Stonehenge ist natürlich weltberühmt. Doch ist es auch einzigartig? Was viele nicht wissen: Die Gegend rund um Stonehenge ist uralt und voller weiterer prähistorischer Stätten.
Da fährt man schon mal unangekündigt an einem Hügelgrab vorbei, das da einfach so in der Landschaft rumsteht. Oder man sieht auf einmal in den Kalk getriebene Bilder an den Abhängen, besonders die von weißen Pferden.
Oder eben auch andere große Steinbrocken, die von Menschen vor Tausenden von Jahren zusammengestellt wurden.
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Wiltshire ist voller prähistorischer Orte
Stonehenge ist also gar nicht so einzigartig, wie man vielleicht denkt. Aber es ist weltberühmt. Und das wird natürlich voll ausgenutzt. Busladungen von Touristen besuchen Stonehenge jeden Tag, und sie lassen sich das Erlebnis auch ganz schön was kosten.
Was aber tun, wenn einem der Eintritt von knapp 43 Pfund pro Familie zu teuer ist? Richtig, man schaut sich nach Alternativen um.
In der englischen Grafschaft Wiltshire gibt es also, wie gesagt, eine ganze Reihe von Alternativen. Wir haben uns für unseren Besuch mit den Mini Globetrottern den Ort Avebury ausgesucht. Warum?
Zum einen, weil die Steinkreise in Avebury wunderbar erhalten sind – so gut, dass sie ebenso wie Stonehenge zum Weltkulturerbe zählen. Zum anderen, weil man ganz nah ran gehen und die Steine sogar anfassen kann. Und zum Dritten, weil der Besuch der Steinkreise von Avebury völlig umsonst ist.
Avebury, das Dorf mit den Steinkreisen
Avebury ist ein kleines altes Dorf, das mitten in den prähistorischen Steinkreis hineingebaut worden ist. Hier findet man einige Wohnhäuser und B&Bs, Bauernhöfe, ein Herrenhaus, Kirchen und natürlich auch einen Pub, das Red Lion Inn. Dieser behauptet, der einzige Pub der Welt zu sein, der sich einem Steinkreis befindet. Das glauben wir ihm auch glatt.
Schon bei der Anfahrt werden die übergroßen Dimensionen und die Lage der Steinkreise ersichtlich. Um die Steine herum befinden sich menschengemachte Erdwälle und Gräben, rund und immer noch deutlich aus der Landschaft geformt.
Wir parken das Auto am Red Lion Inn und gehen durch ein Törchen in das Innere der Steinkreise. Die Größe der Steinblöcke ist wirklich erstaunlich. Sie sind ungefähre doppelt so groß wie die Kinder.
Zusammen stellen wir uns vor, wie die Menschen damals wohl diese riesigen Brocken bis an diese Stelle transportiert und dann gezielt aufgestellt haben. Es ist kaum zu begreifen. Und warum die Menschen das überhaupt getan haben, ist sowieso ein Mysterium.
Für die Kinder ist das Erlebnis unmittelbar und im wahrsten Sinne des Wortes anfassbar. Sie sind begeistert.
Der mystische Wunschbaum
Weiter geht der Weg den Erdwall hinauf, der sich kreisrund um das Dorf und die Steine formt. Wir laufen oben auf der Kante, aber die Verführung ist zu groß. Die Kinder stürmen den Abhang hinunter und bis in den Boden des tiefen Grabens, jauchzend und jubelnd. Dann geht es wieder hinauf.
Am Ende des Weges stoßen wir auf einen Wunschbaum. Eigentlich eine Gruppe von Bäumen, deren überirdisches Wurzelgeflecht die Stelle ganz magisch erscheinen lässt. Nicht nur wir finden das. Viele Besucher vor uns haben an diesem Ort ihre Zeichen hinterlassen.
