Die geothemischen Aktivitäten hautnah zu erleben, das ist einer der Gründe, warum es viele Reisende ins neuseeländische Rotorua zieht. Überall in der Stadt sieht man die Kräfte der Erde in Action: sprudelnde Geysire, blubbernde Schlammlöcher und Mineralquellen gehören hier einfach zum Stadtbild.
Rotorua ist eine Stadt wie keine andere. Denn hier sieht man Dinge, die man sonst nirgendwo zu sehen bekommt. Überall riecht es nach verdorbenen Eiern. Bäume und Steine sind bedeckt von bunten Flechten und außerirdischen Moosen, wie man so noch nie zuvor gesehen hat.
Viele kleine Einzelheiten wie diese machen die Stadt zu einem erkundenswerten Ziel.
Inhalt
Der Pohutu-Geysir
Eigentlich wollten wir uns mit den Kindern eine der wichtigsten Attraktionen Rotoruas anschauen, den mächtigen Pohutu-Geysir.
Der Pohutu-Geysir ist der größte seiner Art auf der Südhalbkugel. Noch dazu ist er überaus zuverlässig und herrlich aktiv. Geysire lassen sich nämlich nicht immer gut vorhersagen, aber beim Pohutu-Geysir hat man fast schon so etwas wie Sicherheit, dass er auch an diesem Tag wieder eine mehrere Meter hohe Wasserfontäne in die Luft spucken würde. Praktisch für eine Touristenattraktion. Und wir fanden daher, sowas muss man ganz einfach einmal gesehen haben.
Als wir also mit den Kindern auf unserem Neuseeland-Roadtrip endlich in Rotorua ankamen, wollten wir eigentlich diesen prächtigen Geysir sehen. Doch Google Maps machte uns dabei gehörig einen Strich durch die Rechnung.
Das Whakarewarewa Village
Denn anstatt uns zum Pohutu-Geysir zu führen, endeten wir auf dem großen Parkplatz einer Nachbarattraktion. Das war uns aber zunächst erst einmal gar nicht klar. Google Maps wollte uns nämlich eigentlich durch ein geschnitzes Tor führen, doch ein Schild verbot die Durchfahrt. Und so parkten wir also davor und liefen zum Besucherzentrum.
Hier erfuhren wir dann, dass wir eigentlich ganz woanders angekommen waren, nämlich im Whakarewarewa Village. Ein Maori-Dorf mitten im Zentrum von Rotorua. Da es eine Höllenarbeit war, unseren riesigen Campervan überhaupt irgendwo zu parken, entschlossen wir uns daher kurzfristig um und beschlossen, statt des Geysirs das Maori-Dorf zu besuchen. Lustigerweise konnte man den Geysir nämlich von Whakarewarewa auch gut sehen.
Wie wir beim Ticketkauf erfuhren, war Whakarewarewa ein vollständiges traditionelles Dorf mitten in der Stadt Rotorua. Hier fand man quasi alles, was man zum Leben brauchte: Wohnhäuser und Kirchen, Geschäfte, einen Friedhof und jede Menge geothemale Aktivität. Und dazu gab es auch noch traditionelle Tänze wie den berühmten Haka zu sehen. Wir waren sofort Feuer und Flamme. Mit Karte bewaffnet machten wir uns auf, Whakarewarewa mit den Kids zu erkunden.
Te Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Wahiao
Whakarewarewa war also der Name des Dorfes, und das war an sich schon schwer auszusprechen. Das wh klingt übrigens eher wie ein f, die Aussprache ist daher eher etwas so wie Fakarewarewa. Eigentlich ist der Name aber noch viel länger, so in etwa Te Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Wahiao, aber weil sich das kein Engländer merken konnte, hat man den Namen abgekürzt. Manche sagen auch ganz einfach nur Whaka.
Das Dorf gibt es schon seit mehreren Hundert Jahren, und seit ca. 200 Jahren ist es auch touristisch erschlossen. Für die Bewohner gehört es zum Leben ganz einfach dazu, Besuchern ihr Dorf zu zeigen. Denn das Leben hier ist äußerst interessant: Die Maoris von Whakarewarewa leben nämlich in völliger Harmonie mit ihrer explosiven und superheißen Umwelt. Und das muss man wirlich einmal gesehen haben.
Besonders wenn man aufs Geld achten möchte und wenig Zeit hat, ist der Besuch des Dorfes eine praktische Alternative, denn er kombiniert gleich zwei wichtige Themen der neuseeländischen Nordinsel.
