Gibraltar ist ein Kuriosum. Und ein weltberühmter Zankapfel. Ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde. Heimat der einzigen frei lebenden Affen Europas. Ein Gemisch aus Kulturen. Zollfrei. Mit Blick auf Afrika. Eine englische Enklave an der Südspitze Spaniens.
Es scheint also eigentlich viele Gründe zu geben, warum man Gibraltar einmal besuchen sollte. Aber gibt es die wirklich?
Wir hören oft die Frage: Lohnt sich überhaupt ein Besuch Gibraltars, besonders mit Kindern? Wir meinen, ja. Denn auch wenn Gibraltar vielleicht den Charme Südspaniens ein wenig vermissen lässt, so gibt es hier doch allerhand zu entdecken, selbst für Kinder.
Wir waren letztes Woche wieder einmal da, diesmal mit den Kindern, und hatten einen tollen Tag voller Staunen, putziger Affen, und faszinierender Ausblicke.
Inhalt
Anreise mit dem eigenen Auto
Die meisten Besucher übernachten nicht in Gibraltar. Die Auswahl an Betten ist in dem kleinen britischen Überseeterritorium derzeit noch sehr begrenzt, auch wenn neue Hotelbauten derzeit in Planung sind oder sich sogar im Bau befinden. Meist kommen die Besucher aus den umliegenden Ferienorten an der Costa del Sol oder der Costa de la Luz. Es gibt entweder organisierte Bustouren (meist für den zollfreien Einkauf) oder man besorgt sich einen Leihwagen und fährt selbst.
Nun müsst ihr allerdings bedenken, dass man mit dem Eintritt in Gibraltar die spanische Grenze überschreitet. Somit erlischt oftmals der Versicherungsschutz von Leihwagen. Ihr solltet euch da also vorher genau schlau machen. Außerdem werden Autos sehr genau von Grenzbeamten kontrolliert und es kommt immer wieder zu heftigen Warteschlangen an der Grenze, sowohl bei eine Ein- als auch bei der Ausreise.
Besser daher, ihr fahrt gar nicht erst mit dem Auto nach Gibraltar rein, sondern parkt vor der Grenze in La Línea de la Concepción.
Wir haben jetzt am Samstag einen tollen Parkplatz direkt an der Straße südlich des Parque Princesa Sofía gefunden und konnten vor dort aus problemlos nach Gibraltar reinlaufen. Die Parkplätze in Grenznähe wurden per Münzautomat bezahlt, aber der halbe Samstag und der gesamte Sonntag waren kostenlos.
Die Kinder fanden dann auch direkt einen supertollen Spielplatz mit vielen Klettermöglichkeiten. So konnten sie sich noch einmal so richtig austoben und ausprobieren bevor es mit unserer Besichtigungstour losging.
Einreise und Flughafenüberquerung
Zu Fuß geht es also über die Grenze in das britische Territorium. Dazu braucht ihr natürlich die entsprechenden Ausweispapiere, also auf keinen Fall vergessen, zumindest den Personalausweis dabeizuhaben. Meist ist die Kontrolle nicht viel mehr als ein kurzer Blick und ein Durchwinken, es geht also alles recht schnell. Nicht gleich den Pass nach der ersten Kontrolle wegstecken, denn man wird natürlich sowohl von Spanien als auch Gibraltar kontrolliert.
Natürlich muss man nach der Grenze ein ganzes Stückchen laufen bevor man in den eigentlichen Ort kommt. Die Kinder finden das aber gar nicht weiter schlimm, denn es wird ungemein unterhaltsam. Wann im Leben bekommt man schon die Chance, zu Fuß eine echte Flughafenlandebahn zu überqueren? Doch genau das tut man in Gibraltar, vorausgesetzt, es landet in diesem Moment nicht gerade ein Flugzeug. Dann muss man natürlich hinter der Schranke warten.
Hinter dem Flughafen beginnen die ersten Wohnhäuser und man hat auch schon einen ersten tollen Blick auf The Rock, das wohl bekannteste Wahrzeichen Gibraltars. Wenn ihr ganz genau hinschaut, seht ihr sogar die Tunnelenden, die die Bergfassade durchlöchern, denn The Rock ist ein wenig wie ein Schweizer Käse. Von hier aus haben die Briten während der Weltkriege ganz genau das Kommen und Gehen von Schiffen beobachten können.
