Zwischenzeitlich während unseres Umzugs von Spanien nach Berlin haben wir es tatsächlich noch geschafft, eine Woche New York einzuschieben. Eigentlich hatten wir da ja auch keine Wahl, denn die Flüge hatten wir schon lange vorher gebucht, noch bevor wir uns zu dem Umzug nach Deutschland entschlossen hatten. Denn New York hatte ich schon immer einmal sehen wollen. Die Stadt der Hoffnung, der großen Pläne, der Superlative, der Versuchung… Es gibt viele gute Gründe, warum man wenigstens einmal im Leben nach New York sollte.
Einmal da, gab es für mich kein Halten mehr. Eine ganze Woche lang erkundeten wir zu zweit die vielen verschiedenen New Yorker Neighborhoods, streiften mit Kamera bewaffnet durch die Seitenstraßen Manhattans. Knipsten bis die Finger wund waren.
Dabei wurde mich schnell klar, dass es bei unserem Besuch New Yorks weniger um die üblichen Sehenswürdigkeiten für uns ging, als für das Gewebe drumherum. Die vielen Leute, die wir tagtäglich auf den Straßen der Stadt sahen. Ihre trivialen Träume, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen.
Die Leute von New York: Von 5th Avenue bis Hell’s Kitchen
Denn was wäre eine Stadt wie New York schon ohne seine Leute? Man stelle sich einmal vor, man ginge durch einen Ort wie Manhattan mit seinen überdimensionierten Hochhäusern, und um einen herum wären keine Menschen. Die unzähligen Fenster: nur leere, schwarze Löcher, die wie hohle Augen auf einen hinunterstarren. Wie unheimlich das doch wäre!
Und deshalb waren die Menschen um mich herum, ihr allgemeines Gewusel, ihr Einsamkeit inmitten der Großstadt, ihr Schaffen und ihr Spiel für mich ein entscheidenes Fotomotiv. Wir ließen letztenendes also die berühmten Sehenswürdigkeiten wie die Freiheitsstatue und das World Trade Centre links liegen und konzentrierten uns mehr auf das ganze Drumherum.
In diesem Artikel möchte ich euch also meine liebsten Schnappschüsse von New York zeigen in der Hoffnung, dass auch ihr mal wieder mit der Kamera in der Hand durch eine fremde Stadt zieht und die Menschen um euch herum bei ihren alltäglichen Unternehmungen auf ganz intensive Art und Weise wahrnehmt.
New York Fotos, die Geschichten erzählen
Die folgenden Fotos sind meine Lieblinge aus einer riesigen Sammlung aus Urlaubsschnappschüssen. Sie fielen mir besonders durch ihre spezielle Aussagekraft auf.
Die große Empfangshalle im Grand Central Station
Natürlich ließen wir nicht alle New Yorker Sehenswürdigkeiten kategorisch links liegen. Grand Central Terminal zum Beispiel haben wir ziemlich ausgiebig erkundet. Unterm Sternenhimmel der großen Halle nahmen wir in einem Café Platz und beobachteten eine gute Stunde den Ameisenhaufen da unten. Anschließend ging es noch zur Flüstergalerie vor der Austernbar, wo man, wenn richtig positioniert, geheime Nachrichten über das Gewölbe austauschen kann (hier sieht man sowas mal demonstriert).
Markttreiben in Chinatown
Chinatowns gibt es ja in vielen größeren Städten. Auch in Sydney gab es eine nicht kleine Chinatown, die sich im Laufe der Zeit immer weiter ausgebreitet hat. Doch nichts bereitet einen vor auf das absolute Menschenchaos entlang der Canal Street, insbesondere an Tagen, wenn die Marktstände die Gehwege halb blockieren. Da wurden jede Menge exotische Früchte und Gemüse feilgeboten, aufgeschichtet in hohen Türmen: Jackfrucht und Lychees und Erdnüsse zum Beispiel. In den Geschäften drumherum gab es dann dazu frischen Fisch und lebende Krebse. Es gab billige Souvenirshops voller roter Lampen, Apotheken, die vor lauter Tees und Kräuter überzuquellen drohten. Dazu jede Menge Leute, zu viele Leute für solch einen kleinen Raum. Um all dies in sich aufzunehmen, muss man da dann tatsächlich mal eine kleine Nische finden und beiseite treten, denn sonst wird man nur den Gehweg runtergeschoben. Herrlich, dieses Gewusel!
