Das kleine Städtchen Oranienburg im Norden von Berlin ist nur wenigen Leuten als Tagestripdestination bekannt. Wenn überhaupt, dann schwirrt es in den Reiseführern zu Berlin höchstens als der Ort herum, in dem sich ein Konzentrationslager befindet, das man als Berlinbesucher schnell und einfach besuchen kann. Dabei gibt es in Oranienburg noch so viel mehr zu sehen.
Mitten im Ort steht nämlich eines der schönsten Barockschlösser Deutschlands. Und direkt daneben befindet sich ein herrlicher Schlosspark mit verträumten Gartenzimmern und einem romantisch-alten Baumbestand.
Wir wussten von all dem nichts, als wir das erste Mal mit den Kids nach Oranienburg fuhren. Wir wollten eigentlich einen Mittelaltermarkt besuchen, blieben dann aber seufzend am Gartentor des Schlossparks hängen. Da uns an dem Tag keine Zeit blieb, den Park zu besichtigen, beschlossen wir kurzerhand, unter der Woche noch einmal wiederzukommen. Davon würde ich euch gern berichten.
Eines der schönsten preußischen Schlösser Deutschlands
Das Örtchen Oranienburg hat eine Menge Geschichte. Das sieht man sofort, wenn man sich auf den Platz vor dem Schloss begibt und die sorgfältig aufgestellten Infotafeln studiert. Selbst wer sich nicht so wie ich für Geschichte interessiert, wird zugeben müssen, dass die bereitgestellten Informationen echt interessant aufbereitet sind.
Nicht zu übersehen in Oranienburg ist natürlich das strahlend weiße Schloss, traumhaft gelegen direkt am Ufer der Havel. Vom Großen Kurfüsten um 1700 für seine Gattin Louise Henriette erbaut, wirkte es wirklich elegant-feminin und beinah leicht beschwingt. Louise Henriette war eine Prinzessin aus dem Hause Oranien-Nassau, und ihr war es zu verdanken, dass der Ort Oranienburg getauft worden war.
Im Zweiten Weltkrieg hatte Oranienburg sehr unter der Bombardierung der Allierten gelitten, was man leider auch heute noch gut am Stadtbild ablesen kann. Die Häuser, die die Zerstörung jedoch überlebt hatten, erstrahlten heute im neuen Glanz. Es war zwar kein so vollständiges Stadtbild wie zum Beispiel in Potsdam, aber zusammen mit dem Schloss, der Havel und dem angrenzenden Schlosspark war der Ort auf jeden Fall hübsch anzuschauen.
Ein Besuch des Schlossparks Oranienburg
Als wir also ein zweites Mal nach Oranienburg zurückkehrten um endlich den Schlosspark zu erkunden, gingen wir bereits dem Ende des Sommers entgegen. Es war schön, so früh am Morgen am Park einzutreffen, als die Temperaturen noch moderat waren und man die Frische vom Fluss spüren konnte.
Man sollte vielleicht wissen, dass sich der Schlosspark Oranienburg in mehrere Bereiche aufteilen ließ. Da wäre zum einen der historische Schlosspark mit dem uralten Baumbestand und klassischen Sichtachsen, der Orangerie und dem alten Parktor. Daneben schloss sich der neuere Teil des Parks an, der über viele Jahre vernachlässigt worden war und der erst zur Landesgartenschau 2009 wie ein Phönix aus der Asche wiederauferstanden war. Dieser Teil war eindeutig für das Vergnügen unter freiem Himmel entworfen worfen, mit spannenden Erlebniswelten, genannt Gartenzimmern, Veranstaltungsbereichen und einem großen Abenteuerspielplatz
Nach einem kurzen Besuch der Spielbereiche (ohne Kinder dabei zu haben wenig sinnvoll), ging es weiter zu den Gartenzimmern, unserem persönlichen Highlight des Schlossparks.
