(Anzeige) Auf Einladung des örtlichen Tourismusbüros flogen wir diesen Sommer von New York aus für einige Tage nach Illinois, verlängerten also unseren Urlaub in den USA um einige Tage, um einmal eine ganz neue Welt kennenzulernen, nämlich die wunderschöne Great River Road.
Unsere Reise führte uns zu den Sehenswürdigkeiten entlang des mächtigen Mississippi River. Uns verschlug es aber nicht nach New Orleans, das wohl die meisten Mississippi-Besucher anzieht dürfte, sondern ins eher ruhige und ländliche Illinois.
Great River Road, Illinois: Romantik pur am Mississippi
Nur wenige Stunden nach Einchecken in unser Hotel im Örtchen Moline befanden wir uns dann bereits mitten auf dem Fluss. Beobachteten den Sonnenuntergang am Horizont, wurden Zeuge, wie das Licht langsam von den Brücken und Häusern, den Pelikanen und Bäumen gewaschen wurde.
Alles war so schnell geschehen, dass es unwirklich erschien. Noch einen Tag zuvor waren wir mitten in Manhattan am Times Square gewesen, nun standen wir auf dem obersten Deck der Celebration Belle, eines typischen Dampfers auf dem Mississippi, und sahen zu, wie die Welt um uns herum langsam in einen Dörnröschenschlaf fiel.
Diesen Teil von Illinois nannte man Quad Cities. Eine Verschmelzung von Ortschaften und Städten rund um den Fluss. Sie teilten eine gemeinsame Geschichte aus Flusshandel, Landwirtschaft, Industrie und Einwanderung. Wir befanden uns damit mitten im Herzen von Amerika, und es sollte unser Ausgangspunkt werden für einen mehrtägigen Roadtrip entlang der berühmten Great River Road.
Unterwegs würde uns das begegnen, was den typischen Mittleren Westen Amerikas ausmachte. Ländlich, voller Geschichte und durch und durch herzensgut. Dort, wo der Weißkopfseeadler immer noch auf der Suche nach Beute seine Kreise zog, war man sich seiner Traditionen durchaus bewusst, lebte man in kleinen Städten immer noch den berühmten American Dream.

Der Sonnenuntergang auf dem Fluss ist eines der schönsten Erlebnisse, die man in Moline, Illinois haben kann. Eine Flusskreuzfahrt auf dem Mississippi ist daher in Moline quasi ein Muss.
Eine Flusskreuzfahrt auf dem Mississippi in Moline
Unser Roadtrip entlang des Mississippi begann in Moline, einem kleinen Städtchen, das zu den Quad Cities gezählt wurde und das sich circa 250 Kilometer westlich von Chicago befand. Am Ufer des mächtigen Mississippi gelegen, wurde dieser Ort von vorn bis hinten vom Fluss als wichtigste Sehenswürdigkeit bestimmt.
Nie war es weit bis zu seinem Ufer, jede Strecke schien der Navi uns hin und zurück über den Fluss zu führen, alle Straßen waren so ausgerichtet, dass sie dem Fluss entweder treu folgten oder mutig überquerten.
Und so fanden wir uns also am Abend auf einem Schaufelraddampfer für eine Flusskreuzfahrt wieder, schmausten und tranken und sahen zu, wie die Welt langsam an uns vorbeizog.
Die Celebration Belle war dabei wie eine Zeitkapsel. In den Achtzigerjahren gebaut, trafen hier viel Messing und plüschige Möbel aufeinander, ließen Erinnerungen an eine Zeit wach werden, als „Dallas“ noch über den abendlichen Fernseher flimmerte.
Im Hintergrund spielte ein Ehepaar-Duo, unterhielt die Gäste mit Golden Oldies der Sechziger und Siebziger. Wir befanden uns wie in einem anderen Zeitalter, lebten plötzlich einen ganz anderen, fast schon vergessenen Rhythmus.
Zufrieden mit der Welt lehnten wir uns zurück, nahmen diesen Alte-Welt-Charme in uns auf und träumten von noch vielen weiteren Jahren zusammen, voller Glück und Liebe, so wie die grauhaarigen Gäste an Bord.
Süße Verführungen bei Lagomarcino’s
Wären wir in Moline groß geworden, dann hätten wir vielleicht unser erstes Date bei Lagomarcino’s “Soda Fountain” gehabt. Denn dies war schließlich Molines berühmteste Eisdiele.
Auf unserem Roadtrip entlang der Great River Road gehörte ein Besuch dieser Sehenswürdigkeit auf jeden Fall zu den wichtigsten Stops.
Wir saßen nun also auf den originale Holzbänken und genossen die altehrwürdige Atmosphäre, bewunderten die 108 Jahre alte Einrichtung, die Schachbrettmusterfliesen, die polierten Holzmöbel, die Spiegelwände. Seit vier Generationen war die “Soda Fountain” in den Händen der gleichen Familie, und jede Generation hatte dem Geschäft seinen Stempel aufgedrückt.