Kinderfreundliches Essen in der Stadt
Wir hatten uns vor dem Besuch bereits ein kinderfreundliches Restaurant herausgesucht. Da unser pingeliger großer Mini Globetrotter keine große Auswahl an möglichen Optionen lässt, haben wir uns ein Pizza-Restaurant mit guten Bewertungen herausgesucht und sind dort zunächst einmal eingekehrt. Zum einen konnten wir uns so für den bevorstehenden Trip den Affenfelsen hoch stärken, zum anderen lag das Restaurant eben auf dem Weg und es macht wenig Sinn, später wieder hierher zurückzukommen.
In Gibraltar bekommt man natürlich auch vorzügliche englische Küche (wenn ihr das jetzt nicht als Oxymoron betrachtet), aber mit Fish and Chips können wir bei diesem Kind leider nicht punkten. Doch die Pizza bei Pizza Plaza ist fantastisch – Ziegenkäse, karamellisierte Zwiebeln, Rucola – oder ganz klassisch einfach eine Margarita. Für Kinder gibt es preiswertere Alternativen: die Kleine entscheidet sich für die Mickey Mouse Pizza, die mit Ohren und einem Pommes-Topping kommt. Also doch irgendwie britisch.
Bezahlen tun wir mit Euro, auch wenn Pfund ebenso gerne gesehen werden. Es ist aber in Gibraltar nicht zwingend erforderlich, für einen Tagestrip extra Pfund einzutauschen.
Shoppingmeile und Stadtbesichtigung
Wie bereits gesagt, lässt Gibraltar ein wenig den Charme vermissen, den man nur wenige Kilometer weiter in Spanien locker finden würde. Doch auch in Gibraltar gibt es ein paar bemerkenswerte Dinge zu sehen. Die Stadt hat ja einen sehr kriegerischen Hintergrund, und so durchläuft man immer wieder Tore und Tunnel, befindet sich in Kasematten und Bastionen, geht an kolonial angehauchten Ämtern, Kirchen und Regierungsgebäuden vorbei. Man muss einfach nur ein wenig die Augen aufhalten.
Die Stimmung ist ansonsten eine seltsame Mischung aus britischem Erbe und spanischer Kultur. Aber dann irgendwie doch wieder nicht. Es gibt rote Telefonzellen und Briefkästen, aber die Wäsche hängt trotzdem wie in Spanien zum Trocknen vor dem Fenster der Wohnblöcke. Die Geschäfte sind britisch, Debenhams, Marks & Spencer, usw. aber sie wirken seltsam deplatziert. Die Richtungsschilder sind britisch schwarz mit Goldbuchstaben und zeigen auf Bereiche wie “Irish Town”, aber eigentlich sieht es überhaupt nicht irisch aus.
Viele Leute kommen nach Gibraltar einzig um zu shoppen, und an einem Samstag, wenige Wochen vor Weihnachten ist die Fußgängerzone voll von Leuten. Die Tische in den Pubs und Straßencafés sind fast komplett besetzt, während Einheimische voller Stolz in historischer Paradeuniform durch die Einkaufsstraßen marschieren.
Wir halten uns nicht weiter auf, sondern gehen immer geradeaus schnurstracks zur Seilbahn für unsere The Rocks Besichtigung.
Besichtigung des Affenfelsens mit Kindern
Auch wenn wir den ganzen Weg bis zur Seilbahn gehen, nehmen wir doch ganz bewusst den Minibus zum Affenfelsen. Es gibt nämlich drei Möglichkeiten, wie man Gibraltars höchsten Punkt sehen kann: zu Fuß, per Seilbahn oder mit dem Minibus.
Das Gehen zu Fuß ist mit Kindern nicht realisierbar, besonders wenn man im Sommer vor Ort ist. Auch gibt es keine schönen Wanderwege, sondern man teilt sich die teilweise sehr engen Straßen mit den Minibussen, und das ist gerade bei Kindern ziemlich gefährlich.
Wenn man mit der Seilbahn auf den Affenfelsen hochfährt, hat man sicherlich ein tolles Erlebnis, aber man ist quasi dann festgelegt auf diesen einen Punkt oben auf dem Berg, will man nicht zu Fuß von einer Attraktion zur nächsten laufen. Wieder das gleiche Spiel: Es ist ziemlich gefährlich, auf dem Rock herum zu laufen, eben weil die Straßen so eng sind.
Bleibt also nur der Minibus. Der kostet im Prinzip das gleiche wie die Seilbahn, aber man hat den Vorteil, dass man gleich mehrere Attraktionen mitnehmen kann. Auch sind die Fahrer sehr kundig und erzählen ein bisschen was zur Geschichte und den Hintergründen – auf Englisch und Spanisch, je nach Zusammensetzung der Gruppe. Die Kinder zahlen bei unserer Tour am Samstag den halben Preis (voller Preis EUR 30,00), was die Eintrittsgelder zur St Michael’s Cave und dem Moorish Castle mit einschließt.
