Karlu Karlu, so heißen in der Sprache der Einheimischen die riesigen Granitbrocken, die sich wie zufällig in einem flachen Tal zusammengefunden haben. Den meisten Reisenden sind sie jedoch besser bekannt unter dem Namen Devil’s Marbles, die Murmeln des Teufels.
Wir finden, dass dieser Name schon ein bisschen unpassend ist. Devil’s Marbles klingt so, als ob dieser Ort von einem Höllenwesen erschaffen worden wäre, vielleicht um den müden Outback-Reisenden in eine Falle tappen zu lassen. Ein vermeintlicher Ort der Sicherheit, der jedoch Höllenqualen verspricht. Ein Spielfeld des Teufels. Das ist natürlich alles Quatsch.
Die Mythen der Aborigines
Doch eine gewisse Magie lässt sich nicht bestreiten. Auch die Aborigines, die sich Jahrtausende lang um diesen Ort gekümmert haben, haben erkannt, dass dieser Ort einen gewissen Zauber ausstrahlt. Viele Traumzeit-Geschichten finden an Orten rund um die Devil’s Marbles statt, viele davon sind nur den Eingeweihten bekannt.
Interessanterweise handelt aber keine der Geschichten von der Regenbogenschlage (Rainbow Serpent) und ihren Eiern, auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig zu halten scheint. Viele Mythen jedoch, die sich um die Devil’s Marbels ranken, gehen bis auf den Ursprung der Zeit zurück.
Der Legende nach gab es einmal einen Urahnen namens Arrange, der sich aus Haaren einen traditionellen Gürtel fertigen wollte. Während er damit beschäftigt war, diesen Gürtel anzufertigen, fielen einige der Haare als Ballen zu Boden, wo sie sich in große rote Felsen verwandelten. Daraufhin kehrte Arrange zu seinem Ursprungsort zurück, von dem man sagt, er lebe dort noch heute.
Unser Besuch bei den Devil’s Marbles
Die Devil’s Marbles sind super einfach zu erreichen, wenn man sich sowieso schon in der Nähe befindet. Der Stuart Highway, der große Highway, der in Nord-Süd-Richtung Tennant Creek mit Alice Springs verbindet, schneidet im Prinzip mittendurch. Wir besuchten die großen runden Granitfelsen nach einer erholsamen Nacht in Wycliff Well, der UFO- und Alien-Hauptstadt Australiens. In Outback-Distanzen gesprochen, lagen die Marbles im Prinzip direkt nebenan.
Dies ist der achte Teil unseres Reiseberichts, wie wir mit zwei Kindern in einem Wohnwagen das australische Outback erobert haben. Wenn ihr ganz von Anfang an unsere Reise verfolgen wollt, dann startet ihr am besten hier.
Wir beginnen den Tag früh, denn wir haben noch einige staubige Meilen hinter uns zu bringen, wenn wir es vor Sonnenuntergang bis zum Barkley Roadhouse schaffen wollen. Sollten wir dieses Roadhouse nicht rechtzeitig erreichen, würden wir uns mitten in der Nacht im perfekten Nichts befinden, was mit zwei Kindern nicht besonders anzuraten ist. Deshalb behalten wir an diesem Tag die ganze Zeit die Uhr im Auge.
Geformt von der Witterung über Jahrtausende
Doch natürlich nehmen wie uns die Zeit, diesen seltsamen Ort einmal genau zu erkunden. Die scheinbar völlig planlos herumliegenden Kugeln bestehen aus Granit, so erfahren wir durch die Schilder, die man irgendwann einmal hier aufgestellt hat. Mit der Zeit sorgten Regen, Wind und Sonne dafür, dass sich herrlich runde Formen und Strukturen herausbildeten, so dass die Felsen heute aussehen wir Murmeln, Eier oder Kugeln. Natürlich findet die Erosion auch heute noch statt, und die Stadien sind sehr gut an verschiedenen Stellen ablesbar.
Es gibt keine Wachleute oder Ranger hier. Vom Parkplatz aus geht man einfach den 15-minütigen Rundweg rund um die größte Ansammlung von Felsen und holt sich die Informationen von den Schildern. Diese erklären zum einen die geologischen Besonderheiten der Devil’s Marbles, zum anderen erläutern sie deren Bedeutung in der Kultur der Aborigines.
Bis auf eine weitere Familie mit zwei kleinen Mädchen ist niemand sonst hier. Und das, obwohl die Steine deutlich sichtbar direkt neben dem Highway liegen. Das zeigt uns wieder einmal, wie weit wir von der Zivilisation entfernt sind, und wie wenige Menschen sich in diesem Moment um uns herum befinden.
Wir nehmen uns die Zeit, einmal um den Haufen herumzulaufen. Die Kinder lieben es, diesen Ort zu erkunden. Jeder Winkel scheint die Steine wieder anders aussehen zu lassen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche der Steine scheinen beinah schwerelos zu sein. Ihre Lage hoch oben auf anderen Steinen wirkt teilweise lustig und absurd. Die dunklen Öffnungen und Höhlen bilden ein multidimensionales Labyrinth, das es zu erkunden gilt.
Wie ein natürlicher Abenteuerspielplatz für Kinder
Die Mini Globetrotter und wir Erwachsene haben ein bisschen Spaß mit den Murmeln. Wie ein großer Abenteuerspielplatz eignen sie sich wunderbar zum Klettern und Erkunden, auch wenn wir schon ein wenig Angst vor Schlangen haben, die vielleicht im Schatten unter den Steinen schlafen. Wir machen lustige Fotos. Rollen die Steine, lassen uns von Pacman fressen, halten die großen Brocken mit scheinbar übermenschlicher Kraft hoch in die Lüfte.
Wer möchte, kann an den Devil’s Marbles problemlos zelten. Der Zeltplatz ist sehr, sehr schlicht. Man muss sich auf jeden Fall selbst darum kümmern, dass man genug Benzin, Wasser und Brennholz dabei hat. Wer diese Unbequemlichkeiten aber in Kauf nimmt, der wird aber mit Sicherheit mit den tollsten Farben belohnt, wenn die unter- und aufgehende Sonne die roten Granitfelsen zum Glühen bringt. Da das sicherlich nicht viele Menschen wagen, kann man davon ausgehen, dass ihr somit ein sehr einzigartiges Erlebnis geboten bekommt.
Wir haben noch eine stattliche Strecke zurückzulegen und leider können wir nicht noch länger hier verweilen. Nach noch nicht einmal einer Stunde sind wir bereits wieder auf der Straße Richtung Tennant Creek, der nächsten Stadt, die wir auf unserem Outbacktrip ansteuern.
Camping im Outback mit Kindern – na und wie das geht! Und hier geht es zu Teil 9: Abgelegener geht’s nimmer