Die kleine Stadt Osuna, Heimat des Game of Thrones Museums, befindet sich quasi mitten im Nichts. Gerade so auf halber Strecke zwischen den andalusischen Großstädten Sevilla und Malaga. Ihr ist eigen, was man in so einigen Orten im Süden findet: ruhige Straßenzüge mit weißen Häusern, duftende Orangenbäume auf sonnigen Plätzen und barocke Kirchtürme mit handbemalten Dachschindeln.
Doch wenn man bedenkt, wie klein Osuna eigentlich ist, hat es von dieser malerischen Pracht doch eine Menge zu bieten. Und erkunden kann man die Stadt sehr leicht, selbst mit Kindern im Schlepptau. Die Karte hierzu erhält man im Stadtmuseum, Museo de Osuna. Glücklicherweise sind die Straßen größtenteils ohne Steigungen, was man ja bei spanischen Altstädten nicht so oft sieht.
Doch trotz des Reichtums bleibt Osuna weitestgehend unbekannt. Vielleicht liegt es an der isolierten Lage. Schade eigentlich, finden wir. Denn Osuna hat so viel zu bieten: Paläste, Kirchen und Konvente. Und eben sogar ein Game of Thrones Museum.
Inhalt
Game of Thrones Museum und Drehort in Osuna
Wenn ihr vielleicht, so wie wir, ein Fan der Serie Game of Thrones seid, dann ist das kleine aber feine Stadtmuseum in Osuna ein absolutes Muss. In der Stadt wurde nämlich eine wichtige Schlüsselszene der Staffel 5 gedreht, und nach Abschluss der Dreharbeiten blieben einige Requisiten zurück. Die Stadt, nicht ganz unklug, wandelte daraufhin zwei Räume im hiesigen Stadtmuseum in eine Game-of-Thrones-Ausstellung um.
Die Räumlichkeiten sind nicht besonders groß. Aber es reicht, um uns doch – ganz nerdig – zu entzücken. An den Wänden finden wir Fotos von den Dreharbeiten und Autogramme aller Stars. Es gibt jede Menge Fanart zu bewundern, größtenteils herrlich kitschig. In den Schaukästen finden sich Münzen und Schmuckstücke. Drachenglass und Sammlerfiguren, eine Replik des Eisernen Throns. Ein Nachtwache-Umhang von Jon Schnee, Dothraki-Sichelschwerter an den Wänden, König Joffreys Krone.
Für die Kinder ist das freilich nichts. Sie langweilen sich nach fünf Minuten, denn sie kennen ja die Serie nicht. Deshalb machen wir uns auf, den eigentlichen Game-of-Thrones-Drehort in Osuna zu besichtigen, den Plaza de Toros.
Der Plaza de Toros, Kampfarena von Meereen
Wenige Schritte weiter kommen wir zur ehemaligen Stierkampfarena von Osuna. Stierkämpfe finden hier schon lange nicht mehr statt, deshalb können wir in aller Ruhe die verschiedenen Bereiche der Arena unter die Lupe nehmen. Für die Fernsehshow wurde die Stierkampfarena computertechnisch vergrößert, aber trotzdem macht sie einen guten Eindruck.
Während die Kinder vorgeben Stiere zu sein, beklettern wir die Ränge, bewundern die hübsche auf Kacheln geschriebene Sitzplatznummerierung, quetschen uns vorbei an den Holzbarrieren zum Schutz gegen den Stier und schreiten durch die Zugangstunnel, durch die früher der Bulle getrieben wurde. Rot und gelb sind die Farben, die uns immer wieder auffallen – die Farben Spaniens.
Als wir uns aufmachen, die Stierkampfarena wieder zu verlassen, fragt uns die Dame am Eingang, ob wir hier seien wegen Game of Thrones. Als wir bejahen, führt sie uns in einen abgesperrten Bereich unter der Tribüne. Was dann auf uns hinter der Biegung wartet, kommt dann doch ziemlich überraschend: ein riesiger Drachenkopf!
Eine Stadtbegehung – Barocke Paläste, Konvente, Kirchen
Es ist wirklich erstaunlich, welche Pracht man in Osunas Straßen findet. Eine Zeitlang siedelten sich hier viele Adelige an und bauten sich herrliche Paläste mit monumentalen Fassaden und Eingängen. Viele davon sind immer noch sehr gut erhalten. Sie sind verziert mit verzwirbelten Säulen, filigranen Steinmetzarbeiten und kunstvoll gefertigten schmiedeeisernen Gittern.
Ganz besonders in der Calle San Pedro wird man fündig. Herrlich zum Beispiel der Palast des Marquesa de la Gomera aus dem 17. Jahrhundert. Sogar der städtische Kornspeicher hat eine Pracht, die man nicht überall sieht. Kleine Details fordern uns auf, ganz genau hinzusehen: die Innenhöfe, die sorgfältig ausgearbeiteten Fassaden, die Wappen, die Sonnenuhren.
Schließlich besuchen wir auch noch einen Konvent. Dass es sich beim Monasterio de la Encarnación um einen noch aktiven Konvent handelt, wird uns erst bewusst, als eine Nonne das Tor öffnet. Sie führt uns durch die öffentlichen Bereiche des Klosters, um uns die dort aufbewahrte Kirchenkunst zu zeigen.
