Die Besichtigung der Akropolis von Athen zählt zu den Highlights vieler Athen-Besucher. Doch sind der mühsame Aufstieg, die Menschenmassen und die Aussicht wirklich die Mühe wert? Mein Erlebnis unseres Akropolis-Besuchs war da eher gemischt. Zum einen weiß ich die kulturelle Bedeutung eines solchen Ortes sehr wohl zu schätzen. Doch ich frage mich auch, ob man unbedingt da hoch muss und ob es vielleicht bessere Orte gibt, um die griechische Geschichte hautnah zu erleben? Hier also meine Erfahrungen und jede Menge Tipps für einen gelungenen Akropolis-Besuch!
Ein wenig enttäuscht war ich nach all dem Hype schon von der Akropolis. Rückblickend betrachtet fand ich diese Athener Sehenswürdigkeit reichlich überbewertet und all der Menschenmassen nicht würdig. Denn vergleichen wir es doch mal mit anderen antiken Kulturgütern; im Mittelmeerraum gibt es davon ja jede Menge. Da die Griechen und Römer ja so gut waren, die Küsten rund ums Mittelmeer zu bekriegen, zu kolonisieren und mit Handelsabkommen zu erschließen, finden sich die Spuren ihrer Zivilisationen überall. Da braucht man schon ein paar ganz besondere Ruinen, dass sich der Besuch dann auch so richtig lohnt.

Natürlich findet man entlang der Hänge der Akropolis und oben auf dem Berg auch viele weitere Ruinen und Bauwerke, von denen man eher selten etwas hört.
Inhalt
- 1 Ist die Akropolis nur ein Häkchen auf der Bucketlist?
- 2 Der verführerische Blick von oben
- 3 Die Akropolis ist mehr als nur der Parthenon
- 4 Das Problem mit dem Massentourismus im Sommer
- 5 Es ist kein Erlebnis, wenn man um Platz kämpfen muss
- 6 Verloren im Brennofen
- 7 Die Geheimnisse der Akropolis erschließen sich nicht
- 8 Was also bleibt?
Ist die Akropolis nur ein Häkchen auf der Bucketlist?
Aber warum ist die Akropolis eigentlich so beliebt? Ich glaube, dass es ein fundamentaler Teil der menschlichen Psyche ist, auf jede Sache raufzuklettern, die ein bisschen höher liegt als das Umland. Ob Turm, Berg oder Monument, man muss da einfach drauf. Wahrscheinlich gibt es den Leuten das Gefühl von Macht, von Überlegenheit, von Kontrolle. Indem man Höhen erklimmt und seinen Schweinehund überwindet, hat man das Gefühl, etwas Besonderes erreicht zu haben. Das süße Ergebnis der Bemühungen, für die man wenigstens ein bisschen hat bluten müssen.
Und außerdem: Wenn man so hoch oben erstmal angekommen ist, kann man auch prima wieder runtergucken. Von oben die Welt zu sehen, macht es uns einfacher, sie zu verstehen. Wir wagen zu behaupten, dass viele Leute gern auf die Akropolis klettern möchten, weil sie dann auf einem Berg stehen und runtergucken können. Von hier hat man ungelogen einen tollen Ausblick auf Athen.
Wichtige Tipps für den Besuch der Akropolis:
- Tickets werden an zwei Kassen verkauft, je nachdem, ob man bar oder mit Karte zahlen möchte. Also stellt euch an die richtige Schlange an!
- Tickets für die Akropolis allein sind nur vor Ort an der Kasse erhältlich. Sie kosten EUR 20. Die Kombitickets für EUR 30 können auch online erstanden werden und beinhalten viele weitere interessante Sehenswürdigkeiten in Athen wie die Agora und Archäologische Museum von Kerameikos. Hier geht es zum Kombi-Ticket.
- Es gibt eine Handvoll kostenfreier Tage im Jahr, nämlich 6 März, 18. April, 18. Mai, das letzte Wochenende im September, 28. Oktober und jeden ersten Sonntag vom 1. November bis 31. März.
- Die nächsten Metrostationen der drei Eingänge heißen „Akropolis“ bzw. „Monasteraki“.
- Da es auf der Bergkuppel nur wenig Ausschilderung und Informationen gibt, sollte man zur besseren Orientierung zunächst das Akropolis-Museum besuchen. Dank Klimaanlage im Sommer sowieso eine gute Idee!
- Legt euch den Besuch der Akropolis nach vorne in den Tag und seid somit schneller als die meisten Touristen.
- Nehmt euch ausreichend Trinkwasser mit und sorgt für guten Sonnenschutz, denn die Bergkuppel hat so ziemlich gar keinen Schatten.
- Tragt gutes Schuhwerk und keine Flipflops, denn die Steine bröckeln oder sind von der Witterung glatt geschliffen.
