Wäret ihr nicht auch gerne mal Location Scout bei Game of Thrones gewesen? Die Orte, die die Filmcrews dieser Fantasy-Serie ausgesucht haben, sind ganz einfach phänomenal. Ob Island, Malta oder Kroatien, welcher Ort auch immer es letztlich auf den Bildschirm geschafft hat, ist garantiert atemberaubend schön und unvergleichlich. Und wer hätte gedacht, es gibt sogar Game of Thrones im Baskenland!
Es macht durchaus Sinn, Game-of-Thrones-Orte speziell als Reiseziel auszusuchen, denn hier wird man nicht enttäuscht. Ich habe schon so einige dieser Orte besucht – nicht, weil ich diese speziell deswegen ausgesucht habe, sondern eher zufällig.
Ganz genauso geschehen mit dem nordbaskischen Ort San Juan de Gaztelugatxe. Eigentlich wollten wir nur diese spektakulär gelegene Einsiedelei auf unserem Roadtrip besichtigen, aber dann erfuhren wir, dass das Kloster auch GoT-Staffel 7 eine Rolle spielen würde.
Ein Besuch lohnte sich daher gleich in doppeltem Maße. Und da wir, wie üblich, mit der Familie unterwegs waren, wagen wir zu behaupten, dass man San Juan de Gaztelugatxe auch mit Kindern besuchen kann.
Die Einsiedelei auf der Insel
Auf diesen noch relativ unbekannten Ort wurden wir dank Google Maps aufmerksam. Wenn man die Karten nämlich genau studiert, findet man da oftmals so ganz schöne Schätzchen. So auch hier.
San Juan de Gaztelugatxe – eine Einsiedelei auf einer Insel in der Bucht von Biskaya in Nordspanien. Über eine Brücke mit dem Festland verbunden, und dann ein Weg, der sich auf wundersame Art und Weise die 80 Meter den Berg zur Kirche hinauf schlängelt. Ein fantastischer und einzigartiger Ort.
Kein Wunder also, dass die Produzenten von Game of Thrones hier eines Tages mit einer Filmcrew auftauchten, um Szenen für die Staffeln 7 & 8 zu drehen.
Doch natürlich gibt es darüber noch mehr zu erzählen. Seit mehr als 1.000 Jahren haben Menschen San Juan de Gaztelugatxe für ihre ganz unterschiedlichen Zwecke genutzt.
Gestiftet hatte die Einsiedelei ein einheimischer Herrscher, der die Schenkung dem Kloster San Juan de la Peña übergab. Dieses Kloster hat übrigens ebenfalls ein paar interessante Geschichten zu erzählen. So munkelt man, dass die Mönche hier den Heiligen Gral vor den maurischen Invasoren versteckt hielten.
Es besteht also sogar eine Verbindung zu den Mythen der Tempelrittern.
Mittelalterliche Gräber hat man auf der Insel und der Esplanade gefunden. Ein Zeichen dafür, dass die Mönche diesen Ort tatsächlich genutzt haben. Erst im 12. Jahrhundert wurde er aufgegeben, und man vermutet, dass die Mönches vieles Wertvolle einfach ins darunter liegende Meer geworfen haben (bei unserem Besuch sahen wir übrigens ein Forschungsschiff, dass nach genau solchen Schätzen unter Wasser zu suchen schien).
In den folgenden Jahrhunderten hat San Juan de Gaztelugatxe nicht nur friedliche Zeiten erlebt. Die strategische Lage mitten im Zentrum einer rauen und gefährlichen Küste bedeutete, dass die Insel in Konflikten immer und immer wieder erobert wurde.
Freibeuter Francis Drake soll sich eines Tages die Insel angeeignet haben und den ansässigen Einsiedler einfach von den Klippen gestoßen haben.
Und die Hugenotten kamen aus La Rochelle und eroberten San Juan de Gaztelugatxe für ihre kriegerischen Zwecke. Auch die englischen Truppen waren einmal hier, und während des Spanischen Bürgerkriegs bliebt dieses kleine Fleckchen Erde ebenfalls nicht verschont.
San Juan de Gaztelugatxe bei Game of Thrones
Vielleicht rätselt ihr bereits, für welchen fiktionalen Ort San Juan de Gaztelugatxe bei Game of Thrones vielleicht stehen soll? Gefilmt wurde ja wie bereits gesagt im Herbst, was auf eine leicht winterliche und kühle Szenerie hindeutet.
Ich will auch gar nicht zu viel verraten, aber die Szenerie kommt auch auf dem Bildschirm sehr gut rüber, auch wenn natürlich mit ein wenig CGI nachgeholfen wurde.
Meiner Meinung nach ist es letzen Endes ist es aber eigentlich auch herzlich egal, ob man nun ein Filmset oder eine kleine Klosterzelle besichtigt. Es gibt ja so viele wunderschöne und spektakuläre Orte auf der Welt, da sollte man nicht erst darauf warten, dass eine Filmcrew diesen zum weltweiten Hit erhöht.
Der Besuch, ein unvergessliches Erlebnis
Denn selbst ohne den zusätzlichen Hollywood-Bonus ist San Juan de Gaztelugatxe auf jeden Fall eine Reise wert. Wie wir finden, ein unvergessliches Erlebnis, dss einen Jahre begleiten wird.