Die Führung ist unenthusiastisch und auf Spanisch, aber die Kinder sind mächtig beeindruckt. Von irgendwoher vernehmen wir Küchendüfte – es ist kurz vor der Mittagspause. Frauenstimmen singen einen Choral hinter verschlossenen Türen. Die Nonne zeigt uns am Ende noch einen Fingerknochen, ein Relikt, auf das sie besonders stolz ist.
El Coto las Canteras – “Spaniens Petra”
Eine Sache müssen wir dann aber doch noch erkunden bevor wir uns wieder auf den Heimweg begeben. Im Ortskern finden wir einen bebilderten Aufsteller für Touristen, auf dem die Sehenswürdigkeiten von Osuna angepriesen werden. Unter anderem steht hier El Coto las Canteras erwähnt, angeblich das Petra Spaniens. Es handelt sich hierbei, wie wir erfahren, um einen alten Steinbruch, den schon die Iberer und später die Römer benutzt haben, um Material für Osunas Gebäude abzubauen.
Der alte Steinbruch ist nicht mehr in Benutzung – bis auf eine Ausnahme. Ein futuristisch aussehendes Auditorium wurde aus dem weichen Sandstein geschlagen und wird heute für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Außen befinden sich kunstvolle Reliefs, freilich nicht so alt wie die Fronten in Petra, aber doch bezaubernd schön.
Als wir in Coto las Canteras angekommen, ist das Auditorium zwar geschlossen, aber man kann den historischen Steinbruch begehen und diese vom Menschen geschaffene, atmosphärische Landschaft erleben.
Es ist dabei ein wenig, wie in Minecraft zu gehen: Alle Geräusche gedämpft bis auf das Knirschen des Schutts unter den Füßen. Irrsinnige Formen und Abhänge, kreisende Vögel, viel Staub in der Luft. Eine faszinierende Landschaft, ein beeindruckendes Erlebnis.
Drachen, Nonnen und ein Steinbruch: Ein unvergesslicher Tag in Osuna
In Osuna gibt es noch so viel mehr zu entdecken, aber für uns ist es Zeit nach Hause zu fahren. Einen letzten Stop legen wir noch ein, diesmal am Colegiata de Osuna, dem höchsten Punkt der Stadt. Von hier haben wir noch einmal einen tollen Blick über die Terracotta-Dächer der Häuser, zwischen denen die barocken Türme der Konvente und Kirchen spitz herausragen.
Eine faszinierende Stadt voller Entdeckungen, ein toller Tag mit den Kindern mitten im Herzen von Spanien.
Tipps für den Besuch von Osuna
Osuna befindet sich auf halber Strecke zwischen Malaga und Sevilla und ist daher für Besucher beider Städte als Tagesausflug interessant. Auch von der Costa del Sol aus ist der Ort gut zu erreichen. Natürlich ist es der ideale Zwischenstop, wenn ihr eine Rundreise durch Andalusien plant.
Abgesehen mal von der Tatsache, dass der Ort nicht direkt auf einer der bekannten Touristenrouten liegt, ist er leicht zu besuchen. Wir fanden auf Anhieb einen Parkplatz und konnten uns im flachen Stadtzentrum prima zurechtfinden. Erste Anlaufstelle sollte dabei immer das Museo de Osuna sein, denn hier wird man gut beraten und mit allen Infomaterialen ausgestattet.
Eintrittspreise sind moderat bei ca. 2 Euro pro Attraktion und Erwachsenen. Die Kinder zahlen nichts. Allerdings muss man beachten, dass in Osuna noch Siesta gilt und so ziemlich alles um 14 Uhr für zwei oder sogar drei Stunden die Pforten schließt. Während der Mittagszeit findet man sich dann am besten in einem der zahlreichen Cafes für ein paar Tapas ein, zum Beispiel direkt am Plaza Mayor, wo wir pro Teller Tapas nur rund 2 Euro bezahlt haben.
Natürlich kann man in Osuna auch prima übernachten. Für Preisvergleich, Reviews und Fotos schaut mal bei Tripadvisor nach: Osuna Hotels (Achtung: Affiliate-Link, das heißt, wir erhalten für den Klick eine kleine Provision).
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4 Kommentare
Liebe Silke,
das ist ja mal ein spannender Tipp! Sevilla ist überlaufen, Malaga eh nur Flughafenstadt und Tourizentrum. Aber Osuna hört sich noch richtig urig an. Wenn ich endlich mal meine seit Jahren erträumte Andalusien-Rundreise hinkriege, kommt Osuna auf die Route!
Liebe Grüße
Gela
Hallo Gela, da tust du Málaga aber ein wenig unrecht. Ich glaube, ich muss auch mal in aller Deutlichkeit über die Vorzüge unserer Wahlheimat schreiben. 🙂
Wahnsinn, was für ein toller Tipp! Da wird die nächste Andalusienreise ja noch dringender 🙂 Malaga ist eh superschön und Sevilla haben wir vor 15 Jahren zum letzten Mal besucht, da ist Osuna quasi gebongt 😉
LG Jenny
Ich kann auch Setenil de las Bodegas empfehlen. Gleich neben Ronda 😉