Die Bäume hängen voll mit bunten Bändern, Zettelchen, selbstgemachten Figürchen. Auf den Zetteln stehen Wünsche in den verschiedensten Sprachen, einige davon sehr generell gehalten (Glück, langes Leben, Wohlstand, Gesundheit), andere weitaus persönlicher und spezifischer.
Auf der anderen Seite der Straße durchqueren wir eine Schafkoppel. Es ist schön zu sehen, wie toll sich die großen Steinblöcke in die Landschaft und in den Alltag dieser Leute einfügen.
Für uns ist das natürlich etwas ganz besonderes, aber für die Bewohner von Avebury ist die Anwesenheit der großen Steinblöcke auf ihren Weiden und in ihren Gärten etwas völlig normales.
Avebury Manor und St James
Weiter geht unsere kurze Wanderung, immer am Außenrand des Kreises entlang und bis zum Avebury Manor Herrenhaus. Dieses befindet sich zwar im Privatbesitz und ist nur begrenzt zugänglich, aber auch von außen ist der Gebäudekomplex ein schöner Anblick.
Nicht weit entfernt ist die kleine Kirche von St James, die noch aus sächsischer Zeit stammt, also ebenfalls ein beachtliches Alter hat. Hier findet man, wenn man aufmerksam schaut, noch viele sehr alte Gebäudeteile und Details. Doch was uns viel mehr interessiert, ist der hölzerne Lettner, eine Art Abtrennung, die den weltlichen Teil des Kirchenschiffs vom geistlichen abtrennt.
Diese Schirme gab es früher häufiger in England, aber Königin Elisabeth I hatte sie zu ihrer Regierungszeit verboten, so dass die meisten zerstört worden sind. Dieses spezielle Exemplar hatte man hingegen hinter einer zweiten Wand versteckt und erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und restauriert.
Der einzige Pub der Welt in einem Steinkreis
Nach unserem Rundgang stärken wie uns im Red Lion noch bei einem Pint für die Heimreise. Der Pub hat übrigens ein paar Besonderheiten.
Zum einen hat hier Prinz Charles einige Male gespeist, als er eine nahegelegene Ausgrabung besucht hat.
Zum anderen befindet sich mitten im Speisesaal ein sehr tiefer Brunnen – der ehemalige Dorfbrunnen. Ein Inschrift erklärt, dass mindestens ein unglücklicher Dörfler wohl am Boden dieses Brunnens liegt. Heute ist der Brunnen sicherheitshalber mit einer Glasplatte abgedeckt.
Der Vergleich: Stonehenge vs. Avebury
Spontan entscheiden wir uns, doch noch einmal kurz bei Stonehenge vorbeizufahren. Es gibt einen Feldweg ganz in der Nähe, wo New-Agers und Hippies kampieren, um den Sonnenuntergang bei Stonehenge zu erleben. Dort halten wir mit dem Auto an und werfen einen kurzen Blick auf das Geschehen.
Natürlich muss man für den Besuch Eintritt zahlen, aber es gibt auch einen weiter entfernten Weg mit Aussichtsplattform, von wo aus man kostenlos einen kurzen Blick werfen kann.
Angesichts dessen, dass man selbst mit einer Eintrittskarte nicht weit an Stonehenge herantreten kann, und dass der Ring selbst auch im Vergleich zu Avebury winzig ist, ist der Besuch von Stonehenge eher enttäuschend. Sicher, mit seiner Eintrittskarte bekommt man auch einen Audio-Guide, einen Museumseintritt und jede Menge Erläuterungen.
Aber unserer Meinung nach fühlt es sich viel authentischer an, wenn man solche eine prähistorische Stätte in ihrer ursprünglichen Form, als Teil der Gemeinschaft und eingebettet in die Landschaft, erleben darf. Für die Kinder war Avebury auf jeden Fall die bessere Option – Vorgeschichte zum Anfassen.
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1 Kommentar
Danke für diesen Bericht. Ihr seid der Grund warum wir nicht in Stonehenge, sondern in Avebury waren und es nicht bereut haben. Alles genau wie oben beschrieben und noch schöner 🙂