Maorikultur und Geothermik in einem
Ab ging es also durchs Tor und über eine Brücke, die einen dampfenden Fluss überquerte. Hier gabelte sich die Hauptstraße, an beiden Seiten standen Geschäfte und Wohnhäuser. Eigentlich sah dies alles relativ modern aus. Mit Holz verschalt, mit Fenstern und gedeckten Dächern, eigentlich alles ganz normal. Erst bei der Gemeindehalle angekommen, kam ein wenig Maori-Feel in die Sache, denn hier standen handgeschnitzte traditionelle Totems.
Und auch hinter den Häusern tat sich was. Da dampfte die Erde. Vorsichtig erkundeten wir die unbebauten Bereiche des Dorfes, immer auf dem Weg bleibend, denn jeder Fehltritt konnte einen gekochten Fuß zur Folge haben. Farbenprächtig kamen die Terrassen daher, über Jahrhunderte in Stein geformtes Silikon, das in Gelbtönen daherkam. Blubbernde Pools und Becken, von denen die Hitze aufstieg, stinkender Schwefel hing in der Luft.
Auf den ersten Blick eine Szenerie wie aus der Hölle, ein irdisches Inferno. Warum sollte irgendjemand hier leben wollen?
Leben mit der Gefahr
Die Maoris haben es im Laufe der Zeit gelernt, mit der Gefahr umzugehen. Sie machen sich die Wärme, die aus der Erde aufsteigt, auf geniale Art und Weise zu Nutze. Man braucht keinen Wassertopf im Haus, wenn man das Essen auch in einem Netz in die heiße Quelle draußen hängen kann. Man braucht auch keine Badewanne. Denn richtig abgeleitet kühlt das Wasser zu genau der richtigen Temperatur ab, um dann in einem eigens dafür gebauten Freiluftbad genau die richtige Temperatur für ein wohliges Bad zu haben.
Wie wir bei unserem Besuch erfuhren, wächst Gemüse besser in eigens dafür gebauten erhobenen Gartenbeeten. Denn sonst würde das Gemüse schon gekocht, bevor es auf den Tisch kommt. Aus dem gleichen Grund müssen die Maoris von Whakarewarewa auch ihre Toten überirdisch in Sarkophagen bestatten.
Und dann am Ende unseres Besuches erreichten wir endlich eine Aussichtsplattform. Von hier aus konnte man den Pohutu-Geysir in all seiner Pracht sehen. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Maori-Tänze und der berühmte Haka
Bevor wir wieder zu unserem Campervan zurückkehrten, besuchten wir noch die kostenlose Show im Zentrum des Dorfes. Die Dorfbewohner hatten eine fantastische Vorstellung entwickelt, die alles enthielt, was man sich von einem Besuch wünschen konnte. Folklore und Geschichten, Musik und Tanz, sowie den legendären Haka.
Den kennt ihr vielleicht von den Spielern des neuseeländischen Rugbyspiels, den All Blacks. Wenn nicht, dann sucht das doch bitte einmal bei YouTube, denn es lohnt sich.
Maori-Tänze beinhalten eine Menge Drohgebärden. Da werden Augen gepoppt, Zungen rausgestreckt, und mit den Füßen auf den Boden gestampft. So stellte man sich damals den anderen Stämmen vor, und natürlich machten es dann die anderen genauso. Gesang und Tanz hingegen waren lieblich und melodiös, beinah so wie die Tänze auf Hawaii.
Am Ende waren wir sehr froh, dass Google Maps uns auf die falsche Fährte geschickt hatte, denn sonst hätten wir diese tolle Rotorua-Attraktion mit den Kindern gar nicht gesehen.
Wir fanden den kulturellen Teil des Besuchs äußerst spannend und einzigartig und viel besser, als nur auf einen Geysir zu schauen. Ein faszinierender Einblick in das überaus komplexe Zusammenspiel von Mensch und Natur, absolut empfehlenswert. Hier sind die weiteren Infos zum Maori-Dorf Whakarewarewa.
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2 Kommentare
Supercool! Bei meinem Besuch vor 12 Jahren in Rotorua war ich nur im Thermal Wonderland und bin einmal durch die Stadt gefahren. Da Dorf habe ich verpasst. Aber nächstes Jahr geht es mit der ganzen Familie nach Neuseeland und da kommt deine Empfehlung auf jeden Fall auf die ToDo-Liste! Danke, Nina
Toll Nina! Also, uns hat es wirklich gut gefallen. Besonders die Aufführung am Ende.