Die Isle of Skye zählt zu den schönsten Orten, die man in Schottland besuchen kann. Zu den Top-Attraktionen zählen dabei zweifellos die wunderschönen Fairy Pools. Dabei ist der Name allein natürlich schon recht magisch: Dieser Bachlauf bietet eine ansprechende Mischung aus lieblich plätschernden Wasserfällen und kleinen Wasserbecken, in denen man sogar schwimmen kann – manche behaupten sogar, dass hier die berühmten schottischen Feen plantschen gehen.

Manche behaupten ja, in den Fairy Pools würden die berühmten schottischen Feen baden gehen. Ob das stimmte?
Zu Beginn war ich ein wenig skeptisch. Nicht, weil ich nicht daran geglaubt hätte, auf der Isle of Skye die magische Schönheit Schottlands vor mir ausgebreitet zu finden. Man brauchte ja nur im Internet nachzuschauen um zu sehen, mit wieviel Liebe der Herrgott hier gewaltet hatte. Doch ob es hier wohl wirklich Feen gab? Schließlich war ich ja ein rationaler Mensch, der an so einen Firlefanz nicht glaubte.
Doch nach unserer Wanderung entlang der Fairy Pools wurde ich eines Besseren gelehrt. Zumindest glaube ich, dass die Feen daran schuld waren, dass ich mich komplett verfranste. Kein Mensch konnte wirklich so dumm sein wie ich.
Inhalt
- 1 Die Fairy Pools: Must-See-Destination auf der Isle of Skye
- 2 Ein guter Anfang: Trocken, sauber und pünktlich
- 3 Wenn dein Reisepartner ein klein bisschen verrückt ist
- 4 Von hier konnte es ja nur noch bergab geben, sprichwörtlich
- 5 Ein kleiner Sprung für jeden anderen, ein großer Sprung für Silke
- 6 Verloren auf einem unendlich falschen Holzweg
- 7 Von den Feen an der Nase herumgeführt
Die Fairy Pools: Must-See-Destination auf der Isle of Skye
Dass wir überhaupt die Fairy Pools bei unserem Trip auf die schottische Isle of Skye besichtigen würden, daran lag gar kein Zweifel. Zu schön erschien uns der Ort, zu unwirklich. Wir mussten das ganze einfach mit unseren eigenen Augen sehen und auf unseren Kameras festhalten. Wir, das war ich und meine Freundin Coralie vom Reiseblog „Tea Time in Wonderland“.
Zwei Reiseblogger unterwegs. Beide gleich neugierig, mit einem gleichen Sinn für Abenteuer. Sie dann vielleicht doch ein wenig verrückter als ich, aber insgesamt ein ziemlich gutes Team.
Außer natürlich, wenn man an einem Ort aufschlägt, der von Feen beherrscht wird. Wasserfälle mit kristallklarem Wasser vor dem Hintergrund nebelumwälkter grüner Berge, umrahmt von bunt getupfter Heide. In diesem Fall konnte dann auch mal alles ganz anders kommen, trotz sorgfältiger Planung und gemeinsamer Absprachen. Jegliche Vorsicht konnte dann komplett über Bord gehen.
In anderen Worten: Ich begann den Tag in trockener Kleidung, sauber, und zeitlich ganz dem Tagesplan entsprechend. Ich beendete ihn komplett durchnässt, schlammbespritzt und unglaublich verspätet. Doch wie kam es überhaupt dazu?
Ein guter Anfang: Trocken, sauber und pünktlich
Unser Besuch der Fairy Pools begann wie bei so ziemlich jedem anderen Besucher. Wir parkten unser Auto, gingen vorsichtig einen Abhang hinunter und steuerten direkt den gurgelnden Bach an. Von hier folgten wir dem Wanderpfad für einige Meter, machten das eine oder andere Foto von der schönen Natur um uns herum. Das Übliche halt, nichts Besonderes und so ziemlich genau das, was auch jeder andere um uns herum tat. Naja, bis auf meine Freundin vielleicht, die wie besessen Fotos knipsen kann, was dann auch schon mal länger dauern konnte. Doch kein Problem für mich, denn ich kann ganz schön geduldig sein. Ich nutzte die Zeit, um meine eigenen Fotos zu schießen.
Ab und zu preschte meine Freundin vor, auf der Suche nach neuen tollen Winkeln für ein Foto von den Fairy Pools, während ich ihr langsam folgte. Dann war sie auf einmal wieder völlig fasziniert von einem bestimmten Anblick, verbrachtete mehrere Minuten damit, ein besonders kompliziertes Foto zu schießen. Dann ging ich wieder voraus, immer in der Annahme, dass sie gleich wieder aufschließen würde. So ging das Ganze für zehn Minuten, vielleicht zwanzig. Immer zusammen, aber doch irgendwie getrennt.
