Mittlerweile waren wir schon einige Tage mit den Kindern im australischen Outback unterwegs. Wenn ihr ganz von vorne anfangen wollt zu lesen, dann startet am besten hier.
Unsere Fahrt hatte angefangen mit einem Flug von Sydney nach Alice Springs. Hier hatten wir uns dann für den Roadtrip einen großen Wohnwagen von der Verleihfirma ausgeliehen hatten. Nach einem Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Roten Zentrum Australiens waren nun also auf dem besten Wege Richtung Queensland. Das bedeutete eine lange Fahrtstrecke auf schnurgeraden Outback-Highways durch das endlose Nichts.
Von Alice Springs aus waren wir auf dem Stuart Highway nördlich Richtung Darwin gefahren. Wir hatten eine einsame Mangofarm besucht, eine Telegraphenstation und einen seltsamen Outback-Pub. Nach einer, sagen wir mal ‚interessanten‘ Übernachtung in der UFO- und Altenhauptstadt Australiens und dem Besuch der Devil’s Marbles waren wir nun endlich auf dem Weg nach Tennant Creek.
Verlorene Wüstenstadt im Nichts
Tennant Creek überraschte uns ganz schön, und nicht gerade im positiven Sinne. Natürlich war uns bewusst, dass die Stadt sehr abgelegen war. Aber angesichts dessen, dass sie das regionale Zentrum einer Region des Northern Territory war, dessen Größe so ziemlich der Großbritanniens entsprach, war die Atmosphäre eher bescheiden.
Wir wollen jetzt natürlich keinem Bewohner von Tennant Creek auf die Füße treten. Aber die Stadt wirkte wirklich erstaunlich verloren. Einer dieser Orte, bei denen man bei der Fahrt besser das Knöpfchen runter macht. Das lag vor allem daran, dass grünes Gras in Tennant Creek Mangelware war. Stattdessen war der Ort dominiert von grau-gelbem Staub, der sich in den Vorgärten und entlang der Straßen breitgemacht hatte.
Die Häuser waren roh zusammengezimmert, die Vorgärten mit billigen Maschendrahtzäunen angedeutet. Gruppen von Leuten streiften wie Zombies planlos durch die Straßen. Es waren meist Aborigines, die aussahen, als wäre dies ihre einzige Tagesbeschäftigung. Entlang der Hauptstraße größtenteils nur Geschäfte, um den Durchreiseverkehr zu versorgen. Automechaniker, Tankstellen, Raststätten, Fast-Food-Ketten. Keine Modegeschäfte, Cafés, Haushaltswaren.
Ziemlich enttäuscht hakten wir Tennant Creek somit als weiteren Roadtrip-Stop ab und kehrten nur eben beim örtlichen KFC für ein schnelles Mittagessen ein. Bezeichnenderweise waren die Chicken Nuggets ausverkauft. Dann machten wir uns auch schon wieder auf Weg zu unserem Tagesziel, dem Barkly Homestead.
Ungeahnte Gefahren auf dem Outback-Highway
Von Tennant Creek aus waren es nur wenige Kilometer bis zur großen Abzweigung auf den Barkly Highway Richtung Queensland. Die einzige Straße weit und breit, die das Northern Territory mit Queensland verbindet. Unser Ziel war ein Rastplatz namens Barkly Homestead, weit und breit die einzige Anlaufstelle mitten im Nichts.
Während wir der endlos graden Straße Richtung Osten folgten, mussten wir immer wieder ein Gefühl der Panik bekämpfen. Auf dem Armaturenbrett unseres geliehenen Wohnwagens leuchtete immer öfter ein Warnlicht auf, dessen Bedeutung wir uns nicht erklären konnten. Natürlich war das nichts, was wir uns gerne mitten im Nichts antun wollten. Ohne Handy- und Internetempfang war es unmöglich, weitere Informationen zu diesem Warnlicht herauszubekommen. Das Handbuch empfahl nur, schnellstmöglich die nächste Werkstatt aufzusuchen.
Das wäre auf der einsamen Straße schon Aufregung genug gewesen, aber nach ein paar Stunden hatten wir zudem auch noch eine unangenehme Begegnung mit einem uns entgegenkommenden Roadtrain. Ihr wisst schon, diese endlosen LKW-Monstrositäten, denen man besser weitestgehend aus dem Weg geht. Einer dieser Roadtrains nämlich schleuderte kleine Kieselsteine vor sich her. Einer davon traf unsere Windschutzscheibe mit einer solchen Wucht, dass ein heftiger Riss entstand. Natürlich nicht schön, so etwas der Mietwagenfirma beizubringen. Aber noch unschöner, wenn mit jeder Vibration des Wohnwagens dieser Riss entlang der Scheibe zu wachsen beginnt.
So lenkten wir uns und die Kinder weitestgehend mit einem Blick aus dem Seitenfenster ab. Die Landschaft an diesem Abschnitt des Barkly Highway war leider nicht besonders interessant. Eine endlose Aneinanderreihung von gedrungenem Buschwerk. Da das Land im Besitz der örtlichen Aborigines war, konnten wir davon ausgehen, hierbei auf den angestammten Urbewuchs zu schauen. Im Kontrast dazu war das Land, das die Viehwirte bewirtschafteten, öde und leer. Von Hunderten von Hufen niedergetrampelt, von zahllosen Mäulern zerrupft und zerfressen. Da fiel es schwer zu entscheiden, welche Landschaft uns nun attraktiver erschien.
Barkly Homestead, Außenposten am Ende der Welt
Wir machten gut Fahrt und erreichten Barkly Homestadt am frühen Nachmittag. Eine willkommene Oase mitten im Outback, besonders nach der aufregenden Fahrt mit Warnlicht und Scheibensprung. Unsere Sorge, der Platz könnte ausgebucht sein, war unbegründet. Im Outback herrscht viel Platz, und so konnte sich jeder für die Nacht angenehm ausbreiten.
Der Campingplatz war staubig und minimal, aber das schien keinen so richtig zu stören. Um uns herum war ein Meer aus hohem Gras, verdorrten Bäumen und vielen Autowracks. Ein Paradies für Schlangen, weswegen wir uns nicht weit vortrauten.
Die Australier lieben es ja, im Alter ihr Hab und Gut zu verkaufen und dann mit dem Wohnwagen durchs Land zu ziehen. Im Volksmund werden sie Grey Nomads, Graue Nomaden, genannt. Genau solch ein Grauer Nomade schenkte den Kindern einen roten Gummiball, der den Mini Globetrottern auf dem weitläufigen Gelände ungeahnte Freuden bereitete. Der Pool war nämlich jetzt mitten im Winter eiskalt und zu nichts zu gebrauchen.
Während sich die Sonne goldgelb am Horizont über dem Grasmeer verabschiedete, erkundeten wir noch einmal unsere Umgebung ein bisschen genauer. Die entlang des Highways aufgestellten rostigen Ackergeräte waren lohnenswerte Fotoobjekte, und so konnten wir noch einmal die unglaubliche Atmosphäre des australischen Outbacks anhand dieser kuriosen Fundstücke festhalten.
Hier geht es weiter zum Teil 10: Der Beweis, dass wir Deutschen überall sind
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