Vor unserem Rückzug nach Deutschland mussten wir noch ein paar wichtige Stationen in Andalusien abhaken. Ich wollte auf jeden Fall noch vor Abreise die Alcazaba in Almería sehen, also die mittelalterliche Maurenburg. Dazu gab es eine ganze Handvoll von guten Gründen.
Zum einen ist die Alcazaba gleich hinter der Alhambra die zweitgrößte Maurenburg in Andalusien. Zweitens bietet sie einen herrlichen Ausblick auf Meer, Stadt und Umland. Und zu guter Letzt hat die Alcazaba von Almería mit ihren verfallenen Mauern und fruchtbaren Gärten jede Menge Geschichten zu erzählen.
Für mich also genug Gründe, die Familie für einen Tagesausflug ins Auto zu setzen und die zwei Stunden bis Almería zu fahren. In diesem Blogpost erzähle ich euch also nun, was wir gesehen und erlebt haben, damit ihr für euch selbst entscheiden könnt, ob sich der Besuch für euch lohnt.

Treppen führten die Besucher in den ersten Hof der Alcazaba. Wer an so einem heißen Tag wie diesem die Burg von Almería plant, sollte sich auf wenig Schatten einstellen.
Inhalt
- 1 Mit der Familie zur Alcazaba in Almería
- 2 Der Wassergarten der Vorburg
- 3 Ein Blick in über eintausend Jahre alte Behausungen
- 4 Schöne Aussichten über die flachen Dächer von Almería
- 5 Mauern und Türme des Militärforts
- 6 Lohnt sich denn nun ein Besuch der Alcazaba in Almeria?
- 7 Das könnte dich auch interessieren
- 8 Weiterpinnen!
Mit der Familie zur Alcazaba in Almería
Alcazaba, das heißt auf Arabisch soviel wie Festung oder Fort. Es gibt davon so einige in Andalusien, denn hier dauerte die herrscht der Mauren auf der iberischen Halbinsel am längsten an. Zum Beispiel gibt es eine Alcazaba in Málaga, eine in Antequera und eine in Granada. In Almería ist die Alcazaba auf jeden Fall ein mächtiges Monstrum auf einem Berg über der Stadt. Ein allbeherrschendes Bauwerk von riesigen Ausmaßen und mit einer strategischen Lage.
Die Alcazaba lässt sich in drei Bereiche aufteilen. Da gibt es den Vorhof, der heutzutage ein blühender Garten im arabischen Stil ist. Früher war dies die Fluchtburg für die Bewohner der Stadt im Falle eines Angriffs.
Der zweite Bereich folgt direkt dahinter. Hier finden sich zahlreiche abgeschlossene und aktive Ausgrabungsbereiche. Zu entdecken gibt es maurische Häuser, die damals von den Beamten und deren Familien bewohnt wurden.
Der letzte Bereich ist der militärische Teil der Festung, bestehend aus mächtigen Mauern und hohen Türmen mit Schießscharten. Von hier aus kommandierten die Mauren sehr erfolgreich für viele Hundert Jahre diesen Abschnitt der spanischen Küste.
Der Wassergarten der Vorburg
Wir besuchten die Alcazaba mit unseren Kindern. Ihr Interesse war nur geheuchelt, denn eigentlich hatte keiner von uns Lust, bei dieser großen Hitze das Haus zu verlassen. Aber wir hatten nicht mehr viel Zeit, und so bissen wir in den sauren Apfel und quälten uns raus in die andalusische Sommerhitze. Wie es meistens so ist, begann der Besuch der Burg zunächst einmal mit dem Aufstieg – kein Vergnügen bei 30 Grad im Schatten. Immerhin mussten wir als EU-Bürger an der Kasse keinen Eintritt zahlen.
Die Gärten der Alcazaba waren gepflegt und ordentlich. Es gab Brunnen und Wasserspiele, zurechtgestutzte Bäume, niedrige Hecken. Unter unseren Füßen sorgten große Zisternen dafür, dass hier immer reichlich Wasser vorhanden war. Von den Umgrenzungsmauern aus genossen wir den Blick über die Stadt, fühlten die angenehm warme Brise, die vom Meer herauf blies und uns sanft das Gesicht streichelte. Von der Spitze aus hatten wir einen umwerfenden Blick zu drei Seiten.
Beeindruckend zu sehen waren auf jeden Fall die Überreste der alten Stadtmauer, die auch heute noch quer durch das Tal schnitt. Da bekamen wir schon einen guten Eindruck davon, wie stark und mächtig die Mauren hier einst gewesen sein mussten. In der Ferne sahen wir den nächsten Hügel, den Cerro de San Cristobal, mit der auffälligen Christusstatue. Hier stand auch heute noch die Ruine der Tempelritterburg, eine weitere Attraktion, die man in Almería besuchen konnte.