Wir hatten vorher über die Möglichkeit gesprochen, dass man in den Fairy Pools schwimmen gehen konnte. Zwar würde das Wasser ziemlich kalt sein, aber es war etwas, das viele Besucher gern ausprobierten. Meine Freundin Coralie spielte auch mit dem Gedanken. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass sie ein bisschen verrückt war. Nur wenige Tage zuvor war sie einfach so bis zum Hals in den Lake Windermere in England gestiegen, komplett angekleidet. Deshalb traute ich ihr auch die Fairy Pools zu.

In den Fairy Pools können müde Wanderer schwimmen gehen. Auch bei Nieselwetter war das für manche eine echte Option.
Wenn dein Reisepartner ein klein bisschen verrückt ist
Irgendwann hatte ich mich meine Freundin dann aber doch aus den Augen verloren. Wir waren ein wenig unter Zeitdruck, denn wir hatten einen Tisch in einem feinen Restaurant bestellt. Ich wusste: ins Wasser zu springen, sich wieder abzutrocknen usw. würde einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb formte sich in mir der Gedanke, dass Coralie wohl schon vorgegangen war, zum Ende des Weges, um dort in den berühmten Fairy Pools zu baden. Aber ich machte mir zu diesem Zeitpunkt noch keine Sorgen, denn ich nahm an, dass ich sie bald wiedersehen würde.
Nach einigen Metern traf ich auf die berühmten Fairy Pools, auch wenn mir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst war. Anders als ich angenommen hatte, befanden sich diese nicht am Ende eines Weges, sondern tauchten auf einmal mitten im Bachlauf auf. Sie waren ein Teil des gesamten Systems aus Bachläufen, Wasserfällen und Wasserbecken. Sehr hübsch anzusehen, verspielt, unberührt. Man konnte eine Million Fotos hier schießen und wäre immer noch nicht fertig. Die Schönheit dieses Ortes war nicht zu unrecht legendär.
Ich ging weiter, immer noch fasziniert von den vielen schönen Ansichten um mich herum. Bald jedoch stellte sich eine Wetteränderung ein, und ich musste meinen Schritt ein wenig beschleunigen. Zu Beginn des Weges war der Pfad noch leicht zu begehen gesehen, selbst mit Turnschuhen. Doch nun fielen bereits einige Tropfen. Der Boden unter meinen Füßen wurde weich, und dann setzte fast unmerklich ein leichter aber stetiger Regen ein. Schnell verwandelte sich der Weg vor mir in eine echte Rutschpartie. Ich musste mich von einem Steinchen zum nächsten vorwärts hangeln, umd die größten Schlammpfützen zu vermeiden.
Von hier konnte es ja nur noch bergab geben, sprichwörtlich
Der Regen setzte sich fest. Mittlerweile musste ich mich komplett darauf konzentrieren, wo ich meinen nächsten Schritt setzte. Meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, den Blick nach unten geheftet, nahm ich von meiner Umgebung nicht mehr viel wahr. Meine Annahme war immer noch, dass Coralie bereits im Wasser war, irgendwo an einem magischen Ort mit den Feen schwamm und eine richtig kosmische Erfahrung hatte. Dass ich längst die Fairy Pools passiert hatte, war mir nicht bewusst. Ich dachte, vielleicht wartete sie auch schon ungeduldig auf mich, damit ich Fotos von ihrer verrückten Aktion machte. Ich legte noch einen Zahn zu.
Ab und zu blieb ich stehen und blickte mich um. Mittlerweile hatte ich die meisten anderen Besucher um einiges hinter mir gelassen. Jeder, der mich jetzt überholte oder mir entgegenkam, war entschieden besser ausgestattet als ich. Die anderen Leute trugen richtige Wanderstiefel und Regenkleidung, sahen aus, als wüssten sie genau, was sie da täten. Nun ja, vielleicht war meine Freundin ja bereits hinter der nächse Kuppel, hinter der nächsten Kurve. Hoffensichtlich war sie nicht allzu sauer auf mich, weil ich so langsam voran gekommen war.
