In totaler Dunkelheit glitten wir über den stillen Fluss. Von den Wänden der Höhle hallte nur das leise Tröpfeln von Wasser. Unsere Mitpassagiere im Boot waren schon lange verstummt; alles, was man noch hören konnte war das erstaunte Anhalten von Atem.
Über unser Köpfen, in der totalen Dunkelheit, breitete sich ein Meer aus Sternen aus. Blinkend und glitzernd wie die Milchstraße. So wunderschön! Doch nicht nur über unseren Köpfen, sondern überall um uns herum fing es an zu leuchten. Wie das Glitzern von Feenstaub lebten die Wände um uns herum auf, umgaben uns mit einem Teppich aus kleinen Fünkchen. Von unserem Boot vernahm man nur das verzauberte Seufzen der anderen Besucher.
Wir befanden uns in den Waitomo-Höhlen in Neuseeland. Ein Höhlensystem, das Heimat eines der schönsten Naturphänomene der Welt war. Der Fluss, der sich durch diese Höhlen windete, war der Waitomo River. Er stellte die Grundlage dar für eines der empfindlichsten Ökosysteme unter der Erde, eines, das nur mit dem komplizierten Zusammenspiel aus Dunkelheit, Feuchtigkeit und Nährstoffen bestehen konnte.
Das Wasser, dass der Fluss so tief unter die Erde brachte, war die Basis für ein faszinierendes Naturschauspiel: die Glühwürmchenhöhlen von Waitomo.
Ein Teppich aus Feenstaub
Wer diese Glühwürmchen sehen mochte, musste die Empfindlichkeit dieses Ökosystems bedenken. In den wichtigsten Teilen der Höhlen war Licht nicht erlaubt. Deshalb gibt es auch keine Fotos der Glühwürmchen in diesem Blogpost. Auch Geräusche wurden nicht geduldet, und deshalb besuchten wir diesen Teil der Waitomo Caves auch in völliger Stille mit dem Boot.
Dies war wahrhaft eines der schönsten und unvergesslichsten Reiseerlebnisse, die man in Neuseeland haben kann – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
Unsere Höhlenführerin erzählte uns, dass sie eine starke Verbindung mit diesem Höhlensystem hatte. Sie war die direkte Nachfahrin des Häuptlings, der als erster die Höhlen zusammen mit einem britischen Landvermesser besucht hatte.
Wir verließen unser Boot an genau der Stelle, an der diese mutigen Männer zum ersten Mal in die komplette Dunkelheit der Höhlen geglitten waren. Man konnte sich sehr gut ausmalen, welch große Augen die Männer wohl gemacht haben mussten, als sie zum ersten Mal den Sternenhimmel aus Glühwürmchen über ihnen Köpfen entdeckten.
Felsformaten beflügelten unsere Fantasie
Auch heute noch befand sich das Land über den Höhlen im Privatbesitz des angestammten Maorivolks. Jedoch wurde der Betrieb von dem jetzigen Betreiber angemietet, so dass zwar die Führer unter Tage, im Geschäft und im Restaurant lokale Maoris waren, man aber keine direkte Kontrolle darüber hatte, wie die Attraktion betrieben wurde. Und doch war das Erlebnis absolut erinnerungswürdig und empfehlenswert.
Dadurch, dass wir die Höhlen von Waitomo mit einer Angehörigen des lokalen Maori-Stamms besuchten, hatten wir den Vorzug, viel über die Gegend und die Höhlen selbst lernen zu dürfen. In der größten Kammer, der Kathedrale, sang sie für uns sogar ein Lied, um die klangliche Qualität der Höhle eindrucksvoll zu demonstrieren.
Die Kathedrale hatte zuvor schon viele weitere Interpretieren und Künstler gesehen, darunter den Wiener Knabenchor und sogar Rod Stewart. Wir konnten uns leicht vorstellen, wie schön ein Konzerterlebnis in solch einem Umfeld sein musste.
Die seltsamen Felsformationen und Stalaktiten in den Höhlen, die über Jahrmillionen entstanden waren, beflügelten unsere Fantasie. Die Kinder hatten einen Riesenspaß dabei, sich die witzigsten Figuren in den Formen vorzustellen – SpongeBob Schwammkopf, einen Kiwi, Elefanten.
Und es gab sogar ein kleines Geheimnis: Wenn man von einem Tropfen auf dem Kopf getroffen wurde, dann bedeutete das Glück.
In totaler Finsternis glitten wir über den Fluss
Am Ende unserer Tour kletterten wir dann also in unser kleines Boot, um in totaler Finsternis über den Fluss zu gleiten. Unsere Führerin stand während der kurzen Fahrt aufrecht im Boot und zog uns an Drähten entlang unserem Ziel zu.
Noch nicht einmal das Klatschen von Rudern unterbrach die Stille. Es gab keine andere Möglichkeit, die Glühwürmchen zu sehen, und zugegebenermaßen war dies auch der beste Weg. Dabei kam das Glühen eigentlich gar nicht von dem Wurm selbst, sondern war eine Art Köder, der am Ende einer klebrigen Angelschnur hing, um fliegende Insekten zu ködern.
Die Glühwürmchen waren nämlich eigentlich Larven einer bestimmten Fliegenart. Nur die Tatsache, das der Waitomo River von außen in diese Höhlenwelt eindrang, sorgte dafür, dass diese Wesen überhaupt existieren konnten, denn mit dem Wasser kamen Mücken, Fliegen und anderes Getier in die Dunkelheit der Höhlen. Die Verbindung zwischen Höhle und Fluss war also überlebenswichtig für die Glühwürmchen.
Ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie
Es gab drei verschiedene Touren, die man an den Waitomo Caves buchen konnte, doch ein Besuch diese Glühwürmchenabschnitte war ein absolutes Muss.
Solltet ihr in der Hauptreisesaison in den Sommermonaten die Höhlen besuchen wollen, dann kommt auf jeden Fall früh, denn die Parkplätze füllen sich im Laufe des Tages schnell mit den Autos und Wohnwagen der anderen Besucher. Ausweichen ist aufgrund der hügeligen Landschaft kaum möglich. Am besten sichert ihr euch auch eure Tour bereits im Voraus, damit ihr nicht lange warten müsst. Hier ist der Link.
Die Waitomo Caves befanden sich in einem herrlichen Teil Neuseelands, weshalb es sich lohnte, nach dem Besuch der Glühwürmchenhöhlen noch einen kurzen Spaziergang zu unternehmen. Während wir so dastanden auf der Aussichtsplattform in Parkplatznähe, wurde uns wieder einmal bewusst, wie wunderschön Neuseeland eigentlich wirklich war.
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