Von der Burgmauer aus konnte man das Tal und die alte Stadtmauer Almerías überblicken, die sich bis zum Cerro de San Cristobal hinzog.
Ein Blick in über eintausend Jahre alte Behausungen
Wir folgten den Treppen hinauf zum mittleren Bereich der Burg. Durch ein Tor hindurch und schon waren wir in einem angenehm kühlen Gebäude, wo man sich als Besucher ein wenig erfrischen konnte. Wir kauften uns eine kalte Cola am Automaten und schnappten nach Luft. Es war wirklich ein unbeschreiblich heißer Tag.
Auf der anderen Seite des Gebäudes ging es wieder hinaus, und nun standen wir also im mittleren Hof der Alcazaba. Hier wurde verwaltet und gewohnt, lebten die Beamten und ihre Familien, wurden Wasser und Lebensmittel für die Garnison aufbewahrt. Ein paar Schilder halfen bei der Orientierung und Interpretation, aber ansonsten konnte man eigentlich nur die schöne Aussicht und das alte Gemäuer bewundern.
Besonders faszinierend fand ich dabei die ausgegrabenen Wohnhäuser, die ganze eintausend Jahre alt waren. Sie waren erstaunlich komplett und hatten sogar einen kleinen Innenhof, wie man es wohl auch heute noch in Nordafrika finden würde. Als Geschichtsnerd fand ich das natürlich alles ziemlich klasse.
Wir stiegen auch auf die Muro de la Vela, die große Begrenzungsmauer zwischen erstem und zweitem Hof und staunten über den tollen Blick über das Land. Hier wurde wieder mal ganz deutlich, dass jede Stadt in Andalusien irgendwie immer ganz eigen aussah.

Grundmauern und Reste von Behausungen machten den mittleren Teil der Alcazaba in Almería aus. Sie waren teilweise bis zu eintausend Jahre alt.
Schöne Aussichten über die flachen Dächer von Almería
Auch wenn die Städte Málaga und Almería an der selben Küste im Süden Spaniens lagen, sogar nur wenige Hundert Kilometer voneinander entfernt, so trennten sie optisch doch Welten voneinander. Wo Málagas Stadtzentrum doch vor allem christlich-barock geprägt war, war das von Almería eindeutig älter und arabisch aussehend. Die Flachdächer konnten auch genauso gut irgendwo in Nordafrika sein.
Ein wenig erinnerte uns Almeria daher an Cádiz, auch wenn Cádiz weitaus mehr vom Überseehandel nach Amerika profitieren durfte und daher einen “moderneren” Stil aufwies als Almería. Doch im Vergleich zu Sevilla zum Beispiel konnte der Kontrast kaum stärker sein.
Wir fuhren fort mit unserer Entdeckungstour mit den Kindern, überquerten das Ruinenfeld der ausgegrabenen Fundamente im mittleren Bereich der Burg. Unter der heißen Sommersonne leuchtete der warme Sandstein goldgelb auf, man konnte fast meinen, man wäre irgendwo in der Sahara. Nur Sand und blauer Himmel, sonst nichts. Die Hitze wurde zu einer echten Herausforderung, so ganz ohne Schatten. Wie Kleinkriminelle hangelten wir uns daher immer an der Wand lang, nutzen den wenigen Schatten, den es gab, schöpften Kraft aus dunklen Ecken und überdachten Turmruinen.
Mauern und Türme des Militärforts
Der letzte Teil der Alcazaba war an diesem Tag für eine Veranstaltung herausgeputzt. Überall standen orangefarbene Stühle herum. Dies war der vollständigste Teil der Maurenburg, denn er wurde auch noch nach der Reconquista von den christlichen Herrschern genutzt. Was wir um uns herum sahen, war also weitaus jüngeren Datums, nur 500 Jahre, statt 1.000. Wieder zog es zu den Außenmauern, wieder genossen wir den Blick nach unten. Begeistert hängten die Kinder ihre Nasen in den warmen Wind.
Ganz von an der Spitze gab es noch einen Rundturm mit Kanonen zu bestaunen. Von hier aus sahen wir sehr gut in den Fels gehauene Höhlen. Dies war auch der Ort, den die Einheimischen die Cueva de la Paloma nannten. Auch wenn es nie bewiesen werden konnte, so glaubte man, dass die Mauren bei der Flucht aus der Stadt hier ihre Wertsachen versteckten, in der Hoffnung eines Tages wiederkehren zu können. Das klang auf jeden Fall vernünftig. Leider kam dieser Tag niemals, denn die Christen hatten irgendwann auch in Andalusien wieder in Oberhand, und die Alcazaba von Almería wurde zu einem wichtigen Mittel, dieses neue Machtverhältnis dauerhaft durchzusetzen.

