Heute möchte ich euch mal ein wenig nach außerhalb von Berlin entführen, zu einem Ort, an dem die Berliner sich auch gerne mal vom Leben in der Großstadt erholen. Die Rede ist vom Treptower Park im Osten der Stadt. Nur eine kurze S-Bahn-Fahrt entfernt, deshalb für uns ein praktisches Ausflugsziel, um vor einigen Wochen noch einmal bequem die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Ein anderer Grund für diesen Ausflug: Wir wollten schauen, ob man von außen einen Blick auf den Spreepark im Plänterwald werfen kann, ein verlassener Vergnügungspark, der heute so vor sich hin verrottet. (Spoiler: Ja, das geht).
Am Ende hatten wir einen tollen Tag in einem der beliebtesten Naherholungsziele aus DDR-Zeiten. Wir haben ein überdimensioniertes Sowjetisches Ehrenmal besichtet, uns die Hausboote auf der Spree angeschaut und eben auch einen Blick auf den Spreepark werfen können. Ihr sucht also nach einer Berlin-Attraktion, die nicht viele Touristen kennen? Dann lest mal weiter!

Eine Allee aus Pappeln und Linden führt zum Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park.
Das riesige Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park
Von den Uferwiesen der Spree im Treptower Park machten wir uns auf, das Sowjetische Ehrenmal zu erkunden. Einmal kurz über die Puschkinallee gehoppelt, und schon waren wir da. Das Ehrenmal war zwar wunderschön, aber gleichzeitig auch ziemlich bizarr: Wir sprechen hier von beinah größenwahnsinnigen Dimensionen, eine Überbeanspruchung von Trauerweiden im Gesamtbild der Anlage, und einem erstaunlich gepflegten Gesamteindruck trotz der abgeschirmten Lage.
Das Sowjetische Ehrenmal wurde in den Fünfzigerjahren fertiggestellt, damals natürlich war dies hier DDR-Gebiet. Es sollte der 80.000 russischen Soldaten gedenken, die in der letzten Schlacht um Berlin ihr Leben ließen; ganze 7.000 Soldaten lagen hier begraben (es gab das Gerücht, sie lägen sogar in russischer Erde begraben, aber das konnte ich bei meiner Recherche nicht bestätigen). Vom Eingangstor aus und eine Allee entlang, erreichten wir das wunderschöne Denkmal einer knieenden Frau, der Mutter Heimat. Sie wiederum war auf den Hauptteil der Anlage ausgerichtet, an dessen Ende ein Soldat mit einem Kind im Arm abgebildet war.

Die sehr schön gestaltete Mutter-Heimat-Statue im Treptower Park ist Teil des Sowjetischen Ehrenmals.
Angesichts der großen Dimensionen der gesamten Ehrenmalanlage fühlten wir uns beinah wie Ameisen, als wir an den Reihen von Sarkophagen vorbeigingen, die mit Kriegsszenen, russischen Schriftzeichen und jede Menge Sterne verziert waren.
Der Soldat mit dem Kind im Arm stand auf einer kleiner Anhöhe am Ende des Weges. Natürlich gingen wir die Treppen hinauf um einmal von hier oben auf das Ehrenmal runter zu schauen und die klaren Linien und das viele Grün zu bewundern. Ja, dies war ein Ehrenmal, ja, es war erhaben und angemessen.

Der Blick vom Sockel der Soldatenstatue mit Kind gibt einen guten Blick über die Anlage, die eine riesige Fläche einnimmt.
Der Park an der Spree und die Insel der Jugend
Vom Sowjetischen Ehrendenkmal ging es zurück zum eigentlichen Teil des Treptower Parks, der sich am Ufer der Spree befand. Wir kamen auf unserem Weg an Springbrunnen und Gärten vorbei, an jenem Tag im Spätsommer eher ausgetrocknet und verblichen. Kleiner Merkzettel für uns, nächsten Sommer wiederkommen, wenn die Blumenbeete wieder in neuen Farben strahlen und ihr betörendes Parfüm verbreiten würden. Große Rasenflächen wurden von kleinen Waldstücken unterbrochen, dazwischen lagen Leute faulenzend im Gras, genossen die letzten Strahlen der Spätsommersonne.
Dahinter sahen wir die Spree, wie sie wie ein glitzerndes Band dahinfloss, Enten und Schwäne auf der Oberfläche. Ein hölzerndes Hausboot kam langsam ins Bild geglitten, voller junger Leute, die Männer mit nacktem Oberkörper, Sonnenbrillen auf dem Kopf. Andere Besucher des Parks saßen am Ufer, die Füße lässig nach unten baumelnd fütterten sie die Schwäne und Enten mit Brotkrumen. Wir folgten dem Fluss in Richtigung Osten, bis eine geschwungene Fußbrücke vor uns auftauchte, die Abteibrücke. Sie verband das Festland mit der Insel der Jugend, eine kleine Spreeinsel mit Biergarten und Bühne, wie gemacht für den Sommer.