Ein Cream Soda ist unglaublich süß und mächtig, aber genau das Richtige, wenn man seinen Liebsten zu Lagomarcino’s ausführen möchte.
Genauso wie noch vor Hundert Jahren machte man bei Lagomarcino’s seine eigenen Eiscremes und Schokoladen. Schnell begriffen wir, dass dies eine echte Institution in Moline war, eine Sehenswürdigkeit, zu der man den Besuch von auswärts mitnahm.
Selbst Barrack Obama war schon einmal hiergewesen, als er auf Wahlkampftour vor den Präsidentschaftswahlen das Land bereiste. Genauso wie wir saß er mit seiner Frau Michelle in einer der Nischen und kostete von den süßen Verführungen. Wir entschieden uns übrigens für ein traditionelles Root-Beer Cream Soda – kann es noch amerikanischer gehen?
Die Menschen entlang der Great River Road
Auf unserem Weg nach Norden am nächsten Tag in Richtung Galena erfuhren wir, dass es doch vor allem die Menschen waren, die dieses Land geprägt hatten.
Einige davon waren berühmte Wegbereiter des American Dreams gewesen. John Deere, zum Beispiel, entwickelte hier in Moline seine riesengroßen Erntemaschinen und legte damit den Grundstein für ein Weltimperium. Ohne ihn würde der Mittlere Westen mit seinen fruchtbaren Ackerböden heute wahrscheinlich anders aussehen. Mehr dazu erfuhren wir übrigens im John Deere Besucherzentrum in Moline.
Neben den großen Köpfen waren es aber vor allem die unzähligen Einwandererfamilien, die Illinois zu dem gemacht hatten, was es heute war. Einwanderer aus Schweden, Deutschland und den Niederlanden waren hierher gekommen, um ihren Kindern eine bessere, eine sichere Zukunft zu bieten.

Die historische Mühle in Fulton am Ufer des Mississippi ist zwar neu erbaut, besteht aber aus Materialien früherer Windmühlen aus Holland.
Ihre Geschichte konnte man sehr schön an unserem nächsten Stopp auf unserem Trip im Örtchen Fulton ablesen. Hier kämpften für viele Jahre Freiwillige für den Bau einer original historischen Windmühle.
„De Immigrant Mill“ entstand nach vielen Spendenaufrufen und politischen Aktionen nach einem holländischen Vorbild, erbaut von Leiharbeitern aus den Niederlanden aus historischen Materialien.
Heute war die Immigrant Mühle in Fulton der ganze Stolz der Stadt. Die Illusion, wie sie da auf dem Deich des Mississippi stand, war beinah perfekt. Fast hätte man glauben können, man befände sich in Holland.
Poopy’s: Nicht nur was für Biker
Von der Ortschaft Fulton aus fuhren wir auf unserem Mississippi-Roadtrip weiter in Richtung Savanna. Am Wegesrand dann eine Leuchtreklame, die man einfach nicht übersehen konnte. „Poopy’s“ stand dort in rot leuchtenden Lettern über dem Route-84-Zeichen geschrieben.
Ein beliebter Zwischenstopp nicht nur für Biker, die die Great River Road am Wochenende befuhren. Auch Familien schätzten den unterhaltsamen Zwischenstopp mit den vielen lustigen Überraschungen.
Ja, hier gab es zwar Harley Davidsons und neonleuchtende Budweiser-Werbung. Aber drinnen gab es noch so viel mehr zu sehen, dass man hier einfach anhalten musste.