Ich war nicht gerade ein guter Wanderer. Ich fühlte mich in der Stadt einfach wohler. Sobald sich der Boden unter meinen Füßen weniger als ideal verhielt, musste ich darum kämpfen, nicht auszurutschen. Und als sich der leichte Regen urplötzlich in einem Platzregen verwandelte, verwandelte sich auch der Boden in ein absolutes Monster. Ich packte meine Kamera in ihre Tasche, zog den Regenschutz darüber. Meine Hosen wurden durchnässt. Doch dann: Ein unerwartetes Hindernis.

Irgendwo in diesen Spalten und Winkeln versteckten sie sich, diese Feen, die mich völlig verwirrten und mich vom Weg abkomme ließen.
Ein kleiner Sprung für jeden anderen, ein großer Sprung für Silke
Mein Weg überquerte einen angeschwollenen Strom. Breit genug, dass man nicht einfach mit einem Satz drüberspringen konnte. In der Mitte ein schlüpfrig aussehende Trittsteine, perfekt für gute Wanderstiefel mit Profil.
Wanderstiefel, nicht Turnschuhe.
Ich schaute an mir herab, blickte auf meine Converse und meine durchnässten Hosenbeine, und mein Herz sank.
Wanderer erreichten mich dort an der Stelle, an der man über die Trittsteine gehen konnte, und sahen mein Dilemma. Sie boten an, mir die Hand zu reichen, um mich über den Fluss zu führen. Ich lehnte dankend ab. Ich war mir sicher, ich musste nicht über die Steine hüpfen, denn sicherlich war meine Freundin bereits auf dem Rückweg zu mir. Oder sie war hinter mir, würde sich wegen des Regens beeilen und gleich zu mir aufschließen. Ich würde einfach hier warten.
Fünf Minuten gingen vorrüber. Fünf Minuten im strömenden Regen am Ufer eines fröhlichen Stroms. Wartend, dass Coralie endlich zu mir kam, von vorne, von hinten, von irgendwo her. Kein Schutz vor den Elementen.
Wie spät war es eigentlich? Ich hatte keine Ahnung. Ich war immer noch zeitlich verwirrt, denn ich war gerade erst von einer Kreuzfahrt wiedergekommen. Deutschland, Italien, Griechenland, Türkei und nun Großbritannien: alle paar Tage hatte ich die Uhr eine Stunde vor- oder zurückstellen müssen. Meine innere Uhr war mindestens genauso verwirrt wie ich.
Ich warf einen Blick auf mein Handy. Kein Empfang. Für wann hatten wir noch mal einen Tisch reserviert gehabt? Hatten wir nicht eigentlich abgemacht, dass wir nur 20 Minuten an den Fairy Pools stoppen wollten? Waren nicht bestimmt schon 40 Minuten rum? Wo war Coralie?
In meiner Verzweiflung wagte ich den Sprung nach vorn. Ich holte aus zu einem großen Sprung über das Wasser und die Steine direkt zum anderen Ufer, um zu den magischen Fairy Pools zu gelangen. Glücklicherweise gelang mir dies trotz meiner allgemein bekannten Bewegungslegasthenie. Ich musste zugeben, das machte mich sogar ziemlich stolz in dem Moment. Warte, bis ich dir erzähle, wie ich über diesen breiten Strom gesprungen bin, Coralie. Du denkst wohl, du bist die einzige Verrückte hier. Aber schau mich an und sieh, was ich gerade geschafft habe!
Weiter ging’s, immer weiter. Ich folgte dem Bachlauf, während der Regen mir direkt ins Gesicht schlug. Eiskalt durchnässte er meine Hosenbeine, meine Hände. Coralie, hallte es in meinem Kopf wieder, bitte sei mir nicht böse, dass ich so spät bin. Ich hoffe, du hattest viel Spaß beim Schwimmen.

Selbst im Sommer kann das Wetter in Schottland schnell umschlagen. Ein paar Tropfen Regen können sich schnell zu einem ausgewachsenen Regenguss entwickeln.
Verloren auf einem unendlich falschen Holzweg
Irgendwann dämmerte es mir dann, dann die Fairy Pools nicht hinter der nächsten Biegung auftauchen würden. Dass die Wasserbecken, die ich schon vor Ewigkeiten passiert hatte, wahrscheinlich die berühmten Fairy Pools gewesen waren. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sprach ich einen Wanderer an (der, ganz entschieden besser ausgerüstet war und trotz des Wetters eine entsprechend gute Laune an den Tag legte). Ich beschrieb ihm meine vermisste Freundin („mit einer großen Kameralinse“), aber er antwortete, dass er niemanden mit dieser Beschreibung gesehen hätte.