Der verführerische Blick von oben
Der Name ist natürlich Program. Akropolis bedeutet soviel wie „Oberstadt„. Sie ist nicht einzige auf der Welt. Die Griechen haben auch in anderen Städten eine Akropolis angelegt. Aber diese hier ist die bedeutendste, da sie das Zentrum der Macht darstellte. Der Grund und Zweck für die Anlage war natürlich ganz einfach. Anhöhen sind für gewöhnlich der letzte Rückzugsort im Verteidigungsfall.
Wer es schafft, sich auf eine Anhöhe oder einen Berg zurückzuziehen, der genießt einen strategischen Vorteil. Nicht nur kann man so den anrückenden Feind besser beobachten und die nächsten Züge besser vorhersehen. Man kann sich auch die Schwerkraft zunutze machen und Objekte auf den Angreifer hinunterwerfen. Eine sehr sinnvolle Verteidigungsstrategie.
Das ist natürlich der Grund, warum die alten Griechen hier auf dem Berg eine ganze Reihe von Gebäuden errichteten und diese mit einer hohen Verteidigungsmauer sicherten.

Das Propylon am Eingang zur Kuppe ist ein echtes Nadelöhr, das man leider kaum näher begutachten kann, während man von der Menge weitergeschoben wird.
Die Akropolis ist mehr als nur der Parthenon
Wer noch nie die Akropolis besucht hat, wird wahrscheinlich ein wenig überrascht sein, dass die Akropolis mehr ist als nur der ikonische Parthenon. Der Parthenon, das ist der große längliche Säulentempel, der in jeder Gyrosbude an der Wand hängt. Ein nationales Symbol, das griechische Bauwerk schlechthin. Vielleicht ist die Bedeutung als Nationalsymbol ein weiterer Grund, warum die Akropolis so ein Publikumsmagnet ist.
Jedenfalls ist es so, dass sich auf dem Gelände mehr befindet als nur dieses eine berühmte Bauwerk. Am Fuße des Berges zum Beispiel befinden sich gleich zwei Amphitheater und die Reste einer Metallschmelze. Auf der Kuppel dann eine ganze Ansammlung von Tempeln, Toren und weiteren Strukturen.
Warum warnen wir euch dann also vor einem Besuch? Wenn man von hier doch einen so tollen Ausblick hat, es einiges zu entdecken gibt, und so viel Bedeutung hinter den Bauwerken steht, warum sollte sich da ein Besuch nicht lohnen?
Das Problem mit dem Massentourismus im Sommer
Nun, das Problem liegt darin, dass viel zu viele Athenbesucher genau den gleichen Gedanken haben wir ihr. Gerade im Sommer ist die Akropolis hoffnungslos überlaufen. Das wird spätestens deutlich, wenn man das eigentliche Akropolis-Gelände versucht zu betreten.
Das erste Gebäude, das man am Anfang der Bergkuppel nicht nur besichtigt, sondern quasi als Eingangstor durchlaufen muss, ist das Propylon. Ein schmales Tor ohne Türen, dafür aber mit einer immensen Deckenhöhe und beeindruckenden Säulen. Während man die Stufen zu diesem Gebäude hinaufsteigt, würde man gern einmal den Kopf in den Nacken legen und diese faszinierende Konstruktion näher begutachten. Geht aber nicht.
Denn während die ungeduldigen Besucher hinter einem nachschieben, läuft man unweigerlich auf eine Wand von Besuchern zu, die ihren Reiseführern bei ihren Ausführungen zuhören. Die Reiseführer sind ja nicht blöd. Nicht nur bietet das Gebäude kostbaren Schatten in der gleißenden Mittsommerhitze. Die Stufen eigenen sich auch hervorragend, um einen längeren Vortrag zu halten, den auch alle in der Gruppe gut verstehen können. Leider blockieren sich damit aber auch den Zugang zur Akropolis.
Es ist kein Erlebnis, wenn man um Platz kämpfen muss
Das Ergebnis ist eine Mischung aus Flüchen in den verschiedensten Sprachen, jede Menge Ellbogen und ein wildes Herumgeschubse. Keine Möglichkeit zu verweilen, Fotos zu schießen oder die Atmosphäre in sich aufzunehmen.
Selbst wenn man die Stufen und das Nadelöhr von Eingangstor hinter sich gelassen hat, muss man noch ein ganzes Stück weitergehen, bis sich die Menschenmasse wieder ausfächern kann. Erst dann kann man Atem holen, sich herumdrehen und anfangen sich ordentlich zu orientieren. Wer hätte gedacht, dass der Besuch von Sehenswürdigkeiten so viel Arbeit sein würde?

Das Erechtheion mit seinen hübschen Damen ist eines der bekannteren Bauwerke auf der Akropolis. Leider kann man es nur aus der Entfernung begutachten, so dass viele Details unerkannt bleiben.
Verloren im Brennofen
Insgesamt ist das Akropolis-Gelände natürlich schon hübsch anzusehen. Jedoch meist nur aus der Ferne. Viele Gebäude, wie zum Beispiel das Erechtheion kann man nur von weitem begutachten, denn Zäune halten die Besucherströme auf Distanz.