Die Gartenzimmer: Träume, Liebe und Familie
Die Gartenzimmer des Schlossparks Oranienburg waren eine Reihe von sechzehn quadratisch angelegten Gärten, die jeweils einem besonderen Thema gewidmet waren. Da gab es zum Beispiel das Gartenzimmer Tempora, wo eine übergroße Sanduhr stand. Oder das Gartenzimmer Träume mit einem großen Bettrahmen aus Draht inmitten eines Lavendelfelds, das süße Träume versprach.
Wir besuchten auch das Gartenzimmer Liebe, wo aus Draht große rote Kreise mit den Silhouetten von Männern und Frauen ausgestellt waren, umgeben von blühenden Rosenbeeten. Im Gartenzimmer Glaube befanden wir uns auf einmal inmitten eines klösterlichen Kreuzgangs. Die Pergolas waren über und über mit Glyzinen überwachsen, was gerade im Frühsommer bombastisch aussehen musste.
Wir hatten so viel Spaß in diesen Gartenzimmern, dass wir beinah die Zeit vergaßen. Die Zukunft, Ursprünge und Familie, Illusion und Entspannung – die verschiedenen Themen faszinierten uns immer wieder aufs Neue. Beinah vergaßen wir, dass wir ja eigentlich auch noch das Schloss besuchen wollten. Schnell machten wir uns auf zum historischen Teil des Parks, wo wir noch ein wenig auf alten Pfaden unter jahrhundertealten Bäumen spazierten. Die ersten Blätter begannen bereits, wie Konfetti von den Bäumen zu rieseln, einfach wunderbar.
Warum wir dann Schloss Oranienburg doch nicht besuchten
Als wir dann schließlich mit dem herrlichen Schlosspark fertig waren, wendeten wir uns dem Schloss selbst zu. Auf der Infotafel vor dem Haus lasen wir dann aber, dass von den wahrscheinlich ehemals prachtvollen Zimmern nach vielen Besitzerwechseln nicht mehr viel übrig war. Zwar war die Porzellan- und Skulpturenausstellung im Museumteil des Schlosses bestimmt sehenswert, aber irgendwie stand uns da nicht der Sinn nach an diesem warmen und sonnigen Tag.
Und so beschlossen wir also, für heute das Schloss auszulassen und wieder nach Berlin zurückzufahren bevor die Schule aus war und die Kinder nach Hause kamen. Trotzdem fanden wir unseren Ausflug nach Oranienburg toll und absolut empfehlenswert. Denn vor allem die sechzehn Gartenzimmer im Schlossgarten waren interessant konzipiert und unterhaltsam. Weitere Bilder habe ich unten an den Artikel angehängt! ↓

Man konnte schon sehen, dass auch der Schlosspark nach diesem heißen und trockenen Sommer unter Wasserknappheit zu leiden hatte. Trotzdem gab es an jeder Ecke was zu entdecken.
Was man vor dem Besuch des Schlossparks Oranienburg wissen sollte
Es gibt in der Nähe des Schlosses kostenlose Parkplätze, jedoch nur mit Parkscheibe. Die Parkdauer ist auf zwei, beziehungsweise drei Stunden beschränkt, je nachdem, wie nah man ans Schloss heran will. Wer nicht mit dem Auto nach Oranienburg fahren kann oder will, sollte die S1 ab Berlin Hauptbahnhof nehmen und am Hauptbahnhof Oranienburg aussteigen. Zusammen mit dem Fußweg vom Bahnhof beträgt die Anfahrt in etwa 70 Minuten.
Der Besuch des Schlossparks ist kostenpflichtig. Tickets erhält man bequem direkt am Eingang. Weitere Informationen wie Preise und Öffnungszeiten gibt es auf der offiziellen Webseite des Parks.
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Leicht verträumt liegt die historische Orangerie im älteren Teil des Parks. Leider wurde sie nie als Orangerie genutzt, sondern war zeitweise sogar einmal ein Pferdestall. Heute kann man hier Hochzeit feiern.

Die Havel fließt gemächlich durch Oranienburg und eignet sich perfekt für entspannte Kanufahrten oder eine Fahrradtour entlang des Ufers.