Dies war unsere zweite Wanderung an diesem Tag in den Olgas, auch Kata Tjuta genannt. Kata Tjuta befindet sich nur rund 50km vom berühmten Uluru entfernt. Wer eine Eintrittskarte zu Uluru ersteht, hat gleichzeitig Zugang zu Kata Tjuta. Es wäre also dumm, sich diese zweite Gesteinsformation entgehen zu lassen. Nach unserem Besuch des Tals der Winde hier also unsere Erfahrungen mit dem zweiten angebotenen Wanderweg zur Erkundung der Walpa Gorge.
Da die Kinder nach dem langen Tag an der frischen Luft müde waren, beschloss ich, mich alleine auf den Weg zu machen. Volker blieb mit den Kleinen im Wohnwagen zurück und kochte derweil das Abendessen.
Die Walpa Gorge ließ sich bequem innerhalb von nur einer Stunde zu Fuß erkunden. Der Wanderweg führte tief in eine Sandsteinschlucht, die zu beiden Seiten steil aufragte. Eine Wanderung hier erschien mir ziemlich surreal, so als ob ich mich auf einmal auf der Marsoberfläche befinden würde.
Der Boden des Tals war grob und voller Geröll. Ich musste aufpassen, dass ich mir nicht den Knöchel verdrehte.
Eine rote Marslandschaft erwartete mich
Es war später Nachmittag. Während ich mich aufmachte, die ersten Meter des Weges zurückzulegen, stellte ich fest, dass noch etliche andere Besucher unterwegs waren. Trotzdem entschied ich mich, lieber einen Zahn zuzulegen, denn die Sonne schien mit Riesenschritten am Horizont zu verschwinden und das Land um mich herum in tiefe Schatten zu tauchen.
Der Wanderweg begann mit einem sanften Anstieg. Um mich herum befand sich ein Meer aus kleinen Steinen und Kieseln, dazwischen grüne Wüstenoasen aus Gras und dichtem Buschwerk. Ich legte den Kopf in den Nacken, um mich zu orientieren und entdecke unzählige Löcher in den Felsen um mich herum. Fast so wie ein Schweizer Käse.
Im Licht der späten Abendsonne erleuchtete des Fels in den schönsten Farben. Von Hellrot zu Orange und alles dazwischen. In den Schatten jedoch, da war der Fels blutrot bis beinahe schwarz.
Mein Wanderweg war eingerahmt von etwas größeren Steinen, die mir den Weg wiesen. Schaute man nicht richtig hin, fügten sie sich praktisch nahtlos in die Umgebung ein, so als wären sie gar nicht da. Das einzige Zeichen von Zivilisation waren die gelegentlichen Brücken, die die Wanderer über unpassierliche Stellen und Lücken führten, doch auch diese fielen beinah gar nicht auf.
Stille umschloss mich nach wenigen Metern. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und musste plötzlich mit Erschrecken feststellen, dass ich ganz alleine war. Die Wanderer vor mir waren schon lange verschwunden, als sie mir auf ihrem Rückweg entgegen gekommen waren. Hinter mir war niemand mehr nachgerückt. Ich war allein in dieser außerirdischen Landschaft, mitten im australischen Outback.
Drückende Stille, erschreckende Einsamkeit
Und doch: Es gab Anzeichen, dass es noch Menschen in meiner Nähe gab. Die Klippen von Kata Tjuta wirkten wie ein Trichter, an dessen Wänden die Stimmen der anderen hin und her stoben. Helle Kinderstimmen, die sich gegenseitig versuchten, im Echomachen zu übertrumpfen.
Eine unheimliche Stimmung überkam mich auf einmal. Die Abwesenheit von anderen Menschen in dieser unwirtlichen Gegend, die blechernen Stimmen, die von allen Seiten zu schallen schienen. Das langsam schwächer werdende Licht der untergehenden Wintersonne.
Jetzt erst ging mir auf, dass ich vielleicht der letzte Tagesbesucher in Kata Tjuta war. Ein verdrehter Knöchel oder ein gebrochenes Bein und es würde Ewigkeiten dauern, bis man mich suchen käme.
Ein erschreckender und angsteinflößender Gedanke für eine Stadtpflanze wie mich. Meine nächsten Schritte plante ich daher übervorsichtig und mit viel Bedacht. Mit einem Mal war ich meiner Verletzlichkeit und meiner menschlichen Schwäche in dieser harschen Outbackwelt mehr als bewusst.
Ein Garten Eden am Ende des Weges
Kurz vor Ende des Weges stieß ich dann auf einen kleinen Garten Eden in dieser unbarmherzigen Steinwüste. Ein kleiner Teich mit klarem Wasser, eingerahmt von hohem Schilf. Gebüsch hatte sich rund um diese Wasserstelle gebildet, ganz sicher glücklich über die regelmäßige Verfügbarkeit von Wasser mitten in der Wüste. Ich verweilte nur kurz hier, die Dunkelheit fürchtend, bevor ich bis zum Ende meiner Wanderung vorwagte.
Eine hölzerne Plattform hatte man hier erbaut, ganz am Ende der Schlucht. Sie lag über einem kleinen grünen Biotop, das in dieser roten Wüste vor Leben beinah zu platzen schien. Von der Plattform aus konnte man das Ende der Schlucht gut erkennen.
Die Walpa Gorge endete hier in einem so schmalen Durchlass, dass für jeden Wanderer hier der Weg zu Ende war. Die Engstelle war bedeckte mit grünem Laub, das kaum fruchtbarer hätte sein können. Wie gigantisches Moos wirkten die Bäume, die sich den besten Platz in der Walpa Gorge ausgesucht hatten. Den Ort, den das Wasser nahm, sollte es einmal regnen in der Wüste.
Es war Zeit zu gehen
Um mich herum verblassten nun die letzten Farben. Es war Zeit für mich zu gehen. So schnell wie möglich und ohne zu stolpern machte ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz, wo meine Familie wartete. So flüchtete ich vor den Schatten und strebte den Stimmen entgegen, die immer noch von den Felswänden widerhallten. Bevor wir mit dem Wohnwagen zum Campingplatz zurückkehrten, machten wir noch einmal Halt an einem der ausgewiesenen Parkplätze in der Nähe von Kata Tjuta, um das Farbspiel der untergehenden Sonne zu bewundern.
Ein gelungener Abschluss für unseren Aufenthalt im Red Centre Australiens. Im Anschluss noch ein paar Fotos von dieser faszinierenden Outback-Landschaft. Und wenn ihr ganz von Anfang an über unseren Roadtrip lesen wollt, beginnt am besten hier: Outback Roadtrip mit den Mini Globetrottern – Teil 1
Camping im Outback mit Kindern – na und wie das geht! Und hier geht es zu Teil 7: Das wunderbar verrückte Outback in all seiner Pracht