2018 wird ein Jahr werden, dass ich niemals vergessen werde. Es war das Jahr, als wir nach 15 Jahren wieder nach Deutschland zurück zogen, etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Es war außerdem das Jahr, in dem ich den heißesten deutschen Sommer meines Lebens erleben durfte. Außerdem war der Sommer 2018 die Zeit, in der wir uns noch einmal neu verlieben durften, nämlich in den wunderschönen Stechlinsee.
Alle um uns herum stimmten uns zu: Der Sommer 2018 schien ein unendlicher Sommer zu sein. Heiße Nächte, Backofenwinde am Tage. Obwohl wir im August noch mitten in unserem Umzugschaos zwischen Kisten und halb aufgebauten IKEA-Möbeln steckten, musste wir uns etwas einfallen lassen. Kein Mensch konnte bei dieser Affenhitze klar denken. Die Kinder, die Erinnerungen an Andalusien noch allzu präsent, dachten, wir würden sie verarschen. Das sollte ein deutscher Sommer sein?
Und so packten wir eines Morgens unsere Strandtasche, verstauten den Sonnenschirm im Kofferraum und fuhren von Berlin aus Richtung Norden. Unser Ziel: Der Stechlinsee im Norden Brandenburgs, Zufluchtsort vor 15 Jahren, jetzt wieder brandaktuell.

Der Stechlinsee wurde dieses Jahr zu unserem liebsten Zufluchtsort, und das nur anderthalb Stunden von Berlin entfernt.
Was kaum jemand weiß: Der Stechlinsee ist einer der klarsten Seen Deutschlands
Der Stechlinsee war also ein alter Bekannter. Wir hatten eine besondere Beziehung zu diesem Ort, denn hier hatten wir die Sommer vor unserer Auswanderung nach Australien verbracht. Bevor es die Kinder gab, als das Leben noch einfach und überschaubar war. Wir hatten uns ein Schlauchboot gekauft und waren einfach Wochenende für Wochenende weggedriftet. Einfach so.
Natürlich gab es viele Badeseen in und rund um Berlin, aber der Stechlinsee war für uns etwas Besonderes. Er hatte irgendwie das gewisse Etwas.
Denn das Wasser im Stechlinsee war so sauber und so klar, dass man direkt hineinlaufen konnte ohne sich mit schleimigen Algen oder Seegras rumplagen zu müssen. Man konnte bis zur Hüfte stehen und immer noch jeden Stein am Boden sehen. Das Wasser roh süß und frisch und nicht nach Fisch. Es war kaum zu glauben, aber der Stechlinsee war so sauber, dass man offiziell direkt von ihm trinken konnte.
Natürliche Schönheit, nur anderthalb Stunden nördlich von Berlin
Der Stechlinsee fügte sich ganz wunderbar in die beinah unberührte Landschaft ein. Er war Teil des Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Dunkle Buchenwälder waren hier vorherrschend, darin die vielen Seen. Einige davon zählten, wie der Stechlinsee, zu den saubersten in ganz Deutschland.
Der nächste Orte zum See, Neuglobsow, war nur ein kleines Dörfchen. Er lag nicht direkt am Ufer. Besucher mussten ein kurzes Stück durch den Wald gehen, um zu den Badestellen zu kommen. Neuglobsow war nämlich komplett von Wald umschlossen, eine Sackgasse ohne Durchgangsverkehr, ohne Einkaufszeile, es gab nur einige wenige Angebote für Tagesausflügler.

Das kleine Örtchen Neuglobsow profitierte damals wie heute von seiner Abgeschiedenheit mitten im Wald.
Überall um den See herum standen die Bäume bis zum Ufer. Kein Haus in Sicht. Nur irgendwo da hinten, das wussten wir, stand ein ungenutztes Atomkraftwerk aus DDR-Zeiten versteckt hinter Bäumen. Es wurde gerade Stück für Stück zurückgebaut.
Abgesehen vom kurzen Stück Strand auf der Seite von Neuglobsow war der See menschenleer. Das Kreischen der entzückten Kinder verhallte ungehört in den Tiefen der Wälder. Das echte Leben spielte sich jedoch unter Wasser ab, denn Fische waren unsere ständigen Begleiter. Enten und Schwäne glitten am Ufer entlang in die entlegensten Buchten. Greifvögel kreisten über dem hohen Ufergras. Überall tanzten bunte Libellen über die Wasseroberfläche.

Schon Fontane fand die magische Atmosphäre des Stechlinsees faszinierend und widmete ihm seinen letzten Roman „Der Stechlin“.
Beim Stechlinsee ist der Weg das Ziel
Wir liebten unsere Tagesausflüge zum Stechlinsee von Berlin aus. Damals genauso wie heute. Denn der See war zwar das Ziel, doch der Weg dorthin war eine Reise. Sie führte uns durch kleine brandenburgische Dörfer, entlang riesiger Felder, durch schattige Wälder. Unsere Ankunft am See war zwar das Ergebnis unserer Fahrt, doch unsere Stadtflucht begann schon viel früher, wenn wir die Autobahn bei Oranienburg verließen.
Ich glaube, einer der Gründe, warum uns der Stechlinsee im Besonderen so zusprach, war, dass man nicht so einfach hierher gelangte. Man musste schon wirklich bereit sein, eine etwas längere Fahrt über Land in Kauf zu nehmen. Ab dem Berliner Ring ging es für uns nur noch durch die Dörfer, langsam, kurvig und gemächlich.
Auch diese hatten für uns ihren Reiz. Die verlassenen Scheunen mit ihren kaputten Dächern. Zugemauerte Türen alter Wohnhäuser, denen die Treppenstufen am Eingang fehlten. Riesige Kastanien auf alten Kirchhöfen. Bröckelnder Stuck an den Wänden.