Touristen-Epizentrum Times Square
Und wo wir gerade bei Gewusel wären: Der wuseligste Ort in Manhatten ist zweifellos der Times Square. Wir haben mit aller Macht versucht, den Ort so gut es geht zu umgehen, doch irgendwie führten alle Wege in New York immer wieder hierhin. Der Platz ist an einem üblichen Werktag im Sommer so voll, dass man nur schwer seinen Platz behaupten kann. Eigentlich kämpft man nur gegen den Strom. Dabei gibt es eigentlich keinen guten Grund, Times Square zu besuchen, außer man braucht Tickets für eine Broadway-Show. Mein Tipp daher: Am besten gleich früh am Morgen zum Times Square, wenn alles noch ruhig ist, denn dann kann man die riesigen und blinkenden Werbetafeln in Ruhe betrachten. Dann so schnell wie möglich weg und eine bessere Attraktion suchen.
Atempause im Central Park
Um ehrlich zu sein, so viele gute Gründe, den Central Park speziell aufzusuchen, fallen mir spontan nicht ein. Ja, er ist ein großer Park, ja hier stehen viele Bäume. Aber macht das den Central Park so besonders? Was für mich vielleicht noch am auffälligsten war, war der starke Kontrast zwischen dem organischen Grünen einerseits und dem scharfkantigen Hochhausmeer drumherum andererseits. So gesehen ist der Central Park wirklich eine Oase. New Yorker jedenfalls empfinden den Park als tollen Rückzugsort vom hektischen Großstadtleben, so wie das Paar mit Hund im Foto oben.
Blick auf die Skyline vom East River State Park
Um einen guten Blick auf Manhattan zu erhaschen, muss man am besten Manhattan verlassen. Wir begaben uns unter anderem zum East River State Park in Brooklyn, also auf die andere Seite vom East River. Auch wenn dies ganz sicherlich nicht der einzige Ort ist, wo man ein schönes Foto von der Skyline New Yorks machen kann, so fand ich doch toll, dass man ein wenig Strand mit aufs Bild bekommen konnte. Nicht, dass man hier schwimmen könnte, aber dieses unerwartete Stück Natur war an diesem heißen Sommmertag auf jeden Fall willkommen.
Spielende Kinder im Central Park
Mein Lieblingsort im Central Park ist Bethesda Terrace, wo venezianisch anmutende Parkarchitektur auf Springbrunnen und See treffen. Das sieht man zwar nicht alles in diesem Foto, aber dafür sieht man, wie andere diesen schönen Ort erfahren haben. Diese Kinder hatten auf jeden Fall einen Riesenspaß, als sie den großen regenbogengestreiften Seifenblasen hinterher liefen.
Blick auf die Freiheitsstatue
Wir kamen nie weiter heran an die Freiheitsstatue als in diesem Foto zu sehen. An der Südspitze von Manhattan befindet sich der Battery Park, wo auch die Fähren zur Liberty Island ablegen. Wie weit die Freiheitsstatue tatsächlich weg ist von New York, sieht man ganz gut in dieser Aufnahme. Aber für uns war das auch gar nicht weiter schlimm. Ich fand es viel schöner zu beobachten, wie das kleine Mädchen den Ausblick mit ihrer Familie genoss.
Imbissstand in Süd-Manhattan
Eigentlich hatte ich immer davon geträumt, in New York einmal einen dieser berühmten Hot Dogs zu essen. Doch beim Anblick der Dreckhaufen in den Gossen und in den Ecken der Straßen verging mit irgendwie der Appetit. Das Ganze scheint aber echte New Yorker nicht wirklich zu stören. Die Imbisstände sind übrigens mobil und können überall in Manhattan gefunden werden. Die meisten haben sich spezialisiert: auf Bagels, Donuts, indische Dosa, Thai-Curry oder eben Hot Dogs.