Tatsächlich habe ich meinem zehnjährigen Sohn gestern beim Abstieg noch gesagt, dass dies wahrscheinlich einer der schönsten Orte sein wird, die er jemals in seinem Leben zu Gesicht bekommen wird. Fotos werden dem Ganzen wirklich nicht gerecht.
Denn was man kaum vermitteln kann, ist die unglaubliche Schönheit dieser rauen und unberührten Küste. Die salzige Luft, die vom Meer hoch transportiert wird, und das Kreischen der Möwen. Das donnernde Getöse der Wellen, die auf die Kieselstrände brechen und durch die Höhlen an der Basis der Insel spülen. Das leise Läuten der Glocke, das bis zu den Klippen hallt.
Ein Rundumerlebnis also, dass dich mit jedem Schritt nach vorn mehr und mehr belohnt.
Die kleine Kirche an der Spitze ist übrigens nicht das eigentliche Ziel. Die ursprüngliche Kapelle aus dem Mittelalter existiert schon lange nicht mehr.
Stattdessen findet man heute eine durch und durch moderne Kapelle vor, die mit Kuriositäten angereichert wurde. Diese Kuriositäten sind Votive, gestiftet von schiffbrüchigen Seeleuten, die dem Allmächtigen ihre Rettung danken wollen. Und so hängen von der Kirchendecke zum Beispiel kleine Modellschiffe, und an der Wand hinter dem Altar ist ein kleiner Schiffspropeller angebracht.
Ein Besuch muss natürlich mit dem Bimmeln der Glocke abgeschlossen werden. Ein Heidenspaß für Kinder und eine angemessene Belohnung für das tapfere Besteigen des Berges hinauf zur Kirche.
Dreimal bimmeln und sich was wünschen, das soll angeblich Glück bringen.
San Juan de Gaztelugatxe Anreise
San Juan de Gaztelugatxe befindet such zwischen den kleinen Ortschaften Bakio und Bermeo an der Küste des spanischen Baskenlandes. Die nächst größere Stadt ist Bilbao – die Autofahrt von hier dauert ca. 50 Minuten.
Man kann auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, auch wenn dies ein wenig komplizierter ist. Hierzu nehmt ihr den Bus A3518 von Bilbao Plaza Moyúa zum Stadtzentrum von Bakio. Dann weiter entweder zu Fuß oder mit dem Taxi – es sind ca. 6km bis zum Startpunkt der eigentlichen Wanderung. Der Bus aus Bilbao benötigt ca. 40 Minuten und fährt jede Stunde zur halben Stunde ab.
Es gibt jedoch ein paar Dinge, die solltet ihr schon vor dem Besuch von San Juan de Gaztelugatxe wissen. Der Ort ist eine super Tagestrip-Destination, selbst wenn ihr mit Kindern unterwegs seid (wir haben von Babys bis Teenager einige gesehen). Aber ganz so einfach ist der Besuch trotzdem nicht.
Was ihr vor dem Besuch wissen solltet
Man muss moderat fit sein, um San Juan de Gaztelugatxe zu besuchen – wir sprechen da aus Erfahrung… ähem. Der Weg besteht im Prinzip aus zwei Abschnitten: der Trampelpfad vom Parkplatz nach unten zum Wasser, und dann als zweiter Abschnitt der Weg über die Brücke und die ca. 240 Stufen hoch zur Kirche.
Dieser letzte Teil ist leicht zu bewältigen, denn die Stufen sind gut ausgebaut und kommen größtenteils mit einem niegelnagelneuen Metallgeländer.
Der erste Abschnitt jedoch ist steil und fast komplett unbefestigt mit vielen losen Kieseln und spitzen Steinen. Hier kann man sich schnell mal was verdrehen oder wegrutschen. Gutes Schuhwerk ist angesagt, und wir mussten die Kinder meist an der Hand halten, um Schlimmeres zu vermeiden.
Man benötigt mindestens 30 Minuten bis zur Einsiedelei. Und natürlich auch 30 Minuten zurück, denn der Pfad hoch zum Parkplatz ist unangenehm steil. Wer nicht so viel Zeit zur Verfügung hat, der sollte zumindest die ersten fünf Minuten bis zu einem kleinen Aussichtspunkt gehen.
Von hier aus kann man bereits tolle Fotos schießen und ein gutes Gefühl für die Location gewinnen. Nehmt auf jeden Fall Sonnenschutz und ausreichend Wasser mit. Die Toilettensituation vor Ort ist zum Abgewöhnen, deshalb vertraut lieber auf die Toiletten am Restaurant neben dem Parkplatz.
Am 24. Juni feiern die Dorfbewohner von Bakio und Bermeo das Fest von Johannes dem Täufer. An diesem Tag machen sich die Einheimischen zu Fuß auf zur Einsiedelei. Es ist also ratsam, an diesem Ort San Juan de Gaztelugatxe nicht zu besuchen, um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen.
Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: Das Parken ist kostenlos, und man muss auch keinen Eintritt bezahlen. Außerdem gibt es im Restaurant neben dem Parkplatz am Ende ein kühles Bier für die Erwachsenen und Eis am Stiel für die Kinder.
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