Bei Poopy’s gibt es immer was zu sehen, ein perfekter Pitstop bei einer Fahrt auf der Great River Road in Illinois.
Während wir also bei Poopy’s saßen und auf unsere übergroßen Pizzen und Hotdogs warteten, erkundeten wir mit den Augen den Raum. Da waren Kronleuchter aus Bierflaschen.
Jede Menge Nummernschildern aus den gesamten USA. Eine uralte Zapfsäule im Retro-Look. „Poop“ – das bedeutete im Englischen ungefähr so viel wie „Kacke“. Kein Wunder also, dass die Barhocker umfunktonierte Klobrillensitze waren.
Man erzählte uns, dass am Wochenende bei Poopy’s immer der Teufel los sei. Da gab es Live-Musik im Garten und Hobbyradler und Motorradfans trafen sich hier zum Klönen. Bevor wir aufbrachen zu unserem nächsten Stop, machten wir noch im Souvenirshop halten, wo wir so einige Male über den schrägen Humor dieses Raststopps lachen mussten.
Ein herrlicher Panoramablick in Illinois‘ Palisades State Park
An unserem zweiten Tag auf der Great River Road waren wir wieder ganz nah am Mississippi. Wir besuchten den grünen Palisades State Park, von wo aus man einen herrlichen Blick über den Mississippi genießen konnte.
So standen wir also da auf einem der Aussichtspunkte und konnten aus der Vogelperspektive beobachten, wie sich der Mississippi River wie eine braune Schlange durch die Landschaft wand.
Zu beiden Seiten unzählige Bäume, ihr Laub wie ein Meer aus Grün – wie herrlich müsste der Great River Road State Park erst im Herbst aussehen!
Ganz weit hinten am Horizont konnte man eines der wenigen Zeichen von Zivilisation ausmachen, eine Eisenbrücke, die sich über den Fluss spannte. Am Ufer die lange Schnur einer Eisenbahntrasse.

Der weit schweifende Blick über den Mississippi im Palisades State Park lässt erahnen, welch Möglichkeiten sich für die ersten Siedler aus Europa auftaten.
Abgesehen davon gab es ansonsten eine angenehme Abwesenheit menschlichen Lebens.
Als ich so dastand und den Ausblick genoss, musste ich mich nun schon fragen, ob es wohl ungefähr das selbe Bild war, das auch die ersten Pioniere des Mittleren Westens vor sich gesehen hatten? Waren sie damals genauso beeindruckt gewesen wie wir es heute waren?
Und wie war es wohl für die ersten Siedler aus Europa, aus Schweden, den Niederlanden, aus Deutschland gewesen – hatte sich hier vor ihren Augen ein Land der Möglichkeiten aufgetan?
Die Great River Road in Illinois: Eine Reise entlang des Mississippi und damit tief im Herzen Amerikas
Letztlich war es natürlich schwer zu sagen, was die Einwanderer wohl gefühlt haben mögen, als sie endlich in ihrer neuen Heimat im Mittleren Westen eingetroffen waren. Aber weniger schwer war es zu sehen, was das Land am Ufer des Mississippi für sie bereit hielt.
Von Moline bis Fulton war dies ein Land, das ihnen Frieden, Wohlstand und Sicherheit versprach. Bis heute kann man auf einer Reise entlang des Mississippi sehen, wie sich diese Hoffnung auf ein besseres Leben verwirklicht hat. Die ruhigen Ortschaften mit ihren kleinen Häuschen, die engen Gemeinschaften, die endlosen Reihen an Mais und Soja sind bis heute der Inbegriff des American Dream.
Nicht viele Deutsche Urlauber verschlägt es in diesen Teil der USA, und doch bietet eine Reise zur Great River Road einen interessanten Einblick in die Lebenswelten vieler Amerikaner.
Illinois‘ ländliche Gebiete rund um den Mississippi waren für uns eine erfrischende Abwechslung zu den bekannteren amerikanischen Großstädten wie Chicago oder New York.
Vielen Dank noch einmal für die freundliche Unterstützung durch das Tourismusamt von Great River Road, Illinois. Auf deren Webseite findet man viele weitere tolle Tipps und Ideen für diesen eher unbekannten Teil der USA.
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