Jetskis auf dem East River
Man denkt, man hätte alles gesehen, und dann sowas. Wär hätte gedacht, dass man vor solch spektakulärer Kulisse, praktisch mitten in der Stadt, Jetski fahren kann? Ich fand den Anblick auf jeden Fall äußerst faszinierend. Würdet ihr so etwas auch wagen?
Wasserspiele mit der Nachbarschaft
Es gibt so ein paar Vorurteile und Vorstellungen zu New York, die werden einem erst wieder bewusst, wenn man dann tatsächlich davor steht. Zum Beispiel, dass es in Manhattan ständig aus dem Boden dampft. Nie drüber nachgedacht, aber es ist wirklich so. Bei Bauarbeiten werden richtige Schlote angelegt, um den heißen Dampf sicher abzuleiten, bis die Straße wieder geschlossen werden kann. Und wie man bereits aus der Sesamstraße kennt: Es gibt überirdische Hydranten. Die kann man offensichtlich bei heißem Wetter öffnen, zur Belustigung der vielen Kinder der Nachbarschaft, die so zu einer tollen Abkühlung kommen!
Cupcakes wie bei Sex and the City
Erinnert ihr euch noch an die Fernsehsendung „Sex and the City“? „The City“, gemeint war natürlich New York. Carrie und Co. lebten dabei im schicken Greenwich Village, was sich durch seine wunderschönen alten Häuser mit den großen Eingangstreppen und den vielen kleinen Edelboutiquen auszeichnet. Viele Filmstars leben hier auch im echten Leben. Eine Institution ist dabei die Magnolia Bakery, die besonders für ihre ausgezeichneten Cupcakes bekannt ist. Wir durften einmal durchs Fenster auf die Produktion gucken und dabei den Duft von ganz viel Zucker einatmen.
Am Ticketschalter im Grand Central Station
Dieser adrett gekleidete Herr stand wartend an den historischen Fahrkartenschaltern im Grand Central Station und fügte sich dabei ganz wunderbar in das erlesene Design des Bahnhofs ein. Ich bin wirklich fasziniert von diesen ersten Bauten des öffentlichen Lebens – Bahnhöfe, Museen, Schulen – die oftmal mit so viel Vision, Prunk und Verschwendung erbaut wurden. Der Grand Central Station ist da ganz sicher nicht viel anders, und es ist schön zu sehen, dass er bis heute glücklicherweise weiterbestehen durfte (das war nämlich nicht immer so ganz klar).
Die Einwanderer von New York
Viele Tausend Einwanderer, die zum ersten Mal in Freiheit amerikanischen Boden betreten durften, kamen im Gebiet des heutigen Battery Parks an der Südspitze Manhattans an. Ihnen ist dieses schöne Denkmal gewidmet, das auf ganz entzückende Art und Weise ihre Träume und Hoffnungen widerspiegelt. Ein ganzes Heer von Parkmitarbeitern war gerade beschäftigt, das Monument auf Hochglanz zu polieren. Schön, dass New York sich seiner Anfänge als Einwandererhafen immer noch sehr bewusst ist.
Ein fremdes Gesicht in der Menge
Ein absolutes Highlight unseres New-York-Besuchs war unser Vormittag im Metropolitain Museum of Art, oder kurz das Met. Hier kommt alles zusammen, was von Menschenhand geschaffen wurde und irgendwie außergewöhnlich ist. Nicht nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch Tiffany-Glas, Kirchengitter, Porzelanbüsten, Ritterrüstungen, antike Tempel, Schmuck aus Muscheln und Nusschalen, Möbel. Herausragend war da vor allem die Südpazifik- und Indopazifik-Ausstellung, und das sage ich, die ich in Sydney schon so schön an der Quelle war. Selbst das Bishop Museum in Hawaii kann da nicht mithalten. Schaut nur, wie cool allein diese Ganzkörpermaske aus Papua-Neuguinea ist! Und das war erst der Anfang.
