Immer wieder werden Stimmen laut, Venedig sei zu voll geworden. Zu viele Menschen besuchen Jahr für Jahr die Stadt, bevölkern die Plätze, drängen sich in die Museen, nehmen den letzten Platz an Cafétischen ein. Ein Venedig ohne Menschen, ist das überhaupt noch möglich heutzutage?
Die ganz klare Antwort ist, ja. Wir haben Venedig gesehen, mitten im Sommer, und während mindestens drei Kreuzfahrtschiffe vor Anker lagen. Wir waren Zeuge eines völlig überfüllen Markusplatzes, sahen das Chaos mit eigenen Augen. Doch wir entdeckten auch die andere Seite Venedigs, die vielen kleinen Einzelheiten, die die Stadt eigentlich ausmachen. Die still plätschernden Kanäle, die frischen Ausblicke über die Lagune, die verblasste Romantik der alten Palazzos. Venedig, wie wir es lieben: romantisch, exotisch, entrückt.
Dies ist das wahre Venedig, die Quelle des Mythos. Wir haben es gefunden und werden es nie wieder vergessen. Wo wir es gefunden haben, das erzählen wir euch hier.
Inhalt
- 1 Feine Spitze und Bunte Häuser in Burano
- 2 Die fast verlassene Insel Torcello
- 3 Entdecke eine ganz andere Seite Venedigs im Jüdischen Ghetto
- 4 Eines der weniger bekannten Museen in Venedig, der Palazzo Grimani
- 5 Sich in Cannaregio unter die Einheimischen mischen
- 6 Venedig ohne Menschen: Auch heute möglich
Feine Spitze und Bunte Häuser in Burano
Wenn man von Venedig spricht, wird leicht vergessen, dass Venedig nicht nur aus einer Insel besteht. Neben der Hauptinsel, wo sich auch die Rialtobrücke, der Markusplatz und der Bahnhof befinden, gibt es in der Lagune noch viele weitere Inseln.
Auf einer der vielen Fähren kann man schnell den Touristenmassen rund um den Markusplatz entkommen und so die authentischeren und ruhigeren Teile der Stadt erkunden. Insgesamt gibt es 118 Inseln in der Lagune. Zu den schönsten zählt die Insel Burano. Am besten fährt man schon früh morgens los und erkundet Burano bevor alle anderen ankommen. Die Fahrt dorthin beträgt ca. 45 Minuten.

Die bunten Häuser von Burano sind ein Traum für Fotografen. Die Farben sind von der Gemeinde genau vorgegeben.
Die Einwohner Buranos sind berühmt für ihre feinen Spitzen. Aber auch die bunt angemalten Häuser sind schön anzusehen und ein Traum für Fotografen. Mehr zu Burano findet ihr in unserem Artikel hier.
Tipp: Verlasse die Fähre in Mazzorbo und genieße den Panoramablick auf Burano. Von dort aus kannst du dann über die Fußbrücke nach Burano gelangen. Eine interessante Sehenswürdigkeit in Mazzorbo ist die Kirche von Santa Caterina. Hier findet ihr auch viele gute Restaurants.
Die fast verlassene Insel Torcello
Ein weiterer toller Tagesausflug von Venedig aus um den Menschenmassen zu entkommen ist die friedvolle Insel Torcello. Hier findet ihr eine ganze Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale von Santa Maria Dell’Assunta aus dem 7. Jahrhundert. Innen sind tolle byzantische Mosaike zu bewundern, wie zum Beispiel „Das Jüngste Gericht“.
Man kann es kaum glauben, aber Torcello war einmal dicht besiedelt. Um die 20.000 Leute lebten auf dieser Insel, sogar lange bevor die venezianischen Hauptinseln besiedelt waren. Doch Malaria und Plünderer beschieden das Schicksal der Insel und viele Bewohner starben oder zogen zu sichereren Gefilden.
Heute leben nur noch rund 20 Menschen auf der Insel, und das trägt natürlich ganz entschieden zum Charme Torcellos bei. Viele Palazzos und Gebäude wurden im Laufe der Zeit zerstört, ihre Steine als Baumaterialien für neue Projekte weiterverwendet. Ein Großteil der Insel ist heute ein Naturschutzgebiet.
Tipp: Wenn du schon mal da bist, besichtige doch auch mal die Teufelsbrücke, die einzige Brücke Venedigs ohne Geländer. Einen Besuch Torcellos lässt sich bequem mit einer Fahrt nach Burano verbinden, denn die Inseln liegen nah beieinander.