The Rock mit dem Minibus
Es gibt eine Handvoll von Highlights auf The Rock, die man besichtigen kann. Da sind die Säulen des Herkules, von wo aus man bis nach Afrika sehen kann. Dann St Michael’s Cave, eine große Sandsteinhöhle, in der heute gelegentlich Konzerte aufgeführt werden. Die Tunnelanlagen aus den diversen Konflikten und Kriegen der letzten Jahrhunderte. Die Maurische Burg (Moorish Castle), das älteste Gebäude Gibraltars. Ein Aussichtspunkt auf der Südseite in Richtung Spanien. Und natürlich die Berberaffen.
Unsere Tour nimmt die Säulen des Herkules mit, die Affen, die Höhle und die Maurische Burg. Jedes Mal hält der Bus für einige Minuten, die einem genug Zeit lassen, den Ausblick zu genießen, die Attraktion zu besuchen und natürlich tolle Fotos zu schießen.
St Michael’s Cave ist heute eine Konzerthalle, wurde aber ursprünglich während des 2. Weltkriegs als Notfallkrankenhaus ausgebaut. Glücklicherweise musste es nie in Betrieb genommen werden. Wir haben uns an den riesigen Formationen erfreut, die in bunten Farben angestrahlt werden.
Die Berberaffen von Gibraltar findet man fast überall auf The Rock, aber besonders viele befinden sich dort, wo Freiwillige jeden Tag Futter auslegen, im Monkey’s Den. Da die Affen satt sind, sind sie weder frech noch aggressiv. Wir können auch nicht beobachten, dass sie Besucher beklauen.
Von hier oben am Monkey’s Den hat man auch einen atemberaubenden Blick über den Grat hinweg auf die andere Seite von Gibraltar. An dieser Stelle ist immer eine Menge los dank der zahlreichen Affen, der Minibus-Schlange und den vielen Besuchern, aber es lässt sich ertragen.
Zurück in die Stadt
Die Weltkriegstunnel waren nicht Teil unserer Tour, aber wir hatten diese schon einmal besucht ohne die Kinder. Die Tunnel sind kilometerlang und besonders interessant für Besucher, die sich für Kriegsgeschichte interessieren. Mit Schaufensterpuppen, Kanonen und Attrappen werden dabei ein wenig Situationen aus Zeit der Weltkriege nachgestellt, sodass man sich die Vorgänge besser vorstellen kann. Für Kinder ist der Besuch unserer Meinung nach aber nichts.
Der letzte Punkt unserer Tour, die Maurische Burg, ist ebenfalls weniger interessant. Sie ist eigentlich nur noch ein hohler Turm, dem man nachträglich ein modernes Treppenhaus eingesetzt hat, damit man das Dach erreichen kann. Von hier aus kann man also noch einmal auf die Stadt und den Hafen und das spanische Festland gucken.
Von diesem letzten Punkt aus nimmt einem der Bus auf Wunsch wieder zurück zur Seilbahnstation, oder aber man kann auch die Treppen zurück in die Stadt nehmen. Diese winden sich recht ansprechend durch die Häuser hindurch, vorbei an hübschen Katzen und ein wenig Streetart und mit Blick in die Hinterhöfe.
Unten angekommen ist es Zeit für einen wohlverdienten Pint in einem der Pubs bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto machen. Insgesamt dauerte unser Tagesausflug durch Gibraltar ca. fünf Stunden inklusive Mittagessen. Die Minibus-Tour nimmt davon so ca. anderthalb Stunden in Anspruch.
Gibraltar – lohnenswertes Reiseziel für Familien?
Es kommt natürlich darauf an, für was ihr euch interessiert. Gibraltar ist unserer Meinung nach durchaus ein lohnenswertes Ziel für einen Ausflug mit der Familie.
Die kuriose Annäherung an die englische Kultur ist nicht ganz ohne Reiz, und die Affen sind natürlich auch für Kinder eine absolute Sensation. Insgesamt ist die Stadt dank Fußgängerzone und Cafés sehr familienfreundlich angelegt und es gibt genug zu sehen, um einen Urlaubstag mit frischen Erinnerungen zu füllen.
Solltet ihr weitere Fragen zu Gibraltar haben, dann hinterlasst gern einen Kommentar unter diesem Artikel.
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