Tretboote und die hübsche Abteibrücke, die zur Insel der Jugend führt – nur einer der schönen Ausblicke, die wir bei unserem Besuch des Treptower Parks genießen konnten.
Auf der anderen Seite der Spree konnten wir ein paar typische Berliner Ansichten ausmachen. Da waren teure neue Penthäuser mit Blick auf den Fluss, minimalistisch und klotzartig. Nüchterne Bürotürme in der Ferne, alles aus Stahl und Glas, gekrönt von großen leuchtenden Firmenlogos. Der Fernsehturm mehrere Kilometer flussaufwärts, nur eine Bootsfahrt entfernt. Und dann noch die weniger beschaulichen Berliner Ausblicke, die Industrieschlote und Werkshallen, das laute Klappern von Metall auf Metall, das über die Spree hinweg zu uns hinüberklang.
Spreepark im Plänterwald: Der verlassene Vergnügungspark von Berlin
Weiter ging es für uns, immer am Ufer der Spree entlang bis wir den Plänterwald erreichten. Hier standen die Bäume dicht an dicht, weitaus wilder als der sehr gepflegte Treptower Park, dunkler und auch irgendwie mysteriöser. Ein hoher Maschendrahtzaun machte das Eindringen in den Wald unmöglich; Hinweisschilder warnten in drei Sprachen davor, das Areal zu betreten. Uns war sofort klar: Das musste das Gelände des verlassenen Spreeparks sein.

Das rostige Riesenrad im verlassenen Spreepark dreht schon lange keine Runden mehr.
Einst, zu DDR-Zeiten, war dies ein beliebter Vergnügungspark für Ostberliner gewesen. Damals war es ja nicht so einfach gewesen, mal eben irgendwohin zu fahren, und so wurde dieses quasi in der Nachbarschaft liegende Vergnügungsangebot gut angenommen. Viele Familien würden hier am Ufer des Flusses ihr Picknick ausbreiten, Karten für die verschiedenen Fahrgeschäfte erstehen, vielleich auch das Haus der Jugend besuchen. Nach dem Fall der Mauer wurde der Park privatisiert, nicht gut verwaltet, der Besitzer floh aus Deutschland, nun standen wir also vor einem verlassenen Vergnügungspark aus kaputten Fahrgeschäften und umgestürzten Dinosauriern.
Wer einfach nur vorbeischaut, hat zwar keinen Zutritt zum Gelände des Spreeparks, aber es finden regelmäßig Führungen statt, zumindest in den warmen Monaten. Doch auch so kann man ein wenig durch den Zaun luken und einen Blick auf die verlassenen Karussels, Wildwasserbahnen und das Riesenrad werfen. Trotzdem kein Vergleich zu einem tatsächlichen Besuch. Ich wusste, da musste ich auf jeden Fall nochmal wiederkommen.

Auf Höhe der Insel der Jugend gibt es einen Verleih für Kajaks, Tretboote und diese coolen Zeltfloße, die man sich sogar mit einem Grill ausstatten lassen kann. Es ist sogar möglich, über Nacht zu mieten und auf dem Wasser zu schlafen.
Treptower Park: Eine super Ausflugsidee für einen Sommertag in Berlin
Es war Zeit, wieder nach Hause zu fahren, denn die Schule würde bald aus sein. Am Ufer entlang ging es also wieder zurück zur S-Bahn. Auf dem Wasser hatten sich Kajakfahrer den Tretbooten angeschlossen. Wir kamen an einer verlassenen Fischerhütte vorbei, komplett mit eingeschlagenen Scheiben, Graffiti und verbarrikadierten Fenstern – typisch Berlin eben. Wenige Schritte weiter ein altehrwürgises Ausflugslokal mit Plakat für das Martinsgans-Essen, um Reservierung wird gebeten.
Doch die meisten Ausflügler im Treptower Park würden wohl eher bei den Imbissständen in Nähe des S-Bahnhofs halt machen. Hier gab es eine große Auswahl an leckeren Snacks und Gerichten, Cocktails und kühlen Getränken. Hier starteten auch die Bootsfahrten ins historische Zentrum von Berlin.
Auch wenn wir schon viel bei unserem Spaziergang entdeckt hatten, so hatte der Treptower Park noch so einiges mehr zu bieten. Zum Beispiel entstand hier gerade auch ein riesiger Kinderspielplatz, der sogenannte Weltspielplatz. Es gab im Park auch ein historisches Observatorium, das eine genauere Erkundung lohnte.
Wir wussten nun, dass wir im nächsten Frühjahr oder Sommer auf jeden Fall wiederkommen mussten. Mehr Fotos von unserem Tag im Treptower Park findest du unten! ⇓

Jede Menge Auswahl von vegan bis Martini-Cocktails.
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Der über 10 Meter hohe Springbrunnen ist nur eine der vielen Attraktionen im Treptower Park. Neben diversen Blumenbeeten gibt es auch einen Sonnenblumengarten, den ich im Sommer unbedingt mal sehen möchte.

Vom Treptower Park aus kann man einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Berlin gut erkennen, natürlich auch den Fernsehturm am Alexanderplatz.

Die Fischerhütte war ein stiller Zeitzeuge aus einer Zeit, als dieser Teil Berlins noch weitaus industrieller war. Der heutige Park wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts für die Berliner Bürger eröffnet.

Ein herrlicher Spätsommertag – wer konnte, war unterwegs und fing noch einmal so wie wir die letzten Sonnenstrahlen ein.

Was für ein cooles Hausboot. Möchtet ihr da nicht auch sofort einziehen?