Entdecke eine ganz andere Seite Venedigs im Jüdischen Ghetto
Wenn du lieber nicht mit der Fähre fahren willst, trotzdem aber ein Venedig ohne Menschen schätzt, dann ist vielleicht das Jüdische Ghetto für euch. Auch wenn sich das Viertel unweit des Bahnhofs befindet, umgeben von den von Touristen frequentierten Straßen, ist es in diesem Bereich der Stadt schön ruhig und herrlich romantisch.
Am besten schließt ihr euch einer geführten Tour an, um die Geschichte und Kultur des Jüdischen Bezirks besser zu verstehen. Das Jüdische Ghetto ist das älteste der Welt, und seine Häuser haben eine Menge Geschichten zu erzählen.
Einige der ersten Wolkenkratzer sind hier entstanden. Bäckereien und Delikatessengeschäfte verkaufen ganz eigene Spezialitäten, die es nirgendwo sonst gibt. Bewundere die Synagogen, suche nach Souvenirs in den ansässigen Handwerksbetrieben, besichtige eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Venedigs, das Relief am Campo del Ghetto Nuovo.

Der Charme Venedigs liegt auf jeden Fall in den Details: dem gepflegten Verfall und den vielen Erinnerungsstücken an eine vergangene Zeit.
Eines der weniger bekannten Museen in Venedig, der Palazzo Grimani
Venedig ist Heimat zahlreicher erstklassiger Museen und Kunstgalerien. Da ist es natürlich kein Wunder, dass so viele Menschen auch nach Venedig kommen, um die Ausstellungen zu besichtigen. Aber man muss sich nicht unbedingt unter die Leute mischen, um auch etwas vom Glanz dieser Kunstschätze mitzubekommen. In Venedig gibt es viele Museen, die selten eine Erwähnung in den gängigen Reiseführern erhalten und trotzdem interessant sind.
Nehmen wir zum Beispeil den Palazzo Grimani. Auch wenn sich dieses Museum direkt am Canale Grande befindet, ist es eines der weniger bekannten Museen der Stadt. Der Palazzo selbst in ein seltenes Beispiel venezianischer Renaissance-Paläste. Ein beeindruckendes Gebäude des 16. Jahrhunderts, das sich dank des später hinzugefügten zusätzlichen Stockwerks stark von den Nachbarn unterscheidet.
Der Palazzo Grimani beherbergt eine Vielzahl wechselnder Ausstellungen und Veranstaltungen. Es lohnt, vor dem Besuch einmal die offizielle Webseite zu checken.
Sich in Cannaregio unter die Einheimischen mischen
Der Bezirk rund um das Jüdische Viertel im Norden der Hauptinsel ist bekannt unter dem Namen Cannaregio. Hier findet man weitaus weniger Besucher als im Süden – perfekt, wenn man sich unter die Einheimischen mischen will, die hier entlang der stillen Kanäle leckere Mahlzeiten in den Restaurants genießen. Die Bars in diesem Viertel sind besonders zur Happy Hour bei jungen Venezianern sehr beliebt.
Neben dem logischen Vorteil, dass man in Cannaregio ein Venedig ohne Menschen erleben kann, gibt es auch hier im Norden der Insel eine ganze Reihe von tollen Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
So findet ihr hier zum Beispiel in der Fondamenta della Misericordia zahlreiche romantische Restaurants entlang des Kanalufers, wo traditionelle venezianische Gerichte wie Leber mit Zwiebeln oder Spaghetti mit Herzmuscheln angeboten werden.
Der kleine Platz Campo dei Mori ist bekannt für seine einzigartigen Maurenstatuen, die in traditionelle arabische Gewänder mit Turbanen gehüllt sind. Eine weitere bemerkenswerrte Statue findet ihr gar nicht weit entfernt. Sior Roba ist eine Marmorstatue mit Metalnase, die im 19. Jahrhundert die ursprüngliche Steinnase ersetzt hat.
Venedig ohne Menschen: Auch heute möglich
Auch heute noch ist Venedig ein lohnenswertes Reiseziel. Um Orte in Venedig ohne Menschen zu finden, muss man sich zwar schon ein wenig anstrengenden und mehr suchen, aber es ist nicht unmöglich. Es sollte euch auf jeden Fall nicht davon abhalten, einmal in eurem Leben der Lagunenstadt einen Besuch abzustatten.