Die letzte Bereich der Burg stand voll mit leuchten orangefarbenen Stühlen und war offenbar für eine Veranstaltung vorbereitet.
Lohnt sich denn nun ein Besuch der Alcazaba in Almeria?
In einigen Reiseführern wird behauptet, dass die Alcazaba in Almería eine gelungene Alternative zur Alhambra in Granada sei. Schließlich sei sie ja die zweitgrößte Maurenburg Andalusiens. Aber reicht dieses Argument wirklich aus?
Was auf jeden Fall ein guter Punkt ist, ist, dass die Almería-Burg so schön nah an den Touristenorten entlang der Küste ist: Sie ist also leicht zu erreichen, wer sowieso dort einen Badeurlaub plant. Zudem ist der Eintritt in die Alcazaba kostenlos, wohingegen ein Besuch der Alhambra ganz schön ins Geld gehen kann.
Meiner Meinung nach lassen sich die beiden Burgen jedoch trotzdem nicht so einfach vergleichen, so nach dem Motto: Schaffst du es nicht nach Granada, dann wirst du auch in Almería fündig. Leider ist die Alcazaba da nicht wirklich vom selben Kaliber wie die Alhambra. Die Pracht und die Schönheit der arabischen Paläste der Alhambra mit ihren feinen Stuckarbeiten sind meiner Meinung nach schlicht unübertroffen. Da kann Almería bei weitem nicht mithalten. Auch die Gärten der Generalife in Granada sind weitaus schöner und spannender als die Gärten in der Burg von Almería.

Die Tempelritterburg auf dem benachbarten Cerro de San Cristobal war eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit der Stadt.
Auch wenn sich die Waagschale also eindeutig in Richtung Alhambra neigt, ist die Alcazaba trotzdem nicht zu verachten. Wir waren auf jeden Fall sehr froh, diese Sehenswürdigkeit in Almería vor unserem Umzug nach Deutschland noch mitnehmen zu dürfen. Das satte Blau des Mittelmeers, die trutzigen Stadtmauern und der Blick über die Flachdächer von Almería waren wirklich atemberaubend schön. Ein kleiner Bonus war meines Erachtens nach auch die aktive Ausgrabungsstätte im zweiten Vorhof der Burg. Größe und Alter der Burg insgesamt waren schon mächtig beeindruckend.
Am Ende muss man natürlich für sich selbst entscheiden, ob ein Besuch der Alcazaba in Almería lohnt. Ich persönlich würde immer erst einem Andalusienbesucher empfehlen, die Alhambra in Granada zu besichtigen. Die Burg von Almería wäre im Vergleich nur ein mangelhafter Ersatz oder eben eine Ergänzung, je nachdem, ob man es bis Granada schafft.
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