Wie schade eigentlich! Das Erechtheion zum Beispiel ist das einzige Bauwerk hier, dass eine sichtbare Reihe von Mädchenstatuen aufzuweisen hat. Woanders gibt es nicht viel mehr als Säulen und Dachkonstruktionen zu sehen. Nicht, dass diese Statuen echt wären. Ein britischer Lord hatte eine von den Mädels damals mitgehen lassen, und diese befindet sich daher heute im British Museum. Die anderen Damen wurden sicherheitshalber zum Akropolismuseum transferiert.
Wenn man so in der heißen Mittagssonne auf der kahlen Bergkuppe steht, wünscht man sich schon, man wäre woanders. Die griechische Sonne ist unbarmherzig, und von Schatten keine Spur. Die vielen Zäune halten einen davon ab, das genauer zu betrachten, was man eigentlich sehen will. Und das Propylon (ihr erinnert euch, das Nadelöhr) ist der einzige Ausgang aus der Hölle.
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Der Marmor um dich herum glänzt in der prallen Sonne. Der Boden ist rutschig und glatt – keine Steinfliesen, sondern Kiesel und blank polierter Naturstein machen die Oberfläche dieser Bergkuppe aus. Es gibt kaum Erklärungsschilder, man steht im Prinzip ohne Ahnung vor den alten Bauwerken und weiß nicht, was sie eigentlich sind.
Da du ja ganz schön was gelatzt hast, versuchst du das beste aus der Situation zu machen. Du läufst ein wenig planlos auf der Akropolis herum und versucht, möglichst viel für dein Geld an Erlebnis heraus zu bekommen. Immerhin ist der Ausblick auf die Stadt passierlich. Man kann von hier herrlich den Tempel des Zeus sehen. Auf den umliegenden Anhöhen erkennt man weitere antike Ruinen.
Letzten Endes fühlt man sich so, als habe man eine Touristenattraktion besucht, nur damit man sagen kann, dass man mal da war. Gelernt hat man eigentlich nichts.
Die Geheimnisse der Akropolis erschließen sich nicht
Nirgendwo auf dem Gelände erfährt man zum Beispiel, dass die Akropolis über die Jahrtausende hinweg verschiedenen Zwecken diente. Oder vielleicht wird das irgendwo erwähnt, und wir haben ganz einfach nicht das Hinweisschild gefunden. Zum Beispiel diente der Parthenon eine zeitlang mal als Kirche, und dann später als Moschee. Es existierte sogar einmal ein Minarett. Und ein Harem. Eine ganze Ottomanen-Garnison war hier stationiert.
Aber der Fokus der demnächst abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten liegt natürlich auf der klassischen Antike. Und das ist auch gut so. So wollen wir die Akropolis sehen und uns an sie erinnern. Deshalb fanden wir auch nur Schilder, die sich auf genau diese Epoche fokussiert haben.
Leider sind die Erklärungstafeln wenig interessant. Wir wissen ja nicht, wie das bei euch so ist. Aber wenn wir einen Text vor uns sehen, der gespickt ist mit wissenschaftlichen Wörtern und Jahreszahlen, schalten wir ganz einfach ab und lesen nicht weiter. Sätze, die mehr als 50 Wörter enthalten, sind eine Beleidigung an den Leser, besonders wenn es ein flüchtiger Leser ist, der sich im Vorbeigehen informieren will. Allein schon deshalb ist die ganze Übung sinnlos.
Was bleibt, ist die hartnäckig festsitzende Erinnerung an einen heißen Tag ohne Schatten, zu viele Besucher, und einen Haufen von beeindruckenden antiken Bauwerken, die leider immer noch zu weit weg sind, um sie voll in all ihren Details zu sehen.
Was also bleibt?
Die Römische Agora direkt am Fuße der Akropolis erwies sich als lohnenswerte Alternative. Wir waren baff, als wir feststellen mussten, dass sich hier fast überhaupt keine Besucher hinverirrt haben. Das bestätigt unsere Theorie, dass die Akropolis für die meisten doch nicht viel mehr ist als ein berühmte Sehenswürdigkeit, die unbedingt mal abgehakt werden muss. Egal warum oder wofür.
Das Schöne an der Agora war, dass sie schattig war und leer, voller kleiner Schätze und preiswert (EUR 8 statt der EUR 20, die man neuerdings im Sommer für den Besuch der Akropolis entrichten muss). Wenn ihr also etwas auf eurer Erlebnisliste abhaken wollt, dann kommt ihr um einen Besuch der Akropolis nicht drumherum. Aber wenn ihr ein spannenderes und entspannenderes Erlebnis haben wollt, dann solltet ihr euch vielleicht doch besser nach Alternativen wie die Agora umsehen.
Anbei noch ein paar Fotos von unserem Akropolis-Besuch. Wart ihr schon einmal da? Was waren eure Erfahrungen?
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