Ein nagender Zweifel kämpfte sich langsam in den Vordergrund meines Bewusstseins. Ich stellte eine zweite Frage, auch wenn ich im gleichen Moment wusste, was die Antwort sein würde. Nein, dies hier war bei Weitem nicht das Ende des Wanderpfads. Der Pfad würde noch 100 Meilen weiter durch die Landschaft führen. Es gab keine weiteren Fairy Pools. Das war alles.
So eine Kacke! Alles machte auf einmal Sinn. Ich wanderte einen endlosen Pfad entlang. Ich hatte die Fairy Pools verpasst. Ich hatte meine Freundin irgendwo hinter mir gelassen. Wir würden unsere Tischreservierung verlieren. Coralie würde sich wahrscheinlich mittlerweile Sorgen machen. Wahrscheinlich stand wartete sie auf mich beim Auto, während ich wie ein Volltrottel durch die schottischen Highlands wanderte.
Nein, sie würde sauer sein. Sie würde mich hassen. Sie würde mich umbringen, sobald sie mich in die Finger bekam.
In Panik drehte ich mich um und rannte den Weg zurück, der mittlerweile eher wie eine Schlammrutsche aussah als ein echter Wanderpfad. Stellte mich ein weiteres Mal dem breiten Strom mit den rutschigen Trittsteinen, nahm ihn ohne zu zögern ein zweites Mal. Konnte noch nicht einmal so etwas wie Stolz verspüren.
Jetzt nicht stolpern und hinschlagen. Nicht ausrutschen. Nicht in dieses Schlammloch treten. Ach, Mist!
Weiter ging es, immer weiter, zurück zum Auto. Vorbei an den Fairy Pools, von denen ich nun mittlerweile wusste, dass sie die echten Fairy Pools waren. Klatschnass. Meine Turnschuhe braun verklebt vom Schlamm. Meine Hose klebte an mir wie eine zweite, kalte Haut. Zitternd. Beschämt.
Sie würde mich umbringen.
Sie würde mich umbringen.
Sie würde mich umbringen.
Parkplatz und Straße kamen langsam in mein Blickfeld. Der Rückweg musste mich mindestens dreißig Minuten gekostet haben. So viele Leute hier, oben auf der Anhöhe neben den Autos, überblickten die Landschaft.

Ein niedlicher Bachlauf. Nichts im Vergleich zu dem Monstrum mit dem schlüpfrigen Trittsteinen, das ich gleich zweimal überqueren musste.
Von den Feen an der Nase herumgeführt
Und da oben stand auch sie. Wie ein Leuchtfeuer mit ihrer roten Jacke schaute sich auf mich herab. Noch war sie viel zu weit weg, ich konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht deuten. War sie ärgerlich oder besorgt, oder vielleicht beides? Ich stieg die Anhöhe zum Parkplatz hoch, erschöpft, mit Schmerzen in den Oberschenkeln dank des Gewaltmarsches. Meine Hände hob ich in einer Geste der Vergebungssuche. Bitte, töte mich nicht, töte mich nicht. Mittlerweile hatte sich der Regen in Hagel verwandelt.
Als ich schließlich vor ihr stand, standen Tränen in meinen Augen. Ich wollte weinen, denn ich hatte meine Freundin in den Highlands verloren. Ich hatte den Handyempfang verloren. Ich hatte unsere Tischreservierung aufs Spiel gesetzt.
Doch meine Freundin sah mich nur an, als ich wie ein Idiot eine Mischung aus Erklärungen und Entschuldigungen vor mich hin brabbelte. Doch sie war ok. Sie war mir nicht böse. Wir waren noch nicht einmal sonderlich spät dran. Sie hatte sich zwar ein wenig Sorgen gemacht, aber sie war nicht einmal ansatzweise in Panik verfallen.
Wie durch ein Wunder schafften wir es rechtzeitig ins Restaurant. Ja, wie waren zwar beide ziemlich durchnässt und erschöpft, aber das machte den Whiskey nur noch besser. Meine Ausrede für mein absolut dämliches Benehmen sind bis heute die frechen Feen, die nur darauf gewartetet haben müssen, dass jemand so Unbedarftes wie ich vorbeikäme. Bestimmt hatten sie mit einer Prise Feenstaub dafür gesorgt, dass ich völlig desorientiert und verwirrt und absolut dämnlich in die schottische Wildnis abdriftete.
Wenn du also, lieber Leser, auch demnächst zu den Fairy Pools aufbrichst, lass dich nicht von den Feen an der Nase herumführen. Denn Feen sind böse und wollen dich mit allen Mitteln in ihre Welt aus grünen Bergen und rauschenden Strömen entführen.
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