vielen kleinen Einzelheiten werden durch meine Auswahl deutlich.

Das Schild eines Cafes – viele Ladenbesitzer in Quedlinburg haben das Stadtbild mit solchen Schildern aufgehübscht.

Eine tolle Inschrift oben auf dem Burgberg: „Trink o Auge, was die Wimper hält, von dem goldenem Überfluss der Welt.“
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