El Torcal ist so ein auffälliges Gebirge mitten im Nichts, dass man sich echt wundern muss, dass es bei Andalusienbesuchern so unbekannt ist. Dabei liegt es nur etwas mehr als eine Stunde von den Badeorten der Costa del Sol entfernt. Die eine Minute fährt man noch durch die liebliche andalusische Landschaft aus verlassenen Bauernhäusern, bestellten Feldern und blühenden Mandelbäumen. Die nächste steht man vor einer steilen Felswand, die wie ein hohler Zahn aus der Landschaft herausragt.
Wir haben es gewagt und sind mit dem Auto nach El Torcal gefahren, um uns die Sache einmal genauer anzusehen. Wir erzählen euch dabei nicht nur, was man alles so im Naturreservat El Torcal sehen kann, wir geben euch auch noch Tipps für euren eigenen Besuch mit an die Hand.

Im Frühjahr ist die Landschaft in Andalusien noch schön grün. Dahinter ragt das Naturreservat El Torcal auf wie ein hohler Zahn.
Ein Urzeitmeer in schwindelerregender Höhe
Wie bereits gesagt, El Torcal kann man ganz einfach nicht ignorieren. Der Kontrast zur umgebenden Landschaft ist ganz einfach zu krass. Welch eine völlig andere Welt uns dort erwartet, erfahren wir, als wir ein zweites Mal dorthin fahren, diesmal mit den Kindern im Schlepptau. Denn eigentlich wollten wir euch beweisen, dass man El Torcal auch mit Kindern besuchen kann. Doch dann mussten wir frustriert feststellen, dass es dort oben ganze 15 Grad kühler war als an der Küste. Bei gerade einmal vier Grad mussten wir leider unverrichteter Dinge wieder umkehren. Glücklicherweise waren aber zuvor schon einmal dorthin gefahren und können euch von diesem ersten Besuch berichten.
Der Kontrast kommt natürlich vor allem von der Höhe. Mehrere Haarnadelkurven gilt es zu überwinden, will man sich dem Besucherzentrum von El Torcal nähern. Vorbei an Radfahrern und langsameren Kleinlastern mühen wir uns den Berg hoch und fragen uns dabei, was uns nun eigentlich oben erwarten würde.
Denn das Gebirge ist eigentlich ein Urzeitmeer. Vor Millionen von Jahren drückten geologische Vorgänge, von denen wir nur ahnen können, das Gelände nach oben. Der hart aussehende Stein besteht größtenteils aus weichem Kalk, die Überreste von Meerestieren, die nach ihrem Ableben zu Boden gesackt waren. Nun an der Oberfläche, begannen Sonne, Wind und Regen ihre Arbeit und zauberten aus dem Rohmaterial etwas unglaublich Faszinierendes: El Torcal.

El Torcal ist auch mit Kindern im Grundschulalter gut zu beschreiten. Die Wege sind größtenteils eben und gut ausgeschildert.
Eine Landschaft wie aus dem Märchenbuch
Das Karstgebirge veränderte sich über Millennia. Das weiche Gestein erodierte, bildete abstruse Formen. Steinfelsen ragen in die Höhe, herrlich verknorpelt. Sandtropfburgen gleich, wie meine großen Brüder sie am Strand immer für mich gebaut haben. Die Spanier haben den Formationen natürlich Namen gegeben. Da gibt es die Schraube und den Sonnenhut. Oder auch den Sarg. Welche genau das sein sollen, erschließt sich uns nicht, dafür ist um uns herum gesteinstechnisch zu viel los und es gibt zu viele Kandidaten. Letztlich ist es aber egal, wie was offiziell heißt. Wir lassen einfach unsere eigene Fantasie spielen.
Es gibt in El Torcal drei Pfade, aus denen man wählen kann. Mit den Kindern hätten wir uns am kürzesten versucht, denn der dauert nur etwa 45 Minuten. Zu zwei versuchen wir aber den mittelschweren Pfad, ein ca. zwei Stunden dauernder Rundweg mit wenig Anspruch. Meist bleiben wir auf flachem Gelände, nur ab und zu geht es ein wenig bergauf oder bergab, wobei die Steine natürliche Treppen bilden. Wir tragen normale Freizeitschuhe und kommen mit dem Untergrund prima zurecht.
Fast unmerklich wandelt sich die Landschaft um uns herum, abhängig davon wieviel Sonnenlicht den Boden erreicht. Wir gehen durch dichte Haine und vorbei an grünen Ebenen. Um uns herum wachsen knorrige Büsche mit Beeren, Teppiche aus Heidekräutern. Manche Bäume haben sich in die Spalten der Felsen verirrt, klammern sich daran fest wie Parasiten. Ein paar Vögel schwirren durch die Lüfte, der Wind trägt das Glockenschellen von Ziegen an unsere Ohren. Doch davon abgesehen, ist es still.

Die bizarren Formen regen die Fantasie an. So wird die Wanderung durch das spanische Karstgebirge besonders unterhaltsam.
Tipps zum Besuch von El Torcal
Am Ende besuchen wir noch die Aussichtsterrasse am Besucherzentrum. Von hier aus kann man an guten Tagen bis nach Málaga sehen. Dahinter liegt das blaue Mittelmeer. Nun können wir auch die Ziegen ausmachen, die wir zuvor nur akustisch wahrgenommen haben. Sie klettern eine steile Felswand hinab. In Stein gefrorene Ammoniten haben wir leider auf unserer Wanderung nicht gesehen, aber es gibt spezielle Führungen, bei denen man zu den besten Exemplaren geführt wird.
El Torcal ist mit dem Mietwagen sehr leicht zu besuchen, entweder als Stopp auf einer Rundreise durch Andalusien oder als Tagesausflug von der Küste oder auch aus Ronda. Es ist möglich, mit dem Wohnwagen bis zum Parkplatz zu kommen, auch wenn die Anfahrt dann doch schon ein wenig anspruchsvoller ist.
Der Eintritt und auch das Parken ist kostenlos. Sollten die Parkplätze neben dem Besucherzentrum besetzt sein, verkehren von unten Shuttlebusse. Besonders am Wochenende dürfte hier so einiges los sein, denn die Spanier kennen El Torcal natürlich gut und besuchen es sehr gern. Am Besucherzentrum findet man Toiletten und ein Café. Im Sommer sollte man sich gut vorbereiten – Sonnenschutz ist auf jeden Fall wichtig!
Unser Ausflug nach El Torcal ist auf jeden Fall empfehlenswert, selbst mit Kindern. Die bizarren Felsformationen, der Blick nach Málaga und das Eintauchen in eine faszinierende Landschaft so ganz ohne Verkehr und Leute ist einfach unvergesslich. Weitere Fotos unten.
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