Ein Nickerchen über den Straßen der Stadt
Die High Line ist eine umgebaute Bahntrasse, die auf Höhe der Dächer der Lower West Side von Manhattan durch die Straßen zieht. Beinah wäre sie abgerissen worden, aber dann sahen einige Bürger doch glücklicherweise das Potential in diesem ungenutzten Raum. Wo früher die Güterwaggons den Meatpacking-District beliefert hatten, kann man heute gemütlich flanieren und die Aussicht genießen. Ein Highlight auf der Strecke ist der Chelsea Market, den man unbedingt unterwegs einmal sehen sollte.
Lower East Side – Mittelstreifenpark
Die Lower East Side ist traditionell ein eher raueres Viertel, dort wo zunächst die ärmsten Einwanderer unterkamen, später dann die Künstler und all jene, die nicht ins übliche Raster fallen. Auch Madonna lebte als junge Sängerin für einige Jahre in der Lower East Side. Faszinierend zur bunten Geschichte des Viertels ist da auf jeden Fall das Tenement Museum, das geführte Touren durch alte Apartmenthäuser durchführt und uns dabei so einiges zu den Hintergründen der Bewohner des Viertels erzählen kann. Diese Herrschaften auf dem Foto hier genießen übrigens ein paar entspannte Minuten auf Stühlen inmitten einer vielbefahrenen Straße.
Baseballspieler in New York
Als Amerika-Neuling fand ich es auch sehr spannend, den Amerikanern bei einigen ihrer typischsten Freizeitbeschäftigungen zuzuschauen. Dazu gehörte auf jeden Fall auch das Baseballspiel. Diese Damen und Herren trafen sich zum umgezwungenen Spiel auf einem der zahlreichen Ballsportplätze am südlichen Ende des Central Park. Ein Stückchen Gemeinschaft, eine geteilte Leidenschaft, ein paar vergnügliche Stunden fern vom Trubel der Großstadt.
Clueless ist in die Jahre gekommen
Eine der unvergesslichsten Erlebnisse hatte ich auf der 5th Avenue. Ihr wisst schon, da, wo sich die Reichen und Schönen tummeln. Wäre hätte gedacht, dass sie dann auch wirklich so aussehen würden? Diese sehr gepflegte Dame im teuren Designerkostüm jedenfalls sah aus wie eine etwas gealterte Version von Alicia Silverstone aus Clueless. Sie tauchte urplötzlich vor meiner Linse auf, wie ein seltsames Pflänzchen, ging einige Schritte mit uns mit, bog dann aber wieder ab und verschwand in der Masse. Ihre ganze Aura strahlte Selbstsicherheit, Reichtum und Eleganz aus. Wirklich faszinierend.
Street-Art in New York
Street-Art ist natürlich ein wichtiger Teil von New York. Besonders der Name Banksy wird oft in einem Atemzug mit Streetart genannt. Man wird nicht überall fündig, aber im Lower East End ist schon so einiges los in der Richtung. Andere schwören auf Brooklyn und ganz besonders auf den Stadtteil Williamsburg. Urban Art findet man übrigens auch im Stadtteil Chelsea, besonders, wenn man oben auf der High Line steht. Wer sich in das Thema dieser sehr wandelbaren und flüchtigen Kunst reinlesen will, dem empfehle ich den Besuch der folgenden Webseite.
Ein absolutes Meisterwerk
Es ist schon lustig, wie schnell sich die Leute darüber einig werden können, welches Kunstwerk der Star einer Ausstellung ist. Man sollte meinen, die Geschmäcker gehen da irgendwie auseinander. Jedenfalls ist das so der Fall im Museum of Modern Art in New York, also dem MoMa. Hier sind alle Besucher irgendwie total verrückt auf van Goghs „Sternennacht“. Sicher, es ist ein schönes Gemälde, aber zu sehen gibt es in diesem Museum noch so viel mehr, darunter Werke von Picasso, Monet, Matisse und Warhol. Was ist also der Zauber dieses Bildes?
Das sind also meine Bilder von New York. Es sind diese Eindrücke, die sich mir ewig ins Gedächtnis brennen werden, mehr noch als der Besuch einer großen Sehenswürdigkeit. In den nächsten Wochen werde ich noch einige weitere interessante Artikel zu New York veröffentlichen!