In der heißen Sommersonne traute sich keine Menschenseele auf die Straße. Nach der großen Stadt war es, als hätten wir uns in ein Niemandsland verirrt.
Eine sonnenverbrannte Landschaft voller Gold und Staub
Diesen Sommer fuhren wir also immer wieder zum Stechlinsee, um der endlosen Stadthitze in Berlin zu entkommen. Im August hatte sich Brandenburg bereits zu einem goldenen Meer aus Mais und Korn verwandelt, zu trocken, um der Hitze Widerstand zu leisten. Die Landwirte fuhren über ihre ausgedörrten Äcker, schickten riesige Staubwolken in den Himmel. Auf den Alleen schwirrte die Luft und zauberte Fata Morganas auf den heißen Asphalt. Pferde und Rinder suchten unter einsamen Bäumen die Kühle des Schattens.
Es waren Eindrücke, die wir so schnell nicht vergessen würden. So unbarmherzig die Hitze und Trockenheit dieses Jahr auch war, wir genossen die Ruhe, die diese sonnenverbrannten Landschaften ausstrahlten.

Das Haus Bernadotte war eines der Sehenswürdigkeiten in Neuglobsow. Auch wenn es nicht öffentlich zugänglich war, ließ es doch von vergangenen Zeiten träumen, als hier noch der Adel residierte.
Ein Tagesausflug von Berlin, der nicht nur im Sommer ein Erlebnis ist
Man musste eins über den Stechlinsee wissen: Er hatte seine eigene Agenda. Nur weil es in Berlin schön und sonnig war, galt dies noch lange nicht für Neuglobsow. Wie oft waren wir in der Vergangenheit an den See gefahren, nur um dann von einer frischen Brise begrüßt zu werden, die das Baden unangenehm machte.
Deshalb musste man sich im Klaren darüber sein, dass es auch die Fahrt dorthin war, die zum Tagesausflug gehörte. Das Baden war da nur das I-Tüpfelchen. Die Reise auf der B96 nach Norden war das eigentliche Erlebnis, die Fahrt durch historische Dörfer wie Metz und Gransee. Wir fuhren immer mit Bedacht, hielten an Imbiss- und Marktständen und deckten uns mit frischen Beeren und Räucherfisch ein.
Auch Neuglobsow war eine Reise wert, ein angemessenes Trostpflaster, wenn die Bedingungen am See nicht ideal waren. Hier hatten wir schon vor Jahren über die Glasmacherarbeiten des Ortes gehört, hatten in den gutbürgerlichen Restaurants gegessen, das kleine Heimatmuseum besucht.

Der Weg durch den Wald zum See war das letzte Stück einer langen Reise zum See, immer wieder ein Erlebnis, das man mit allen Sinnen erfuhr.
Tipps für einen Tagesausflug zum Stechlinsee von Berlin aus
Der Stechlinsee ist der perfekte Tagesausflug von Berlin aus, nicht nur an heißen und sonnigen Tagen. Man darf sich von der langen Fahrtzeit von anderthalb Stunden nicht abschrecken lassen, denn wie gesagt, der Weg ist das Ziel. Man verlässt die Autobahn früh und taucht ein in die brandenburgische Landschaft und sieht echte Leute und echtes Leben. Ein Stop zum Aufstocken des Picknickkorbs ist dabei eigentlich schon ein Muss.
Wichtig zu wissen ist, dass es in Neuglobsow eine Parkraumbewirtschaftung gibt. Besucher des Ortes dürfen nur in den dafür vorgesehenen Parkplätzen parken. Der Parkplatz, der dem Stechlinsee am nächsten liegt, ist gebührenpflichtig. Trotzdem sollte man nicht zu spät in Neuglobsow ankommen, denn diese Parkplätze am See gehen schon früh weg. Da ein Wald den See vom Ort trennt, muss man noch einige Meter gehen, um zum Badestrand zu gelangen. Hier lohnt die Investition in einen ausklappbaren Bollerwagen oder ähnliches, besonders, wenn man mit Kindern und viel Gepäck anreist.
Das Baden ist kostenlos am Stechlinsee. Am relativ kleinen Badestrand findet man ausreichend Schatten dank der Bäume. Es gibt eine Reihe von Annehmlichkeiten, die den Tag am See leichter machen, wie Toiletten, kleine Spielplätze, ein Beachvolleyballplatz, eine Imbissbude mit Eis und Pommes, SUP- und Bootsverleih und Strandkörbe.
Weitere Infos gibt es auch auf der offiziellen Webseite.
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